DIPLOMARBEIT
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egionale Dialekte und nationale Varianten, wie z.B. Österreichische Gebärdensprache<br />
(ÖGS), American Sign Language (ASL) oder Australian Sign Language (AusLan). In der<br />
EU gibt es etwa 400.000 BenutzerInnen der vielen europäischen Gebärdensprachen, in<br />
Österreich geschätzte 8.000-10.000 (vgl. Krausneker 2003, 11).<br />
Gebärdensprachen sind nicht vergleichbar mit Pantomime, da sie nicht an konkrete oder<br />
bildhaft darstellbare Inhalte gebunden sind. Wie mit der gesprochenen Sprache lassen sich<br />
damit ebenso komplexe und abstrakte Ideen ausdrücken (vgl. Boyes Braem 1995, 14).<br />
Gebärdensprachen haben darüber hinaus ihre eigene linguistische Struktur, die unabhängig<br />
ist von jener der gesprochenen Sprachen in ihrer Umgebung (ebd.). Zusammenfassend<br />
kennzeichnet Krausneker (2003, 11) Gebärdensprachen als „natürliche, visuell-gestisch<br />
codierte, vollwertige, nicht an ikonische Inhalte gebundene Sprachen“, die genauso wie<br />
gesprochene Sprachen linkshemispherisch im Gehirn verarbeitet werden.<br />
Da Gebärdensprachen natürliche Sprachen sind, sind sie eng mit der Kultur der<br />
Gemeinschaften verbunden, aus denen sie entspringen. „Folglich sind für ihr Verständnis<br />
Kenntnisse über die Kultur notwendig, deren Ausdruck sie darstellt“ (Boyes Braem 1995,<br />
14). Jarmer (1997) stellt klar, dass<br />
„das sprachliche Weltbild Gehörloser (…) gewiß nicht allein durch die<br />
Gebärdensprache bestimmt [wird], doch ist sie zentral bei der Betrachtung der<br />
Gehörlosengemeinschaften und ihrer kulturellen Prägungen. Sie stellt das wichtigste<br />
Medium zur Pflege und Weitergabe der Gehörlosenkultur dar“ (105).<br />
3.2.1.2 Gehörlosengemeinschaft<br />
Um die verschiedenen Auffassungen der Bezeichnung gehörlos auch schriftlich zu<br />
unterscheiden, haben sich im englischen Sprachraum zwei Verwendungen durchgesetzt.<br />
Hier wird Deaf in Großbuchstaben für jene Gehörlosen verwendet, die Gehörlosigkeit im<br />
kulturellen Sinn verstehen, in Kleinbuchstaben bezieht sich deaf rein auf die medizinische<br />
Tatsache der Hörschädigung (vgl. Wrigley 1996, 14). Ein Pendant im deutsprachigen<br />
Raum gibt es hierfür nicht, in Übersetzungen aus dem englischen findet sich jedoch die<br />
Bezeichnung gehörlos für Deaf und taub für deaf (vgl. Padden/Humphries 1991, 10).<br />
Andere AutorInnen verwenden zur Benennung der Gruppe, die eine gemeinsame Sprache<br />
und Kultur teilt, die Bezeichnung Deaf-World oder Gehörlosenwelt (vgl. Lane et al. 1996).<br />
Der Begriff Deafhood, der von Paddy Ladd (2003) propagiert wird, soll eine Alternative zu<br />
deafness darstellen, da dieser von manchen Teilen der Gehörlosengemeinschaft als<br />
medizinisch orientiert betrachtet wird. Deafhood stellt kein starres Konzept dar, sondern<br />
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