AnwBl_2013-06_Umschlag 1..4 - Österreichischer ...
AnwBl_2013-06_Umschlag 1..4 - Österreichischer ...
AnwBl_2013-06_Umschlag 1..4 - Österreichischer ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Recht kurz und bündig<br />
gerichtlich strafbare Handlung begeht, sieht § 53<br />
Abs 1 StGB den Widerruf der bedingten Entlassung<br />
vor. Lässt er sich hingegen (bloße) Ordnungswidrigkeiten<br />
iSd § 107 StVG zuschulden kommen, sind<br />
diese nach den Bestimmungen des StVG zu ahnden,<br />
wonach die Abmahnung (§ 108 Abs 1 StVG) sowie<br />
die in § 109 StVG taxativ genannten Strafen in Betracht<br />
kommen. Damit trifft das Gesetz all diese Fälle<br />
erfassende, abschließende Regelungen.<br />
OGH 25. 9. 2012, 11 Os 122/12 v, 123/12 s, 124/<br />
12 p.<br />
" § 157 Abs 1 Z 2 bis 4 StPO (§ 119 Abs 1, § 120<br />
Abs 1, § 144 Abs 2 StPO):<br />
Hausdurchsuchung bei Parteienvertreter nicht stets<br />
unzulässig = EvBl <strong>2013</strong>/34<br />
Informationen, die einem nicht dringend tatverdächtigen<br />
Parteienvertreter iSd § 157 Abs 1 Z 2 StPO in<br />
dieser Eigenschaft bekannt geworden sind, dürfen –<br />
aufgrund des in § 144 Abs 2, § 157 Abs 2 StPO normierten<br />
Umgehungsverbots – im Weg einer Ermittlungsmaßnahme<br />
nach dem 8. HptSt der StPO nicht<br />
beschafft werden. Daraus resultiert jedoch kein generelles<br />
Durchsuchungsverbot in Bezug auf Räumlichkeiten<br />
des genannten Personenkreises. Vom Berufsgeheimnis<br />
nicht umfasstes (zB schon existent gewesenes,<br />
beim Parteienvertreter hinterlegtes) Beweismaterial<br />
kann daher Gegenstand einer<br />
Durchsuchungsanordnung gem § 119 Abs 1, § 120<br />
Abs 1 StPO sein.<br />
OGH 18. 10. 2012, 13 Os 66/12 y, 67/12 w, 68/12 t,<br />
69/12 i; OLG Wien 18 Bs 161/11 z, 267/11 p, 276/<br />
11 m.<br />
" § 217 Abs 1 StGB:<br />
Grenzüberschreitender Prostitutionshandel = EvBl<br />
<strong>2013</strong>/35<br />
Tatbestandsvoraussetzung des Grundtatbestands<br />
nach § 217 Abs 1 StGB ist das Anwerben oder Zuführen<br />
einer insofern geschützten Person zur Ausübung<br />
der Prostitution in einem für sie fremden<br />
Staat. Dass es in der Folge zu einem Abhängigkeitsverhältnis<br />
kommt oder auch nur kommen soll, ist<br />
nicht erforderlich. Der Begriff des „Zuführens“ im<br />
Kontext seiner Verwendung in § 217 Abs 1 StGB<br />
lässt sich zusammenfassend als aktive und gezielte<br />
Einflussnahme – sei es auch durch (maßgebliche) Organisation<br />
oder sonstige (nachhaltige) Förderung des<br />
Wechsels in den anderen Staat – auf das Schutzobjekt<br />
zur Verlagerung der gesamten Lebensführung<br />
als Prostituierte in einem fremden Staat interpretieren.<br />
Mit der dem Zuführen gleichwertigen Begehungsform<br />
des „Anwerbens“ wird das über Betreiben<br />
des Täters bewirkte Herbeiführen eines Vertragsabschlusses<br />
oder einer Vereinbarung mit einer – wenngleich<br />
nicht notwendigerweise zivilrechtlich bindenden<br />
– Verpflichtung des Handlungsobjekts erfasst,<br />
durch das es sich gebunden erachtet.<br />
OGH 17. 10. 2012, 15 Os 129/12 b (OLG Graz 8 Bs<br />
330/12 h, 331/12 f; LG Leoben 15 HR 172/11 y).<br />
" § 258 Abs 1 StPO (§ 281 Abs 1 Z 4 und 5 StPO):<br />
Gerichtsnotorietät kann auch durch Belehrung von Laienrichtern<br />
hergestellt werden = EvBl-LS <strong>2013</strong>/39<br />
Es trifft zwar zu, dass als gerichtsnotorisch nur Tatsachen<br />
gelten können, die allen Mitgliedern des erkennenden<br />
Spruchkörpers bekannt sind. Steht aber<br />
nicht bloß richterliches Einzelwissen (über Inhalt<br />
und Ergebnisse anderer Verfahren), sondern ein<br />
von der Rsp allgemein (also losgelöst vom Einzelfall)<br />
anerkanntes Erfahrungswissen in Rede, genügt für<br />
die Bejahung ausreichender Kenntnisse von Laienrichtern<br />
deren Instruktion durch den Vorsitzenden.<br />
OGH 16. 10. 2012, 14 Os 81/12 m.<br />
" Art 6 Abs 2 MRK (§ 8 StPO):<br />
Bloß ungeschickte Wortwahl begründet noch keine<br />
Verletzung der Unschuldsvermutung = EvBl-LS <strong>2013</strong>/<br />
40<br />
Zwar kommt eine Verletzung des Art 6 Abs 2 MRK<br />
grundsätzlich auch dann in Frage, wenn (bloß) in der<br />
Begründung einer (nicht verurteilenden) gerichtlichen<br />
Entscheidung Schuldannahmen entsprechend<br />
deutlich zum Ausdruck gebracht werden. Entscheidend<br />
ist jedoch nicht die exakte Wortwahl, sondern<br />
der Sinngehalt der Formulierungen. So bewirkt die<br />
Verwendung „zweideutiger und wenig zufriedenstellender“<br />
Ausdrücke per se noch keine Konventionsverletzung,<br />
wenn die Begründung der Sache nach<br />
bloß eine Verdachtslage und keine Schuldfeststellung<br />
enthält.<br />
OGH 13. 11. 2012, 11 Os 15/12 h, 20/12 v.<br />
" § 879 Abs 2 Z 2 ABGB:<br />
Quota-Litis-Verbot dient nicht dem Schutz des Prozessgegners<br />
Anlassfall für die E des OGH war die Rahmenvereinbarung<br />
des VKI mit einer deutschen Prozessfinanzierungsgesellschaft<br />
zur Einbringung von Sammelklagen<br />
gegen ein Anlageberatungsunternehmen. In<br />
der Prozessfinanzierungs-Rahmenvereinbarung war<br />
eine Erfolgsbeteiligung vereinbart, dieser Rahmenvereinbarung<br />
hatten die in der Sammelklage vertretenen<br />
Anleger beizutreten. Der beklagte Anlageberater<br />
hatte die Nichtigkeit der zum Zweck der Klagsführung<br />
erforderlichen Abtretungserklärung einer<br />
Anlegerin an den VKI eingewendet, da eine unzulässige<br />
Quota-Litis-Vereinbarung mit dem Prozessfinanzierer<br />
auch eine Nichtigkeit der Abtretungserklärung<br />
bewirke. Der OGH lehnte diesen Einwand mit<br />
der Begründung ab, dass § 879 Abs 2 Z 2 ABGB dem<br />
Mandantenschutz und der Standesehre diene, nicht<br />
aber dem Schutz des Prozessgegners. Selbst wenn<br />
Österreichisches Anwaltsblatt <strong>2013</strong>/<strong>06</strong><br />
331