DAS ARGUMENT - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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866 Besprechungen<br />
would resolve the contradiction either in favor of the masses or in<br />
favor of neo-colonialism" (129).<br />
Die Autoren neigen dazu, in ihrer Kritik des ghanesischen Experiments<br />
den Interessenkonflikt zwischen dem kleinbürgerlich-nationalistischen<br />
Regime unter Nkrumah und den Massen überzubetonen;<br />
sie vernachlässigen darüber die Konflikte des Regimes mit den<br />
imperialistischen Konzernen, die sich nach der Einführung des Siebenjahresplanes<br />
1961 zuspitzten. Zweifellos haben die internationalen<br />
Kakao-Konzerne durch ihre Manipulation des Kakaopreises<br />
auf dem Weltmarkt zur Schwächung und damit indirekt zum Sturz<br />
des Nkrumah-Regimes beigetragen, zumal durch diese Preismanipulationen<br />
die Erlöse Ghanas aus seinem Kakao-Export radikal sanken,<br />
wodurch die gesamten Planungsziele gefährdet waren. Auch schwächen<br />
die Autoren die maßgebliche Beteiligung ausländischer Geheimdienste<br />
wie der CIA am Sturz Nkrumahs ab. Zwar war das<br />
Nkrumah-Regime alles andere als sozialistisch, aber Nkrumah hatte<br />
sich in den letzten Jahren vor seinem Sturz in eine militante, gleichwohl<br />
verschwommene antiimperialistische Richtung entwickelt (cf.<br />
sein $or seinem Sturz veröffentlichtes Buch: Neo-Colonialism, The<br />
Last Stage of Imperialism, London 1965, wo er sich der marxistischen<br />
Imperialismus-<strong>Theorie</strong> annähert). Für den Imperialismus ist es gewiß<br />
bequemer, es mit Marionetten-Regierungen zu tun zu haben als<br />
mit Regimen wie das unter Nkrumah, so weit diese auch vom revolutionären<br />
Sozialismus entfernt sein mögen. Verkürzt wäre es allerdings,<br />
den Sturz Nkrumahs allein als Machenschaft der CIA hinzustellen.<br />
So ist es der CIA nie geglückt, z. B. dem sozialistischen Experiment<br />
in der DRV durch einen Staatsstreich ein Ende zu setzen, denn<br />
dort wird das Regime in der Tat von zu politischem Bewußtsein gelangten<br />
Massen getragen. Dagegen war es bisher stets möglich, in<br />
jenen Ländern der Dritten Welt, die unter der Herrschaft des sich<br />
antiimperialistisch begreifenden Kleinbürgertums standen, den „sozialistischen"<br />
Entwicklungsweg durch einen Coup d'état abzublocken,<br />
zumal das nationalistische Kleinbürgertum seine Führungsposition<br />
nur auf der Basis apathisch gehaltener Massen behaupten kann.<br />
. Aus dem Sturz Nkrumahs gilt es zu lernen, daß zwar die Rolle des<br />
Imperialismus und seiner Geheimdienste nicht aus dem Auge zu verlieren<br />
ist, wenn man die Coup- und Counter-Coup-Welle in Ländern<br />
der Dritten Welt analysiert. Um jedoch nicht einer simplen Verschwörungsthese<br />
das Wort zu reden, erscheint es allemal unerläßlich,<br />
jeweils eine sozial-strukturelle Analyse vorzunehmen, um jene Faktoren<br />
zu ermitteln, die einer imperialistischen „Verschwörung" gegen<br />
die „progressiven" Regime der autochthonen Kleinbourgeoisie entgegenkamen.<br />
Renate Brückner (Frankfurt/Main)<br />
Germann, Raimund E.: Verwaltung und Einheitspartei<br />
in Tunesien. Unter besonderer Berücksichtigung des Genossenschaftswesens.<br />
Zürcher Studien zur allgemeinen Geschichte<br />
Bd. 27. Europa Verlag, Zürich 1968 (246 S., br., 24,— DM).