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Selbstverständlich ist das auch den gehörlosen AutorInnen bewusst. So erklärt etwa Paddy<br />

Ladd (1993), gehörloser Kulturwissenschaftler aus England, dass er die meisten seiner<br />

Beispiele zur Gehörlosenkultur aus der westlichen Welt, insbesondere Großbritannien,<br />

beziehe und er sich bewusst ist, dass Gehörlose aus anderen Ländern möglicherweise<br />

Erfahrungen haben, die von den seinen abweichen. Dass es diese unterschiedlichen<br />

Erfahrungen unter Gehörlosen verschiedener Länder gibt, bedeutet für ihn jedoch nicht,<br />

dass der allgemeine Begriff „Gehörlosenkultur“ nicht standhält. Vielmehr hält er es für<br />

wichtig, die unterschiedlichen Erfahrungen miteinander zu vergleichen um letztlich in der<br />

Lage zu sein, „uns ein klares Bild davon zu machen, was Gehörlosenkultur bedeutet“<br />

(190). Dass trotz der angenommenen Unterschiede an einer Gehörlosenkultur festgehalten<br />

wird, lässt darauf schließen, dass die erlebten Gemeinsamkeiten dennoch überwiegen.<br />

Auch Carol Padden, gehörlose amerikanische Wissenschaftlerin, und ihr ebenfalls<br />

gehörloser Ehemann und Co-Autor Tom Humphries (1991, 11) sind sich im Klaren<br />

darüber, „dass es viele Gehörlosenkulturen gibt“ und man „ohne detaillierte Ethnographie<br />

der verschiedenen Gruppen keine allgemein gültigen Schlüsse über sie oder den<br />

Zusammenhang von Gehörlosigkeit und der Entstehung von Kulturen ziehen“ könne.<br />

„Doch glauben wir, dass eines den unterschiedlichen Lebensformen gemeinsam ist: sie<br />

berücksichtigen die entscheidenden physischen Faktoren der Individuen, aus denen sich<br />

die Kultur zusammensetzt, sowie die Tatsache, dass sie alle geschichtlich gewachsen,<br />

das heißt, über Generationen geschaffen sind“ (Padden/Humphries 1991, 109).<br />

Es scheint in jedem Fall ein starkes Gemeinschaftsgefühl unter Gehörlosen verschiedener<br />

Länder zu geben und eine große Solidarität untereinander (vgl. Jarmer 1997, 109). Diese<br />

Internationalität zeigt sich auch an den Interessensvertretungen von gehörlosen Menschen.<br />

So informiert der ÖGLB nicht nur über die Entwicklungen und Anliegen, die<br />

österreichische Gehörlose betreffen, sondern über spezifische Ereignisse und Neuigkeiten<br />

auf der ganzen Welt. Der ÖGLB ist Mitglied der European Union of the Deaf (EUD) und<br />

der World Federation of the Deaf, der insgesamt 130 Länder der ganzen Welt angehören<br />

(vgl. EUD Members [2009], online; about WFD [2009] online). Errungenschaften<br />

österreichischer Gehörloser, wie etwa die Anerkennung der Österreichischen<br />

Gebärdensprache (ÖGS) im Juli 2005, sind nicht nur nationale Siege, sie werden auch<br />

international honoriert und die österreichischen GehörlosenvertreterInnen vom Präsidenten<br />

des WFD, Markku Jokinen, beglückwünscht (vgl. Jokinen 2006, online). Nach Jokinens<br />

Vorstellung von der Zukunft gehörloser Menschen, die er 2001 in seinem Beitrag „’The<br />

Sign Language Person’ – a Term to Describe Us and Our Future More Clearly?“ darlegte,<br />

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