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BAHN EXTRA Bahn-Faszination Schweiz (Vorschau)

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Ae 6/6 vor dem Abschied<br />

Kurz nach ihrer Ablieferung an die SBB wird die Kantonslok Ae 6/6<br />

11413 „Schaffhausen“ Anfang der 60er-Jahre auf der Gotthard-Südrampe<br />

in Szene gesetzt. Bei Rodi-Fiasso hält der BBC-Werksfotograf<br />

die nagelneue Maschine im Bild fest BBC/Slg. M. Niedt, Dr. D. Beckmann (r.)<br />

In der Spätphase der Einsätze, aber noch auf der klassischen Strecke<br />

ist im August 1981 diese Ae 6/6 unterwegs. Mit dem aus Einheitsund<br />

Leichtstahlwagen gebildeten Regionalzug 1870 nach Chiasso hat<br />

sie Bellinzona verlassen und zeigt sich nun vor der Burg Castelgrande<br />

plare lieferte wie bei den Vorserienloks die<br />

BCC, für die übrigen 56 Maschinen die Maschinenfabrik<br />

Oerlikon (MFO). Der Einsatzbereich<br />

der neuen Lokomotiven konzentrierversell<br />

im Güter- und Personenverkehr einsetzbaren<br />

Gotthardlok mit einem höchst anspruchsvollen<br />

Lastenheft zu bestellen. Die<br />

neuen Lokomotiven sollten 600 Tonnen<br />

schwere Züge die langen Gotthard-Rampen<br />

(26 Promille Steigung) mit 75 km/h hinaufbefördern<br />

und auf den Zulaufstrecken bei<br />

125 km/h noch acht Tonnen Zugkraft entwickeln<br />

können. Den Zuschlag für die Herstellung<br />

von zwei Prototypen erhielt ein Konsortium<br />

aus zwei schweizerischen Firmen. Den<br />

mechanischen Teil konstruierte und baute die<br />

<strong>Schweiz</strong>erische Lokomotiv- und Maschinenfabrik<br />

(SLM) in Winterthur, während die<br />

Brown Boveri & Cie (BBC) mit Sitz in Baden<br />

für den elektrischen Teil verantwortlich<br />

war. Die guten Erfahrungen mit dem Einzelachsantrieb<br />

in den ersten laufachslosen Drehgestellloks<br />

der Bern-Lötschberg-Simplon-<br />

<strong>Bahn</strong> (Ae 4/4, 1944) und der SBB (Re 4/4 I ,<br />

1946) führten zu einer vollkommen neu konstruierten<br />

Lokomotive mit zwei dreiachsigen<br />

Drehgestellen, wobei jede Achse von einem<br />

1.000 PS starken Motor angetrieben wurde<br />

(Achsfolge Co’Co’). Mit der Stundenleistung<br />

von 4.300 kW und einem Adhäsionsgewicht<br />

von 6 x 20 Tonnen konnten die Loks die Leistungsanforderungen<br />

problemlos erfüllen. Als<br />

aber der erste Prototyp, die Ae 6/6 11401, am<br />

4. September 1952 erstmals die Hallen des<br />

BBC-Werkes Münchenstein verließ und routinemäßig<br />

gewogen wurde, brachte er<br />

124 Tonnen auf die Waage. Das Gewicht lag<br />

damit deutlich über der Toleranzgrenze von<br />

120 Tonnen ± 2 %, so dass die Lok umgehend<br />

zur Nachbesserung zur SLM zurückgeschickt<br />

wurde. Zusammen mit der am 31. Januar<br />

1953 abgelieferten Schwestermaschine 11402<br />

wurde Lok 11401 nach ihrer Rückkehr einem<br />

umfangreichen Testprogramm unterzogen.<br />

Die SBB stationierten beide Loks in Erstfeld<br />

und schickten sie vor Planzügen über den<br />

Gotthard. Obwohl die beiden Vorserienloks<br />

das Pflichtenheft erfüllten, offenbarten sie<br />

dennoch Optimierungspotenzial für die Serie.<br />

Eine wichtige Änderung betraf die elektrische<br />

Bremse, die sich mit einer Auslegung für<br />

300 Tonnen Zuggewicht bei 20 Promille Gefälle<br />

für die langen Talfahrten mit langen Güterzügen<br />

auf den Gotthardrampen als viel zu<br />

schwach entpuppte. Zu lauftechnischen Problemen<br />

führten die dreiachsigen Drehgestelle<br />

mit starr gelagerten Radsätzen. In den zahlreichen<br />

engen Kurven der Gotthardbahn kam<br />

es zu einem enormen Verschleiß sowohl an<br />

den Rädern und als auch an den Schienen. Als<br />

Gegenmaßnahmen erhielten die Serienloks in<br />

Querrichtung seitenelastisch (weich) gelagerte<br />

Radsätze, der Spurkranz der mittleren Räder<br />

wurde verkleinert.<br />

Die Gotthard-Lok sollte 600 Tonnen schwere Züge<br />

mit 75 km/h über die 26-Promille-Rampen bringen<br />

IN KÜRZE TECHNISCHE DATEN DER AE 6/6<br />

Baureihe Ae 6/6<br />

Hersteller<br />

SLM/BBC/MFO<br />

Inbetriebsetzung Vorserie/Serie<br />

1953/1955-1966<br />

Anzahl Exemplare 120<br />

Achsfolge<br />

Co’Co’<br />

Stundenleistung<br />

4.300 kW<br />

Gesamtmasse<br />

120 t<br />

Höchstgeschwindigkeit 125 km/h<br />

Länge über Puffer<br />

18,40 m<br />

Anzahl Fahrmotoren 6<br />

Stundenzugkraft<br />

221 kN<br />

Serienbau und Einsätze<br />

Von 1955 bis 1966 fertigte die SLM insgesamt<br />

118 Serienloks mit den Nummern 11403 bis<br />

11520. Den elektrischen Teil für 62 Exem-<br />

Die unerwartete Rückkehr: Bei Redaktionsschluss<br />

hatten die SBB fünf Ae 6/6 für Güterzüge<br />

im Raum Zürich reaktiviert. Mit von der<br />

Partie war die chromverzierte 11419, hier am<br />

15. März 2013 bei Birmenstorf Florian Martinoff<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 3/2013 47

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