Zur Lehre vom Urkundenbeweise
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Prof. Dr. A. S. Schnitze: <strong>Zur</strong> <strong>Lehre</strong> <strong>vom</strong> <strong>Urkundenbeweise</strong>. 3 -<br />
et nt kaec nostrae donationis conCe8SCO firmcfaca, incorrupta,<br />
rata, inconvulsa, stahilis, - immobilis., inteyra, per omnia firma<br />
persnaflc&, volumus, precepirnus, firmamus, etiam siqilli nostri lmpressione,<br />
manus quoque proprice appositiofle rerissiine notaflius. 75)<br />
Diese Bedeutung des Siegels als Zeichen der abgegebenen<br />
Willenserklärung wird auch in der deutschen Fassung der Königsurkunden<br />
hervorgehoben: - daz aber dis stete. bube, derumbe<br />
ist unser ingesigele uiide derselben borgen ingesigele an disen<br />
brief gehenket zeime Urkunde. 74)<br />
Das anhängende königliche Siegel ist daher auch für alle<br />
übrigen Behörden das unbedingte Kriterium dafür, dass der<br />
königliche Rechtsbefehl hinausgegeben sei, und dass die Urkunde<br />
mithin die Rechtsverbindlichkeit des Königsbefehls erlangt habe.<br />
Etwa wie heute der Richter sich von der stattgehabten Publication<br />
einer königlichen Verordnung durch Einsicht der Gesetzsammlung,<br />
des Verordnungsblattes etc. überzeugt, so prüft er<br />
in damaliger Zeit das Siegel. Seine Echtheit ist das untrügliche<br />
Kriterium der stattgehabten Hinausgabe und mithin der Rechtskraft.<br />
So hat das Hofgericht vor Kaiser Lothar erkannt, wie<br />
dieser in einer Urkunde von 1134 berichtet. Nachdem er in<br />
dem Siegelvermerk dieser Urkunde zunächst selbst diese Bedeutung<br />
des Siegels besonders scharf betont hat, heisst es weiter:<br />
qu(a et hoc judicatum est- ante nos, ut quod in pre.sentia Romani<br />
imperatorw legitime factum et ejus fuerit sigillo legitim con fitmatum<br />
ab omnibus allis potestatibus semper maneat incommissum. 75)<br />
73) Vgl. auch Stumpf, Acta Nr. 20, 21; Strassb. Urk.-E. 1, Nr. 23<br />
(831), 25 (a. 845). Es sind dies Beispiele aus einer Zeit, in welcher neben<br />
dem Siegel noch die Unterschrift figurirt. Sie sind absichtlich gewählt. Denn<br />
dass das Siegel die Bedeutung der letzteren in sich aufgenommen unterliegt ja<br />
keinem Zweifel Es kann aber aus dem Umstande, dass die Siegelung der letzte<br />
mit der Urkunde vorgenommene Act ist (Fi eker, II, S. 190, und die dort abgedruckte<br />
Stelle aus Conrad de Marc), und dass sie auch in der corroboratio<br />
regelmässig nach der Unterschrift erwähnt wurde, vielleicht ebenfalls ein Argument<br />
dafür entnommen werden, dass die Unterschrift mehr der Beglaubigung der<br />
Echtheit, die Siegelung aber als Zeichen der Begebung der Urkunde aufgefasst<br />
wurde. Von dieser Anordnung in der eorroboratio kommen allerdings Abweichungen<br />
vor, wie in der im Text mitgetheilten Formel. Gerade hier aber wird die Bedeutung<br />
der Unterschrift als Beglaubigung der veritas, des Siegels als Zeichen der<br />
Abgabe der Willenserklärung ausdrücklich betont.<br />
- ') Strassb. Urk.B. 111, Nr. 52 (a. 1274), Nr. 76 (a. 1275).<br />
") Quix, Cod. dipl. Aquens. S.67. Vgl. dazu Ficker, II; S. 189.