DIPLOMARBEIT
DIPLOMARBEIT
DIPLOMARBEIT
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
primär lautsprachlich kommuniziert, wird der eigenen Entscheidung überlassen bleiben“<br />
(Biermann/Goetze 2005, 35).<br />
Jarmer (1997, 111f.) gibt an, dass 90 % der gehörlosen Kinder hörende Eltern haben und<br />
daher<br />
„ - zumindest in Österreich - in ihren ersten Lebensjahren fast ausschließlich in der<br />
akustisch orientierten, lautsprachlichen Welt“ aufwachsen. (…) Die Gebärdensprache<br />
und die mit ihr und ihrer Gemeinschaft verbundenen Kulturgüter werden meist nicht<br />
vom Elternhaus, sondern im Kontakt mit Mitgliedern dieser Gemeinschaft<br />
weitergegeben. Meist sind es gehörlose Kinder gehörloser Eltern, die die<br />
Gebärdensprache in die Schule bringen, in der dort dann zunehmend unter den<br />
SchülerInnen kommuniziert wird. Die Enkulturation in die Gehörlosenkultur, das<br />
Erlernen und die Internalisierung ihrer kulturspezifischen Handlungsmuster, findet<br />
meist erst im Jugendalter statt“.<br />
Wenn aber gehörlosen Kindern nicht von Beginn an beide Sprachmodalitäten angeboten<br />
werden, kann dann von Entscheidungsfreiheit die Rede sein? Günther (2000b, 961) spricht<br />
von einem „verständlichen Primärtrend bei den in der Regel hörenden Eltern“, es<br />
„zunächst einmal auf auralem Weg [zu] versuchen“. Dass daraus aber ein Handlungsbedarf<br />
von Seiten der PädagogInnen abgeleitet wird, stellt eine Ausnahme dar. Eher scheinen die<br />
technologischen Fortschritte und hörgerichtete Methoden den bevorzugten Kurs der Eltern<br />
zu unterstützen. Auch von GehörlosenvertreterInnen wird gesehen, dass der<br />
Diagnoseschock bei Eltern üblicherweise dazu führt auf Methoden zu setzen, die Hoffnung<br />
auf „Normalität“ vermitteln:<br />
„They frequently disregard the deepseated problems and needs of deafness in order to<br />
achieve a ‘pale imitation of a hearing person,’ at the cost of a happy and fulfilled deaf<br />
adult“ (Jacobs 1989, 24).<br />
Dass hörende PädagogInnen diesen Trend fördern, wird von GehörlosenvertreterInnen als<br />
Verweigerung, auf die Einwände der Betroffenen zu hören, betrachtet:<br />
„Many hearing educators cater to this natural preference of the parents for a normally<br />
behaving child, and establish educational policies which ignore the real needs of deaf<br />
children in order to shape them into molds which are more acceptable to the hearing<br />
society” (Jacobs 1989, 25).<br />
Lane et al. (1996, 272) sehen das Problem darin, “that the visual language of the Deaf (…)<br />
has not generally been accepted as a valid first language for the Deaf child unless that child<br />
has Deaf parents, which most do not”. Diese Wahrnehmung scheint sich durch die Analyse<br />
zu bestätigen. Die Heterogenität des Diskurses ist diesbezüglich weniger groß, als es<br />
126