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DAS ARGUMENT - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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Grenzen des Wachstums? 807<br />

komplexer Systeme lintersucht werden kann. Dieses Modell geht über<br />

die bloße Methode der Trendextrapolation ökologischer oder sozialer<br />

Vorgänge wesentlich hinaus, indem es die Wechselwirkungen verschiedener<br />

Variablen innerhalb eines komplexen Systems zu erfassen<br />

sucht. In dem verwendeten Weltmodell werden neunundneunzig<br />

relevante Variablen, angefangen von den sich nicht regenerierenden<br />

Rohstoffen bis hin zur landwirtschaftlichen Investitionsrate, in Beziehung<br />

gesetzt. Die Computer-Berechnung beginnt beim Jahr 1900<br />

und endet mit dem Jahre 2100. Die Koeffizienten des Modells werden<br />

durch die statistischen Angaben für den Zeitraum von 1900 bis 1970<br />

bestimmt. Im einzelnen sind die Funktionen des Weltmodells nicht<br />

ausgewiesen, der Leser erhält lediglich ein Flußdiagramm mit den<br />

neunundneunzig Variablen zu Gesicht. Insofern sind die Ergebnisse<br />

der Studie hinsichtlich der Funktionsbestimmung und der statistischen<br />

Konsistenz für den Leser dieses Buches nicht nachprüfbar. In<br />

den Modellberechnungen einschließlich der Variationen wird schließlich<br />

der zeitliche Verlauf von fünf entscheidenden Größen quantitativ<br />

aufgezeigt: „Bevölkerungsentwicklung", „industrielle Gesamtproduktiori<br />

pro Kopf", „Nahrungsmittelproduktion pro Kopf", „Umweltverschmutzung"<br />

und „nicht regenerierbare Rohstoffvorräte". Anhand des<br />

Kurvenverlaufs dieser Größen kommen die Verfasser der Studie zu<br />

ihrer pessimistischen Weltsicht; mit Hilfe der Simulation und Variation<br />

einzelner Größen entwickeln sie eine Strategie zur Verhinderung<br />

des drohenden Zerfalls der Menschheit.<br />

Die beiden zentralen Variablen des Weltmodells sind die Bevölkerung<br />

und die Industrialisierung- Im Hauptteil des Buches wird das<br />

dynamische Verhalten dieser beiden Größen behandelt, wobei den<br />

wachstumsfördernden und wachstumshemmenden Wechselwirkungen<br />

besonderes Gewicht gegeben wird. Als charakteristisches Merkmal<br />

des Weltmodells wird die Verflechtung der einzelnen Variablen angeführt,<br />

die dergestalt ist, daß sich in den komplizierten Regelkreisen<br />

positive Rückkoppelungseffekte herausbilden. Zunächst wird für die<br />

Hauptvariablen „Bevölkerungswachstum" und „industrielles Wachstum"<br />

ein positiv rückgekoppelter Regelkreis festgestellt. Anschließend<br />

werden die übrigen Bestimmungsgrößen des Weltmodells auf ihre<br />

Wachstumsmöglichkeiten und -grenzen hin untersucht. Die Zusammenfassung<br />

der Variablen im Weltmodell erlaubt dann Aussagen<br />

über das Verhalten des dynamischen Systems.<br />

Das zentrale methodische Problem der Untersuchung liegt in dem<br />

gegebenen bzw. angenommenen exponentiellen Wachstum der Variablen.<br />

Unabhängig von der logischen Konsistenz des konstruierten<br />

Weltmodells dürfte die Güte dieser Untersuchung vor allem davon<br />

abhängig sein, ob die zugrunde gelegten exponentiellen Wachstumsraten<br />

die geschichtliche Entwicklung in der Tat widerzuspiegeln vermögen.<br />

Eine erste entscheidende Schwierigkeit solcher Annahmen muß<br />

schon darin zu sehen sein, daß ohne spezifische Unterscheidung physische<br />

Restriktionen und Wachstumsgrößen wie Rohstoffvorkommen<br />

oder Energiebedarf etwa gleich behandelt werden wie sozioökonomische<br />

Wachstumsgrößen, wie „Bevölkerungszuwachs" oder „Kapital-

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