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REISE & KULTUR<br />

„Ich bin ein<br />

unglücklicher<br />

Mensch.<br />

Ich arbeite<br />

fiebernd,<br />

um meine<br />

Einsamkeit zu<br />

vergessen.“<br />

Museum<br />

DKM<br />

Die augenfällig<br />

zurückhaltende<br />

Eleganz der Fassade<br />

signalisiert Harmonie<br />

und Klarheit.<br />

„Linien stiller<br />

Schönheit“ heißt<br />

konsequenterweise<br />

die Dauerausstellung<br />

– mit jahrtausendedes<br />

Vaters – wechseln sich mit düsteren<br />

Zeiten ab. Besonders der Front-Einsatz<br />

im 1. Weltkrieg und ein chronisches<br />

Lungenleiden verdunkeln seinen Charakter.<br />

Zudem will niemand seine Bilder<br />

kaufen, da durch die Hyper-Inflation ab<br />

Kriegsbeginn keiner Geld für Kunst hat.<br />

Dass er überhaupt weiter malen kann,<br />

verdankt er erneut dem Hauptmann-<br />

Clan. Durch ihn kommt Mueller 1919<br />

an die Professur für Aktmalerei an der<br />

Kunstakademie im schlesischen Breslau.<br />

4.000 Mark im Monat, ein Spitzenge-<br />

Zeit seines Lebens auf der<br />

Suche nach dem Glück<br />

halt, streicht er fortan ein. Außerdem<br />

stellt er wieder häufiger aus. Doch Otto<br />

Mueller braucht mehr, um seiner Unzufriedenheit<br />

zu entfliehen. Er will so<br />

sein wie andere Künstler, will den Lebemann<br />

und Frauenhelden herauskehren.<br />

Mit 45 macht er eine 17-Jährige zu<br />

seiner Geliebten. Es folgt die Scheidung<br />

von seiner ersten Frau Maschka,<br />

die er 1905 geheiratet hatte. Zwei weitere<br />

Ehen wird er noch schließen – das<br />

Glück nicht <strong>finden</strong>. In tiefer Verzweiflung<br />

wendet er sich wieder Maschka<br />

zu, die versucht seine Bilder in Berlin zu<br />

verkaufen: „Du glaubst, weil ich liebe“,<br />

schreibt er, „male ich gute<br />

Bilder. Nein, ich bin ein tief<br />

unglücklicher Mensch und<br />

arbeite fiebernd, um meine<br />

Einsamkeit zu vergessen.“<br />

Umso erstaunlicher, dass<br />

er in dieser dunkelsten Phase<br />

seines Lebens einige der<br />

schönsten Bilder der deutschen<br />

Kunstgeschichte<br />

malt, wie die Doppelporträts<br />

mit seinen Frauen<br />

(„Maschka und Otto Mueller“).<br />

Malen war längst sein einziges<br />

Ventil, um der Schwermut zu entkommen.<br />

Sein früher Tod 1930 mit nur 56<br />

ersparte ihm, miterleben zu müssen,<br />

wie seine Werke als „entartet“ diffamiert<br />

– und mehr als 350 Gemälde von den<br />

Nazis aus Museen verbannt wurden.<br />

9 WEITERE<br />

GRÜNDE, UM<br />

DUISBURG ZU<br />

BESUCHEN<br />

Museen, Theater,<br />

Deutsche Oper<br />

Duisburg – das klingt für viele immer noch nach<br />

schmuddligem Ruhrgebiet. Doch die Stadt hat auch<br />

eine erstaunliche Zahl von renommierten Kultur-<br />

Einrichtungen, die wahrlich eine Reise wert sind.<br />

Lehmbruck<br />

Museum<br />

Einzigartige Sammlung<br />

moderner<br />

Skulpturen in einem<br />

der reizvollsten<br />

Museumsbauten<br />

der Nachkriegszeit.<br />

Neben den Werken<br />

Lehmbrucks (Bild<br />

oben: „Mädchenkopf“<br />

und hinten „Große<br />

Sinnende“, beide von<br />

1913) findet sich hier<br />

Kunst von Picasso,<br />

Barlach, Dalí, Beuys<br />

oder Serra. Wechselausstellungen<br />

ergänzen<br />

die Sammlung.<br />

Bis zum 24. Februar<br />

2013 im Duisburger<br />

Lehmbruck Museum:<br />

„Einfach. Eigen.<br />

Einzig“: Otto Mueller.<br />

Wegbereiter der<br />

„Künstlergruppe<br />

Brücke“ und deren<br />

„selbstverständliches<br />

Mitglied. Diese<br />

Retrospektive bringt<br />

in komprimierter<br />

Form zum Ausdruck,<br />

was nach neuesten<br />

kunsthistorischen<br />

Erkenntnissen über<br />

Otto Mueller und<br />

sein Werk bekannt<br />

und nachweisbar ist.<br />

Friedrich-Wilhelm-Str.<br />

40. Mi. – So. 12 bis 18,<br />

Do. bis 22 Uhr.<br />

(02 03) 2 83 26<br />

30, www.lehmbruckmuseum.de<br />

Museum<br />

Küppersmühle<br />

Eines der größten<br />

deutschen Privatmuseen<br />

für moderne<br />

Kunst. Zugleich trifft<br />

moderne Architektur<br />

von Herzog & de<br />

Meuron auf Industriekultur.<br />

Das MKM<br />

(Museum Küppersmühle)<br />

ist zudem<br />

Heimat einer der<br />

schönsten Sammlungen<br />

deutscher Kunst<br />

von den 50ern bis<br />

heute, mit Werken<br />

u. a. von Anselm<br />

Kiefer und Gerhard<br />

Richter. Philosophenweg<br />

55, Mi. 14<br />

bis 18, Do. – So. und<br />

Feiertage 11 bis 18<br />

Uhr. (02 03) 30 19<br />

48 11, www.museumkueppersmuehle.de<br />

Fotos: Privatsammlung, Jürgen Diemer, Dejan Saric/Lehmbruck Museum Duisburg (6), Interfoto,<br />

mauritius images, Prisma, dpa/picture-alliance, bildstelle/action press; Karte: Axel Kock<br />

44 1/ 2013

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