Heft - Institut für Theorie ith
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Jürgen<br />
Link<br />
137<br />
Zwillingsgeschichte<br />
Zwillings -<br />
forschung<br />
haben, aber die professoren würden ihm das nicht glauben.<br />
sie würden ihm fotos von anderen mutmaßlichen vätern,<br />
die er teilweise überhaupt nie gekannt haben würde, plötzlich<br />
mitten in einem sexfilm eingeblendet gehabt haben<br />
und dabei seinen puls und sein gehirn mit elektroden<br />
gemessen. die zwillinge hatten sich arm in arm totgelacht<br />
und hatten ihm erklärt, dass die professoren seinen eifersuchtspegel<br />
messen wollen und dadurch rauskriegen, wer<br />
der richtige vater ist, dass sie nicht glauben, dass er selber<br />
es ist, sondern dass sie bloß aus seiner eifersucht was ableiten<br />
wollen.<br />
in der zwillingsecke war auch der name verdeckter<br />
kamerad erfunden worden, und zwar zuerst verdeckte<br />
kamera. sie waren an dem tag 5 zwillingspaare plus einige<br />
zwillingssingles plus andere studenten gewesen und hatten<br />
mit der zeit ihre erfahrungen mit dem verdeckten<br />
kamerad zusammengetan, nämlich dass die glatte hälfte<br />
von ihnen den verdeckten kamerad wochenlang und teils<br />
noch bis jetzt vor kurzem damals total übersehen gehabt<br />
hatte; sie hatten sich noch nicht mal immer einigen können,<br />
ob er an bestimmten testgruppen dabeigewesen war<br />
oder nicht. dabei waren sie sämtlich längst nicht mehr so<br />
naiv gewesen, dass sie alle weißkittel mit brille als eine gleiche<br />
sorte götter angestaunt gehabt hätten, sie hatten mehr<br />
oder weniger alle einen blick <strong>für</strong> die verschiedenen sorten<br />
tuimarotten gehabt gehabt. am ende hatten sie sich<br />
geeinigt, dass es das gewesen war, dass er überhaupt nicht<br />
wissenschaftlich ausgesehen<br />
hatte sondern eher 12 - Stabsärztebruder 2<br />
wie<br />
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ein sportler aus dem mittelfeld, z. b. ein mittelstarker fußballspieler<br />
in einer mittelstarken fußballmannschaft, den<br />
du dir auch nicht merken kannst, und da war er eben neben<br />
dem SFB-sprecher mit seinem blick ins unendliche und<br />
dem silbernen aktenko≠er und neben dem 2. vorstandsmitglied<br />
mit dem ständigen nervösen augenlidgeflatter<br />
und sogar neben dem turbo-hiwi wie eine verdeckte kamera<br />
meistens glatt übersehen worden. 2 wochen später, als<br />
dieser spitzname sich gerade durchgesetzt gehabt hatte,<br />
hatte ein männlicher zwilling, der beim bund war, diese<br />
verdeckte kamera zusammen mit dem evangelischen wehrgeist<br />
der 4. ruhrlandkaserne und dem SA 2 12 beim gratistanken<br />
ihres Y-kombis zu bedienen gehabt, sie hatten auch<br />
luftkontrolle und nachfüllen des scheibenwischwassers<br />
machen lassen und waren zwischendurch ausgestiegen<br />
und hatten geraucht: es waren also auch noch verdeckte<br />
kameraden gewesen.<br />
so hatten die zwillinge schnell eine ganze menge über<br />
das projekt herausgekriegt gehabt. zum beispiel war es klar<br />
geworden, dass der verdeckte kamerad sich nur mit ihnen<br />
sehr oft selber beschäftigt gehabt hatte. sie hatten ihn mit<br />
der identität ganz billig mit kleidung und schminke hereinlegen<br />
gekonnt. ihre beiden handschriften hatten sie<br />
auch schon immer beide draufgehabt. das wichtigste war<br />
aber natürlich gewesen, dass sie ihn perfekt an der charakternase<br />
herumführen gekonnt hatten: von anfang an war<br />
es klar gewesen, dass er bei ihnen auf sex und politik fixiert<br />
war mit zusatzzahl religion, was sie an seiner nichtgespielten<br />
heimlichen aufgeregtheit bei diesen themen «verifiziert»<br />
hatten, nachdem es ihnen ja die mutter schon prophezeit<br />
gehabt hatte. <strong>für</strong> die unpolitische war es leichter<br />
gewesen, sich als politisch zu geben, weil sie das ja schon<br />
mehrfach in anderen zwillingsgeschichten praktiziert<br />
gehabt hatte. <strong>für</strong> den sex hatten sie nicht eine so klare prognose<br />
gehabt, und seine reaktion auf das thema hatte ja<br />
normal sein gekonnt. sie hatten aber aus dieter e. zimmer<br />
soviel spitz gekriegt, dass die zwillingsforscher an zwillingen<br />
entweder eine verrückte gleichheit interessiert oder<br />
wenn keine gleichheit da ist, dann schon am ehesten ein<br />
klarer gegensatz, weil sie den dann auf einen verbiesterten<br />
willen einiger zwillinge zurückführen wollen, die ihre erbgleichheit<br />
partout nicht akzeptieren wollen und sich künstlich<br />
ungleich machen. sie hatten (als unsere guten schülerinnen)<br />
«simuliert», dass der verdeckte kamerad bei ihnen<br />
mit politik und sex wahrscheinlich eine solche dickköpfigkeit<br />
entlarven wollen würde (die sache mit dem<br />
«umsprung» hatten sie da noch nicht ahnen gekonnt).<br />
natürlich hatte den verdeckten kamerad besonders die<br />
politik bzw. bei der unpolitischen die nichtpolitik interessiert<br />
gehabt. sie hatten sehr bald spitz gehabt, dass er verbindungen<br />
zwischen politik und anderen sachen angenommen<br />
gehabt und also rauskitzeln gewollt hatte. außerdem<br />
hatten sie bald durchschaut, dass er sich bei der unpolitischen<br />
(die ja abwechselnd die politische gewesen war)<br />
ziemlich stark <strong>für</strong> sex interessiert gehabt hatte, und bei der<br />
politischen (die ja abwechselnd die unpolitische gewesen<br />
war) da<strong>für</strong> überhaupt nicht (was sie im stillen als wissenschaftlichen<br />
schnitzer vermerkt gehabt hatten, weil du ja<br />
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gerade bei di≠erentialanalysen immer auch die gegenprobe<br />
besonders sorgfältig durchziehen gemusst hast). daran<br />
haben sie gemerkt, dass dem kamerad seine objektivität bei<br />
ihnen ganz schön ins schwimmen gekommen sein muss:<br />
wahrscheinlich hatte er sich bei ihnen so geniale entdeckungen<br />
eingebildet gehabt, dass er mit halb heimlicher<br />
innerer siegeshymne und halb heimlicher innerer panik<br />
dem moment entgegengefiebert hatte, wo es sich entscheiden<br />
gemusst hat, ob er 100% sicher ein genie ist, wobei er<br />
aber auch gebebt haben muss, weil es sich im gleichen<br />
moment entscheiden wird, ob er ein gesundes genie ist<br />
oder ein anormales genie, wo ihm dann im 2. fall, «den gott<br />
verhüten möge», wie seine kameraden von der bundeswehr<br />
immer grinsend hinzufügten, wenn sie auf den ernstfall<br />
zu sprechen kamen, der 1. schub des wahnsinns droht.<br />
was er sich aus seinen interviews mit ihnen zusammengebraut<br />
hatte, das hatte er selbst in einem (noch fragmentarischen)<br />
papier festgehalten, das der turbohiwi später in<br />
der durchdrehphase des verdeckten kamerad an den kleinen<br />
juristen gegeben hatte:<br />
Der Fall der Zwillinge 21 AB (monozygot) verdient<br />
besondere Beachtung, weil er auf den 1. Blick eine<br />
Reihe von stark bestätigten Hypothesen der bisherigen<br />
Zwillingsforschung zu invalidieren schien. Es<br />
handelt sich bei 21 AB um weibliche Monozygoten<br />
(durch Fingerabdrucktest zweifelsfrei erwiesen),<br />
Geburtsjahr 1954. Das Au≠allende am Fall 21 AB<br />
ist nun, dass in einem äußerst wichtigen Charak-<br />
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