PDF Katalog - Koller Auktionen
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1 PAAR KAMINBÖCKE „AU SALAMANDRE ET AIGLE“, Louis<br />
XV, das Modell C. CRESSENT (Charles Cressent, Meister 1720) zuzuschreiben,<br />
Paris um 1730/40.<br />
Vergoldete Bronze. Adler und Salamander auf Bastionssockel mit 2<br />
Puttiköpfen und eingerollten Volutenfüssen. Ca. 33x15x34 cm.<br />
Seltenes Paar von bestechender Qualität.<br />
Seit den 1720er Jahren finden sich in der dekorativen Kunst zahlreiche<br />
Dar stellungen von Tieren wie Hunden, Katzen, Löwen, Schwänen,<br />
Adlern, aber auch von Drachen und Salamandern. Bei „exotischen“<br />
Tieren ist die symbolische Bedeutung besonders wichtig: Der Salamander<br />
gilt als königliches Emblem, das bereits bei François I. an einem Paar<br />
Steigbügeln mit der Devise „Née pluribus impar“ anzutreffen ist. Der<br />
Adler weist auf die römische bzw. griechische Mythologie hin und ist ein<br />
Symbol des Göttervaters Jupiter bzw. Zeus.<br />
C. Cressent, 1685 als Sohn des „sculpteur du Roi“ François Cressent<br />
geboren, arbeitete zunächst im Atelier seines Vaters. Bereits als junger<br />
Lehrling knüpfte er Kontakt zu G. Oppenordt, der als „premier architecte“<br />
des Duc d’Orléans tätig war. 1710-1714 arbeitete C. Cressent für Girardon<br />
und Lorrain und erhielt von der Académie St. Luc 1714 den Titel<br />
„maître sculpteur“. Er schuf hochwertiges Mobiliar für den Adel der französischen<br />
Metropole. Zu Cressents Kundschaft gehörten der Marquis de<br />
Marigny, der Duc de Richelieu, bedeutende Sammler wie Marcellin de<br />
Selle, Bounier de la Mosson, Brozat, Julienne, Blondel de la Gagny, König<br />
Joao V. von Portugal und Angehörige des Bayrischen Hofes, für die er<br />
quellenmässig gesicherte Möbel lieferte. Cressent und sein Konkurrent A.<br />
Gaudreaux definierten in den Jahren 1720/40 den „style Régence“, ge -<br />
kenn zeichnet durch eine elegante, geschweifte und als majestätisch zu<br />
bezeichnende Formgebung und qualitativ hochwertiges, variantenreiches<br />
und bis anhin unbekanntes Bronzezierwerk. Cressent war nicht nur Produzent<br />
von königlichen Möbeln, sondern gleichzeitig auch rühriger<br />
Sammler bedeutender Gemälde, was ihn immer wieder zum Verkauf seines<br />
„stock“ zwang, da er wie viele seiner „confrères“ beinahe ständig<br />
finanzielle Schwierigkeiten hatte. Hinzu kamen verschiedene Prozesse<br />
gegen die „corporation des fondeurs, ciseleurs et doreurs“, die ihn anklagte,<br />
weil er als „sculpteur“ seine Bronzen in Eigenproduktion schuf, was das<br />
geltende Zunftrecht verletzte.<br />
Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S.<br />
197-205 (biogr. Angaben). J. Nicolay, L’art et la manière des maîtres ébénistes<br />
français au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 35/36 (biogr. Angaben).<br />
A. Pradère, Die Kunst des französischen Möbels, München o.J.; S. 129-<br />
139 (biogr. Angaben).<br />
CHF 40 000.- / 60 000.-<br />
(€ 33 330.- / 50 000.-)<br />
1157 (Detail)<br />
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