Zur Lehre vom Urkundenbeweise
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Pjrnf, Dr. Ä. 8. SchnItze: <strong>Zur</strong> <strong>Lehre</strong> <strong>vom</strong> <strong>Urkundenbeweise</strong>. 13<br />
öffentlihen oder: P.rivathrknnde ohne Einfittss Die materielle<br />
Beweiskraft der echten Privaturkunde und der öffentlichen Urkunde<br />
steht sich mit einer gleich zu erwähnenden Ausnahme<br />
völlig, gleich. Der Unterschied zwischen denselben bezieht sich<br />
hur auf die Feststellung ihrer Echtheit und nicht auf ihre<br />
materielle Beweiskraft. 18)<br />
Nur in Beziehung auf urkundliche Zeugnisse hat der<br />
Unterschied zwischen öffentlichen und Privaturkunden eine Bedeutung<br />
auch rücksichtlich der materiellen Beweiskraft. Zeugnisse<br />
von Privatpersonen, und zwar gleichviel, ob sie in einer<br />
Privaturkunde oder in einer öffentlichen Urkunde (z. B. einem<br />
.NotariatMnsti'ument, einem Gerichtsprotokoll etc.) niedergelegt<br />
sind, unterstehen durchaus dem Grundsatz freier Beweiswiirdigung.<br />
Zeugnisse öffentlicher Behörden und Urkundspersonen<br />
dagegen über Wahrnehmungen, welche dieselben innerhalb ihres<br />
verfassungsmäsigen Geschäftskreiss und überdies in der gesetzlich<br />
vorgeschriebenen Form als ihre eigene Wahrnehmung<br />
bekundet haben, machen kraft gesetzlicher Regel vollen prima<br />
fade-Beweis der bezeugten Thatsache. 029. §. 380 382, 383:<br />
Durch besondere Gesetze ist die Beweiskraft öffentlicher Zeugnisse<br />
sogar ausnahmsweise ausgedehnt auf gewisse Thatsachen,<br />
welche nicht Gegenstand der Wahrnehmung der bezeugenden<br />
Behörde oder Urkundperson gewesen sind ‚ wie z. B. bei den<br />
Oivilstandsmirkunden über Geburten und Todesfälle, welche prima<br />
fade die Geburt und den Tod beweisen, obschon die Urkunds-<br />
-persoir nur eine dahingehende Behauptung dritter Personen<br />
wahrnimmt und beeugt. 18) Auf der anderen Seite kann die<br />
Möglichkeit des Beweises einer bestimmten Thatsache auf eine<br />
ganz bestimmte Art einer öffentlichen Urkunde beschränkt sein;<br />
so kann die Beobachtung der Föjinlichkeiten der mündlichen<br />
Verhandlung nur durch das Sitztingsprotokoll bewiesen werden:<br />
CPO. §. 150. Die Beweiskraft des öffentlichen Zeugnisses ist<br />
immer nur eine primafacm'e-Beweiskraft; der Gegenbeweis gegen<br />
seine Richtigkeit ist immer zulässig, und zwar ohne Einschriinkund<br />
etwa auf bestimmte Beweismittel. Nur ausnahmsweise<br />
aus besonderen . Interessen der Rechtssicherheit ist die Möglich-<br />
18)<br />
iCrit: Vierte]jabrssehrift, ii. a. 0., S. 230 ff.<br />
") Personenstandsgesetz vorn 6. Februar 1875, §. 15.<br />
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