Öffentliche Maßnahmen als Bedingungen betrieblicher ... - SSOAR
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Durch das Angebot einer Berufsausbildung leisten die Betriebe allerdings<br />
einen Beitrag zur Reduzierung des Problems des Mangels<br />
an Ausbildungsmöglichkeiten und der Jugendarbeitslosigkeit. Zum<br />
anderen ist jedoch die Gefahr sehr groß, daß der Mangel an Ausbildungsmöglichkeiten<br />
und das Interesse der Jugendlichen am Erwerb<br />
einer Ausbildung von den Betrieben genutzt wird (bzw. genutzt<br />
werden kann), um Jugendliche in Tätigkeiten und Beschäftigungsverhältnisse<br />
zu lenken, die beim ausreichenden Angebot an<br />
alternativen Ausbildungsmöglichkeiten nicht freiwillig gewählt<br />
würden. Ferner ist die Gefahr groß, daß - obwohl für die Betriebe<br />
das Problem des Verbleibs der Jugendlichen ungelöst ist - der<br />
betriebliche Beitrag zur Bewältigung des Problems der Jugendarbeitslosigkeit<br />
und des Mangels an Ausbildungsstellen zugleich auf<br />
Kosten einer Verbesserung von Arbeitsbedingungen und damit langfristigen<br />
Bewältigung von Strukturproblemen auf dem Arbeitsmarkt<br />
geht.<br />
4. Folgerungen für die Arbeitsmarktpolitik<br />
An den Rekrutierungsproblemen im Bergbau und Gießereien x zeigt<br />
sich exemplarisch, daß die Verbesserung von Arbeitsbedingungen<br />
auch eine Voraussetzung ist für die Bewältigung struktureller<br />
Probleme auf dem Arbeitsmarkt (Anpassung der Nachfrage an das<br />
Angebot an Arbeitskräften).<br />
Es zeigt sich auch, daß ein quantitativer Abbau von stark belastenden<br />
und restriktiven Tätigkeiten nicht notwendigerweise zu<br />
Problemen auf dem Arbeitsmarkt führt. Der Großteil der auf dem<br />
Arbeitsmarkt verfügbaren Arbeitskräfte ist für diese Tätigkeiten<br />
ohnehin nicht geeignet; die in Frage kommenden Arbeitskräfte haben<br />
- sofern sie überhaupt auf dem Arbeitsmarkt auftreten - auch<br />
in anderen Beschäftigungsbereichen mit vergleichsweise besseren<br />
Arbeitsbedingungen günstige Chancen der Wiederbeschäftigung. Vor<br />
allem in langfristiger Perspektive werden mit der Beseitigung<br />
solcher Tätigkeiten auch Ursachen für die Entstehung von Problemgruppen<br />
auf dem Arbeitsmarkt (insbesondere leistungsgeminderte<br />
Arbeitskräfte) eingeschränkt.<br />
Es stellt sich die Frage, ob es nicht auch eine Aufgabe und Zielsetzung<br />
der Arbeitsmarktpolitik sein müßte, gezielt auf die Verbesserung<br />
von Arbeitsbedingungen einzuwirken und auf diese Weise<br />
die öffentliche Förderung von <strong>Maßnahmen</strong> zur Humanisierung der Arbeit<br />
flankierend zu stützen.<br />
Deiß/Döhl/Sauer/Böhle/Altmann (1980): <strong>Öffentliche</strong> <strong>Maßnahmen</strong> <strong>als</strong> <strong>Bedingungen</strong> <strong>betrieblicher</strong> Aktivitäten zur menschengerechten<br />
Gestaltung des Arbeitslebens. URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100947