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DIE HISTORISCHE WENDE IN DEUTSCHLAND 1989/90 UND DER<br />

BEGINN EINES NEUEN ABSCHNITTES IN DER GESCHICHTE DER<br />

GEMEINDE REUDNITZ<br />

Mindestens seit l986 vollzogen sich in der Sowjetunion und in den anderen Ländern<br />

des kommunistischen Machtblocks tiefgreifende Veränderungen der politischen<br />

und gesellschaftlichen Verhältnisse. Die Widersprüche zwischen den verordneten,<br />

von manchen aber auch als Hoffnung empfundenen Idealen und der Wirklichkeit<br />

des existierenden Sozialismus traten überall immer offener an den Tag.<br />

Der Wunsch nach Freiheit, Demokratie, einem besseren Leben und Überwindung<br />

der Zwangsherrschaft artikulierte sich auch in der von Poststalinisten beherrschten<br />

DDR immer stärker. Das war auch unter den Bürgern unserer Gemeinde zu<br />

bemerken. So drückten bei den Gemeindewahlen im Mai 1989 Mutige ihren Protest<br />

erstmalig deutlich aus. Sie benutzten, was üblicherweise bei diesen sogenannten<br />

Wahlen argwöhnisch beobachtet wurde und für den Betreffenden zu<br />

schwerwiegenden Folgen führen konnte, die Wahlkabine oder strichen offen die<br />

Kandidaten auf dem Wahlzettel. Mehr als 200 Streichungen gab es damals in<br />

unserem Ort!<br />

Im Laufe des Sommers 1989 entwickelte sich in der DDR ein breiter werdender<br />

Strom des Widerstandes, entfaltete sich die politische, ökonomische und<br />

gesellschaftliche Krise des kommunistischen Systems. Auf der Suche nach einem<br />

besseren Leben verließen immer mehr Menschen das Land. Die Botschaften der<br />

Bundesrepublik Deutschland in Warschau und Prag verwandelten sich in<br />

Flüchtlingsheime. Nachdem Ungarn seine Grenze öffnete, flohen Tausende über<br />

Österreich in den anderen Teil Deutschlands. Die Menschen, die das Land nicht<br />

verlassen, es aber grundlegend verändern wollten, trafen sich in den Kirchen zu<br />

Fürbitte-Gottesdiensten. Hoffnungsträger, wie das Neue Forum oder die SPD,<br />

formulierten ihre Forderungen. Seit dem 40. Jahrestag der Gründung der DDR<br />

(07.10.1989) kam es zu ständig an Zahl und Größe zunehmenden friedlichen<br />

Demonstrationen. An den mächtigsten von ihnen, den Montagsdemonstrationen in<br />

Leipzig, nahmen Hunderttausende mit dem Ruf „Wir sind das Volk“ teil!<br />

In Greiz versammelten sich am 28. Oktober, einem Sonnabend, etwa 1000<br />

Menschen aus der Stadt und den umliegenden Orten, darunter Reudnitzer Bürger,<br />

zu einem ersten Demonstrationszug. Weitere folgten.<br />

Die Resignation aus 40 Jahren verordneten Schweigens verwandelte sich in die<br />

gewaltfreie Artikulation des Volkswillens nach einer Befreiung von der<br />

Bevormundung durch die SED-Diktatur.<br />

In den bald bei den Demonstrationen mitgeführten Losungen „Wir sind ein Volk“<br />

und „Deutschland - einig Vaterland“ drückte sich der noch weit darüber<br />

hinausgehende Wunsch und die Forderung nach der Wiedervereinigung der beiden<br />

Teile Deutschlands aus.<br />

Unter dem Druck der revolutionären Bewegung wurde das Honecker-Regime am<br />

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