DAS ARGUMENT - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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Geschichte 841<br />
kraftsetzung des Geltungsanspruchs wissenschaftlicher Standards zugunsten<br />
der Notwendigkeit eines als „lästig" empfundenen „routinemäßigen<br />
Rollenspiels" (41) zu Frustrationen und Aggressivität und<br />
mündet nach Ansicht der Autoren in eine generelle „Krise des Leistungsbewußtseins<br />
(137). Die Destruktion individualistischer Erfolgserwartungen<br />
durch die faktischen Auslesemechanismen löst bei den<br />
Betroffenen einen Solidarisierungseffekt aus: „Individuelle Auf- und<br />
Abstiegsprozesse innerhalb der eigenen Berufssphäre verlieren an<br />
Bedeutung, wenn sich der gesellschaftliche Status des eigenen Berufsstandes<br />
relativ verschlechtert... Vom Bewußtsein der Statusverschlechterung<br />
geht ein weit größerer Solidarisierungseffekt aus<br />
als von der Frustration der normativen Erfolgserwartung. Er erreicht<br />
praktisch alle Individualisten" (51).<br />
Trotz der — nach Ansicht des Rezensenten — unangemessenen Zurückhaltung<br />
der Autoren gegenüber zentralen Schlüsselkategorien<br />
der Marxschen Analyse und des damit letztlich verbundenen Erkenntnisverzichts<br />
(der Rekurs auf die lediglich beschreibenden Kategorien<br />
der Durkheimschen Anomie-<strong>Theorie</strong> erreicht keinerlei praktische<br />
Handlungsmöglichkeit) muß angesichts des ausgesprochenen<br />
Defizits an gesicherten Erkenntnissen über Sein und Bewußtsein der<br />
technischen Intelligenz in der Bundesrepublik dieser Arbeit nicht<br />
zuletzt auch innerhalb der Diskussion über die „Neue Arbeiterklasse"<br />
ein hoher Stellenwert bescheinigt werden. Peter Hinrichs (Bremen)<br />
Geschichte<br />
Alff, Wilhelm: Der Begriff Faschismus und andere<br />
Aufsätze zur Zeitgeschichte. Suhrkamp Verlag, edition<br />
suhrkamp, Bd. 456. Frankfurt/M. 1971. (181 S., br., 4,— DM).<br />
In der Vorrede wird Alffs Angriffsrichtung deutlich: er wendet sich<br />
entschieden gegen die „deutsche historische Forschung", die über<br />
Aktenbeständen „die Masse der Menschen in ihren konkreten Verhältnissen,<br />
das ausgebeutete Proletariat, die von ihren herrschenden<br />
Klassen in drei Kriege gehetzte Nation" vergißt, ja verachtet (9). Er<br />
will der schwarz-weiß-roten „Tradition" preußisch-kleindeutscher Historiographie,<br />
die sich selbst nach der Niederlage 1945 lediglich zu<br />
Verfeinerungen ihrer Ideologie bereitfand und der radikaldemokratische<br />
Ideen so fremd sind wie genuin republikanische, eine kritischsystematische<br />
entgegenstellen. Diese ist sich des gesellschaftlichen<br />
Zusammenhangs und der ihre Detail-Objekte bestimmenden Gesetzesmäßigkeiten<br />
bewußt, reflektiert — im Gegensatz zur konservativen<br />
Geschichtsschreibung — ihre Konstruktionen und stellt die historische<br />
Forschung allgemein unter Horkheimers 1932 formuliertes