DAS ARGUMENT - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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Soziale Bewegung und Politik 853<br />
Trotz bestimmter eigenständiger Entwicklungen im Überbau erfordern<br />
gerade historische Phänomene wie dasjenige des Faschismus<br />
eine konkrete politisch-ökonomische Analyse.<br />
Daß Mansilla derartige Forderungen zwar nicht erfüllt, jedoch in<br />
den theoretischen Horizont seiner Analyse aufgenommen hatte, zeigt<br />
der quasi eingeschobene mittlere Teil über ,die gesellschaftliche<br />
Funktion des Faschismus'. Diese Beschäftigung mit den historischen<br />
Bedingungen des Faschismus in Deutschland und Italien ist aber mit<br />
den übrigen Teilen des Buches nur sehr allgemein verbunden. Der<br />
Verfasser kann deshalb wieder auf seine — von den historischen Ursachen<br />
des Faschismus abstrahierende — Problematik der generellen<br />
Totalitarismustendenzen aller spätbürgerlichen Gesellschaften zurückkommen.<br />
Heide Gerstenberger (Göttingen)<br />
Grebing, Helga: Linksradikalismus gleich Rechtsradikalismus.<br />
Eine falsche Gleichung. Verlag W. Kohlhammer<br />
(Urban-Taschenbücher Reihe 80, Band 819), Stuttgart-Berlin/<br />
West-Köln-Mainz 1971 (85 S., kart., 5,80 DM).<br />
Grebing stellt sich in dem vorliegenden Bändchen die Aufgabe, die<br />
vorherrschende Verwirrung über „Rechtsradikalismus" und „Linksradikalismus"<br />
sowie vor allem über deren vermeintlichen engen Zusammenhang<br />
„durch einige Klarstellungen und Orientierungen aufzulösen<br />
helfen" (8). Sie bezieht dabei, wie schon der Untertitel des<br />
Buches deutlich macht, eine klare Position gegen die noch immer<br />
weitverbreitete Totalitarismustheorie. Zur inhaltlichen Begründung<br />
untersucht sie die Stellung der Rechten und der Linken zu einigen<br />
wesentlichen politischen Fragen: zum Pluralismus, zum Parlamentarismus,<br />
zur Industriegesellschaft und zu bestimmten Klassikern<br />
der politischen <strong>Theorie</strong> (u. a. Rousseau und Robespierre).<br />
In bezug auf den angeblich von Linken und Rechten gleichermaßen<br />
vertretenen Anti-Pluralismus stellt sie z. B. fest, daß die Vertreter<br />
der Totalitarismustheorie eine „Überbetonung vordergründiger Gemeinsamkeiten"<br />
(21) vornehmen; wesentlich sei vielmehr: „Die Rechten<br />
kritisieren ... den Pluralismus, weil es ihn gibt, die Linken dagegen,<br />
weil es ihn nicht gibt." (21) Auch die Kritik von Rechten und<br />
Linken am Parlamentarismus geht, wie Grebing nachweist, von<br />
grundverschiedenen, ja konträren Zielvorstellungen aus; während<br />
die Rechten für autoritär-hierarchische Strukturen in Staat und Gesellschaft<br />
eintreten und damit letztlich auf eine „Intensivierung und<br />
Steigerung von Herrschaft" (29) hinwirken, erstreben die Linken<br />
wirklich demokratische Strukturen, „unmittelbare Demokratie" (29).<br />
Zur Industriegesellschaft schließlich stellt Grebing fest, daß die<br />
Rechten die gegenwärtige Industriegesellschaft von einem historisch<br />
rückwärtsgewandten Standort aus kritisieren: sie argumentieren<br />
„nicht antikapitalistisch, sondern anti-industriegesellschaftlich" (45),<br />
und sehen das Hauptübel „in der industriellen Technik und in der