Haus & Garten Test Besser als sein Ruf: Filterkaffee (Vorschau)
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Museum der Brotkultur | KÜCHE<br />
Kulturen und verschiedenen Teilen<br />
der Welt zur Sammlung des Museums.<br />
Davon können etwa 700 Exponate<br />
im Rahmen einer Dauerausstellung<br />
auf drei Etagen besichtigt werden.<br />
Brot <strong>als</strong> Kulturobjekt<br />
Die Exponate erzählen nicht nur die<br />
Geschichte des Brotes <strong>als</strong> Teil der<br />
menschlichen Kultur, sondern zeugen<br />
auch von der Bäckerkunst <strong>als</strong> traditionelles<br />
Handwerk. So präsentieren<br />
sich die Zünfte der Bäcker und Müller<br />
ebenso wie die Geschichte der technischen<br />
Innovationen, die das Mahlen<br />
und Backen im Laufe der Zeit<br />
erleichterten. Außerdem werden verschiedene<br />
Getreidesorten und deren<br />
Anbau thematisiert. Im Fokus steht<br />
dabei die kulturelle Bedeutung des<br />
Brotes in den frühen Hochkulturen<br />
der Menschheit vom Mittelmeerraum<br />
über Asien bis zu den Ländern Lateinamerikas,<br />
wobei die Brotsymbolik im<br />
jüdischen und christlichen Glauben<br />
besondere Beachtung findet. Durch<br />
bildliche Darstellungen, Grabbeigaben<br />
und vielfältige Relikte wird gezeigt,<br />
wie sich während der historischen<br />
Entwicklung menschlicher<br />
Kulturen die allgegenwärtige Gefahr<br />
des Hungers auswirkte und auch über<br />
die aktuelle Welternährungslage informiert.<br />
Dabei werden auch künstlerische<br />
Au<strong>sein</strong>andersetzungen mit<br />
dem Thema berücksichtigt: Sozialkritische<br />
Arbeiten von Ernst Barlach,<br />
Max Beckmann und Käthe Kollwitz<br />
werden ebenso ausgestellt wie Malereien<br />
des 17. Jahrhunderts und zeitgenössische<br />
Kunst, darunter Werke<br />
von Salvador Dalí und Joseph Beuys.<br />
Im Rahmen der dauerhaft gezeigten Ausstellung<br />
werden vor allem zwei<br />
Aspekte des Brotes beleuchtet.<br />
Zum einen erfährt der Besucher etwas<br />
über <strong>sein</strong>e Entstehung aus gemahlenem<br />
Korn, zum anderen wird es in <strong>sein</strong>er<br />
Bedeutung <strong>als</strong> Grundnahrungsmittel in<br />
einen weiter gefassten Kontext gesetzt.<br />
Brot heißt Leben<br />
Als Basis der Brotherstellung wird beispielsweise<br />
die frühzeitliche Kultivierung<br />
des Getreides erklärt, außerdem<br />
beschäftigt sich die Dauerausstellung<br />
mit der landwirtschaftlichen Produktion<br />
und den verschiedenen Mahlverfahren.<br />
Während sich die Grundprinzipien des<br />
Brotbackens über Jahrtausende nur wenig<br />
verändert haben, machte der technische<br />
Fortschritt vor allem in der Zeit<br />
der Industrialisierung eine große Vereinfachung<br />
der einzelnen Arbeitsschritte<br />
möglich. Doch nicht nur die Herstellung<br />
des Brotes, sondern auch <strong>sein</strong>e Rolle <strong>als</strong><br />
Handelsware findet Berücksichtigung in<br />
den Exponaten. So wird der Unterschied<br />
der traditionellen Selbstversorgung mit<br />
Backwaren auf dem Lande der organisierten<br />
Produktion<br />
und dem Verkauf<br />
von Brot in den Städten gegenübergestellt,<br />
der auch den Zusammenschluss<br />
der Bäcker in Zünften zur Folge hatte.<br />
Schließlich wendet sich die Dauerausstellung<br />
auch der Bedeutung des Brotes<br />
zu, die über <strong>sein</strong>en Wert <strong>als</strong> Nahrungsmittel<br />
hinausgeht. In der jüdischen und<br />
christlichen Religion wird es <strong>als</strong> Symbol<br />
für das Leben selbst betrachtet, wie<br />
die bildhafte Darstellung in zahlreichen<br />
Gemälden beweist. Noch vor 250 Jahren<br />
war der Mangel an Brot mit einer<br />
Hungersnot gleichzusetzen, da kaum<br />
alternative Grundnahrungsmittel zur<br />
Verfügung standen. Abschließend wird<br />
in der Ausstellung der Bogen von der<br />
Vergangenheit zur Gegenwart geschlagen,<br />
in der noch immer über 800 Millionen<br />
Menschen weltweit von Hunger<br />
bedroht sind. Wer <strong>sein</strong> „täglich Brot“ <strong>als</strong><br />
Nahrungsmittel, Kunstgegenstand und<br />
übergeordnetes Symbol für die Welternährungslage<br />
kennenlernen möchte, für<br />
den lohnt sich ein Besuch des Museums<br />
der Brotkultur in Ulm.<br />
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