II. Informationen zu Ruanda - beim Ministerium des Innern,für Sport ...
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Kosten hierfür sind so hoch, dass sich die wenigsten Familien ein Studium leisten<br />
können. Einige wenige haben die Chance eine Arbeit als Wachmann oder ähnliches<br />
<strong>zu</strong> finden. So trifft man viele Nachtwächter, die abends über ihren Büchern sitzen<br />
und für ihr Studium, welches sie tagsüber absolvieren, lernen. Dies setzt aber nicht<br />
nur Glück sondern auch ein immenses Durchhaltevermögen voraus. Die Theaterstudenten<br />
haben noch einen weiteren großen Vorteil. Durch die Neuartigkeit <strong>des</strong> Programms<br />
und den Mangel an anglophonen Lehrern haben sie einen gesicherten Arbeitsplatz.<br />
Dies gibt ihnen eine Perspektive, die viele junge Ruander nicht haben.<br />
Auch Studenten beschreiben ihre Aussichten auf einen Arbeitsplatz als schwierig –<br />
c’est difficile – aber bis dahin wird man sich schon arrangieren – on se débrouille.<br />
Doch dies ist im Vergleich <strong>zu</strong>m Alltag vieler Jugendlicher auf dem Land bereits eine<br />
privilegierte Situation. Durch die stete Verbesserung <strong>des</strong> Bildungssektors soll hier<br />
Abhilfe geschaffen werden. Entgegen der weitläufigen Meinung sehen aber nur 12%<br />
der ruandischen Jugendlichen Bildung als Teil ihrer Zukunftsstrategie. Nur <strong>zu</strong>m Vergleich:<br />
in Burundi sind dies 85% (Sommers & Uvin 2011: 5). Wie sieht also ein Tag<br />
im Leben eines Jugendlichen aus, der im ländlichen Raum groß wird? Viele gehen<br />
täglich Wasser holen und laufen mehrere Kilometer <strong>zu</strong>r Schule. Nicht selten sind sie<br />
auch dafür verantwortlich das Feuerholz <strong>zu</strong>m Kochen <strong>zu</strong> suchen. Damit gehen<br />
durchschnittlich mehr als 28 Stunden pro Woche verloren, welche nicht für Hausaufgaben<br />
oder Freizeitaktivitäten genutzt werden können. Auf der Sekundarschule angekommen,<br />
gibt es dann sog. clubs, die mit den deutschen AGs vergleichbar sind.<br />
Hier ist die einzige Möglichkeit, sich kreativ <strong>zu</strong> betätigen. Es gibt Debattierclubs,<br />
Theaterclubs und auch Clubs <strong>zu</strong> gesundheitlichen Themen wie HIV/Aids oder gesellschaftlichen<br />
Themen wie Versöhnung. <strong>Sport</strong> ist immer eine gern gesehene Abwechslung<br />
– Kinder spielen in jeder freien Minute Fußball. Aber auch Volley- und Basketball<br />
erfreuen sich immer größerer Beliebtheit.<br />
Der Tag in den Internaten ist streng geregelt: „Wir stehen morgens um sechs Uhr auf<br />
und beten. Danach wird gefrühstückt und der Unterricht beginnt. Nach einer einstündigen<br />
Mittagspause geht der Unterricht weiter bis 16 Uhr. Anschließend können wir<br />
eine Stunde <strong>Sport</strong> machen, bevor wir lernen müssen. Aben<strong>des</strong>sen gibt es dann um<br />
19 Uhr und danach wird wieder gelernt bis <strong>zu</strong>r Nachtruhe um 22 Uhr.“ erzählt ein<br />
Schüler eines katholischen Internats. Was will er nach der Schule mit dem Abschluss<br />
machen? „Studieren.“<br />
Wenn hierfür aber die Mittel fehlen, geht es <strong>zu</strong>erst einmal <strong>zu</strong>rück auf den Hügel der<br />
Eltern. Hier werden die Schüler dann mit einer ganz anderen Realität konfrontiert.<br />
Haben sie in den Internaten an der Modernisierung schnuppern können, ist diese auf<br />
dem Land noch relativ weit weg. Zählte in den Schulen noch das Interesse an amerikanischem<br />
Hip Hop, geht es nun darum, wann endlich das Haus fertiggestellt ist.<br />
Dies ist Vorausset<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong>r Gründung einer Familie. Die Jugendlichen sind also hin<br />
und her gerissen zwischen Moderne und Tradition. Gleichzeitig wird es aufgrund der<br />
Modernisierungsmaßnahmen immer schwieriger, den Traditionen nach<strong>zu</strong>kommen.<br />
Es gibt mittlerweile strenge Auflagen, wo und wie ein Haus gebaut werden darf. Da-<br />
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