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BAHN EXTRA Bahn-Faszination Schweiz (Vorschau)

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Strecken, Züge, Fahrzeuge<br />

Der Frontzierschmuck war ein Charakteristikum der Kantonsloks. Nur<br />

einen Teil des „Schnäuzchens“ trägt diese Ae 6/6, als sie im Dezember<br />

1988 mit zwei Wagen der Südostbahn bei Sattel-Ägeri unterwegs ist<br />

Ebenfalls typisch für die Ae 6/6 sind die wuchtigen Blattfeder-Pakete<br />

als Wiegenfederung. Hier zu sehen an der Ae 6/6 11518 „Herisau“<br />

Jörn Schramm<br />

Die zulässige Höchstgeschwindigkeit der<br />

Ae 6/6 von 125 km/h erlaubte die durchgehende<br />

Bespannung der Schnellzüge von Zürich<br />

und Luzern bis Chiasso, so dass das zeitraubende<br />

Umspannen oder Ansetzen einer<br />

Vorspannlok in Erstfeld generell entfallen<br />

konnte. Mit Güterzügen und den damals<br />

noch zahlreichen Nachtschnellzügen gelangten<br />

sie im Durchlauf unter Umgehung der<br />

Kopfbahnhöfe von der italienischen Grenze<br />

(Chiasso und ab 1960 auch Luino) über die<br />

aargauische Südbahn (via Muri) bis nach Basel<br />

an der deutschen Grenze.<br />

Die neuen Lokomotiven waren hoch willkommen,<br />

da schon während ihrer Auslieferung<br />

die Jahresgütermenge auf der Gotthardbahn<br />

auf 20 Millionen Tonnen (1963) anstieg<br />

und sich die Zahl der Reisenden innerhalb von<br />

zehn Jahren auf sechs Millionen Fahrgäste pro<br />

Jahr verdoppelte.<br />

Im Jahr 2000 wurden die Ae 6/6 der SBB-Gütersparte zugeteilt, was einigen der Loks eine<br />

neue Lackierung bescherte. Im „SBB-Cargo-Design“ und mit der neuen Nummer 610 420 hat<br />

die Ae 6/6 einen Nahgüterzug übernommen Dr. Dietmar Beckmann, Slg. Karl Laumann (Bild o.l.)<br />

te sich sofort auf die Gotthardstrecke, wo sie<br />

die Traktion regelrecht revolutionierten. Praktisch<br />

alle Reise- und auch alle Güterzüge bis zu<br />

einem Gewicht von 650 Tonnen konnten sie<br />

alleine mit der Streckenhöchstgeschwindigkeit<br />

(75 bzw. 80 km/h) die Rampen hinaufziehen.<br />

Der bewusste Verzicht der SBB auf eine Vielfachsteuerung<br />

schränkte den Betriebsablauf<br />

überhaupt nicht ein, da zu jener Zeit die zulässige<br />

Zughakenlast ohnehin nur 1.000 Tonnen<br />

betrug und somit eine Doppeltraktion<br />

ohne künstliche Leistungsreduktion nicht zulässig<br />

gewesen wäre. Bei schweren Güterzügen<br />

ergänzte meist eine Schwestermaschine gleicher<br />

Baureihe als Zwischenlok den Zugverband,<br />

die ohnehin von einem eigenen Lokführer<br />

bedient werden musste. Vorspann am<br />

Berg leisteten häufig die älteren Loks der Serie<br />

Ae 4/6, wobei die Summe der Grenzlasten beider<br />

Loks (385 Tonnen + 650 Tonnen =<br />

1.035 Tonnen) ziemlich genau der zulässigen<br />

Zughakenlast entsprach.<br />

Dank 125 km/h Spitze konnte die Ae 6/6 Schnellzüge<br />

von Zürich bis Chiasso durchgehend fahren<br />

Gemeinde- und Kantonsloks<br />

Darüber hinaus entwickelte sich die Ae 6/6 zum<br />

Symbol der modernen SBB. Um die Lokomotive<br />

auch in den Regionen abseits der Gotthardachse<br />

zu präsentieren und so die Identifikation<br />

der schweizerischen Bevölkerung mit<br />

ihren Bundesbahnen zu erhöhen, schmückte<br />

man die Loks mit dem <strong>Schweiz</strong>er Kreuz auf der<br />

Stirnseite und Kantons- oder Gemeindewappen<br />

auf den Seitenwänden. Im Rahmen von meist<br />

groß angelegten Tauf-Zeremonien unter Einbeziehung<br />

der örtlichen Folklore erhielten die<br />

Ae 6/6 11426 bis 11450 die Namen der <strong>Schweiz</strong>er<br />

Kantonshauptorte und die höheren Nummern<br />

Namen weiterer Städte und Gemeinden.<br />

Eine ganz besondere Ehre wurde den Loks mit<br />

den Nummern 11401 bis 11425 zuteil, da sie<br />

dazu auserkoren waren, die Wappen der<br />

25 Kantone der <strong>Schweiz</strong> zu tragen. Um sie gegenüber<br />

den „gewöhnlichen“ Ae 6/6 hervorzuheben,<br />

zierte die Kantonsloks nicht nur das entsprechende<br />

Kantonswappen, sondern zusätzlich<br />

entsprechend dem damaligen Zeitgeschmack<br />

eine um laufende Chrom leiste, ergänzt durch<br />

zusätzliche kürzere Leisten unter den Führerstandsfenstern<br />

(„Schnäuzchen“). Auch nach ihrer<br />

Umlackierung in die rote Farbgebung ab<br />

1984 blieb ihnen der Schmuck erhalten.<br />

Mit der Gründung des neuen Kantons Jura<br />

zum 1. Januar 1979 entstand auch eine 26. Kantonslok.<br />

Dazu tauften die SBB die Ae 6/6 11483<br />

von „Porrentruy“ in „Jura“ um. Sie erhielt zwar<br />

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