DIPLOMARBEIT
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Auffällig ist hier zunächst, dass Wisotzki falsch zitiert und die Aussage damit ins Gegenteil<br />
verkehrt wird. So schreibt Wisotzki (2001, 107) im Kapitel „Gehörlosigkeit, Gehörlose,<br />
Gehörlosenpädagogik“ im „Handlexikon der Behindertenpädagogik“: „die untere soziale<br />
Schicht ist leicht überrepräsentiert“. Dass damit aber eine Wirkungsabsicht der Autorin<br />
verbunden ist, scheint unwahrscheinlich.<br />
Die Aussagen zur Familiensituation werden ohne jeglichen Kommentar lediglich als<br />
„bemerkenswert“ in den Raum gestellt und sind als solche schwer zu deuten.<br />
„Bemerkenswert“ ist in seiner Bedeutung weder positiv noch negativ besetzt, sondern<br />
verweist auf etwas Ungewöhnliches, Beachtliches. Dass 90% der Gehörlosen aus<br />
hörenden Familien stammen und ebenso viele Kinder von gehörlosen Paaren selbst nicht<br />
gehörlos sind, ist an und für sich nur ein Hinweis darauf, dass Gehörlosigkeit nur in<br />
seltenen Fällen genetisch bedingt ist. Dass Gehörlose untereinander heiraten, könnte<br />
insbesondere aus einer defizitorientierten Sicht durchaus „bemerkenswert“ sein, da<br />
womöglich schwer nachvollziehbar ist, warum etwa eine „behinderte“ Frau als Partner<br />
einen ebenfalls „Behinderten“ wählt. Für VertreterInnen der Gehörlosengemeinschaft ist<br />
diese „Auffälligkeit“ in Anbetracht der sich daraus ergebenden barrierefreien<br />
Kommunikationsmöglichkeit mittels Gebärdensprache jedoch eine Selbstverständlichkeit.<br />
Die Eheschließung innerhalb der Gemeinschaft wird als eines von vielen typischen<br />
Merkmalen ihrer Gehörlosenkultur betrachtet.<br />
Unter „Ursachen“ (675-793) werden „Hörschädigungen“ in „ererbte und erworbene“<br />
unterteilt. Auf die verschiedenen erblichen Syndrome will die Autorin nicht näher<br />
eingehen. Sie betont jedoch, dass die Bedeutung der genetischen Fragen nicht unterschätzt<br />
werden dürfe. Denn Untersuchungsergebnissen zu Folge hätten 95% der gehörlosen<br />
Frauen „ebenfalls gehörlose Männer, dagegen nur 5% einen hörenden Gatten. Vorletztere<br />
Zahl liege heute bei 90%“ (698-711).<br />
Die Autorin folgert daraus, dass „genetische Beratung“ hier in jedem Fall notwendig<br />
werde, „wobei bei nachgewiesenermaßen erworbener Gehörlosigkeit selbstverständlich<br />
keine Weitergabe an die Nachkommen zu erwarten ist“ (712-730).<br />
In den nächsten drei Absätzen (731-793) werden verschiedene Ursachen von erworbenen<br />
Hörstörungen genannt.<br />
Zur „soziale[n] Einschätzung“ (794-890) Gehörloser greift die Autorin vorwiegend auf<br />
Untersuchungsergebnisse Von Brackens aus dem Jahr 1976 zurück. Dabei geht es zunächst<br />
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