DIPLOMARBEIT
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soll einen Raum schaffen, in dem Gehörlose ihre unterschiedlichen Lebensentwürfe<br />
wiederfinden und prüfen können (vgl. Ladd 2003, 81).<br />
Eine weitere englische Bezeichnung, Sign Language Person, welche die Bedeutung der<br />
Gebärdensprache hervorhebt, wurde von Jokinen (2001) vorgeschlagen. Der entsprechende<br />
deutsche Begriff gebärdensprachig oder GebärdensprachlerIn ist laut Krausneker (2006)<br />
in Österreich erst um die Jahre 2003/2004 aufgetaucht. Diese Wortneuschöpfungen<br />
„beziehen sich zum ersten Mal nicht auf den Hörstatus, sondern auf die Sprachkompetenz“<br />
(Krausneker 2006, 21).<br />
Um die Gruppe gehörloser Menschen, die eine kulturelle Identität verbindet zu<br />
beschreiben, findet man im deutschen Sprachraum jedoch bisher überwiegend die<br />
Bezeichnung Gehörlosengemeinschaft. Damit sind gehörlose Menschen gemeint, die sich<br />
der Gemeinschaft zugehörig fühlen (vgl. Krausneker 2006, 23). Das bedeutet, dass nicht<br />
alle in diese Gruppe zusammengefasst werden können, die kein Hörvermögen haben. Ob<br />
eine gehörlose Person als Mitglied bestimmt werden kann oder nicht, hängt von ihrer<br />
eigenen inneren Haltung gegenüber der Gehörlosengemeinschaft und gegenüber der<br />
Gehörlosigkeit selbst ab. Dabei ist auch die Gebärdensprachkompetenz von großer<br />
Bedeutung, die wie oben beschrieben das Hauptkommunikationsmittel der Gruppe<br />
darstellt. „Mit Hilfe der Gebärdensprache halten sie [die Gehörlosen; Anm. d.V.] guten<br />
Kontakt zu anderen Gehörlosen, zu hörenden Eltern, und anderen. Sie nehmen teil an<br />
Gehörlosen-Veranstaltungen, wo sie Themen von Politik, Sport, sozialen Fragen und<br />
Vereinsführung besprechen“ (Seifert 1999, 3). Der Grad des Hörverlustes hingegen spielt<br />
für das Zugehörigkeitsgefühl eine untergeordnete Rolle:<br />
„The degree of hearing loss matters relatively little. What is important, and what is<br />
deemed primary evidence for membership within the broader community, is the use of<br />
sign language” (Wrigley 1996, 15).<br />
Da eine gemeinsame Sprache als eines der wesentlichen Merkmale einer eigenen Kultur<br />
gesehen werden kann, wird häufig auch die Bezeichnung Gebärdensprachgemeinschaft<br />
bzw. Gebärdensprachgemeinschaften verwendet um klarer hervorzuheben, ob es sich um<br />
diejenigen gehörlosen Personen handelt, „die kulturell mit der hörenden Gesellschaft<br />
verbunden sind und dort meist als behindert gelten, oder um diejenigen, die sich als<br />
sprachliche und kulturelle Minderheit verstehen“ (Uhlig 2007, 235). Zur<br />
Gebärdensprachgemeinschaft zählen in Österreich all jene (auch hörende) Personen, „die<br />
die ÖGS beherrschen, verwenden, achten oder sich mit ihr identifizieren“ (Krausneker<br />
2006, 23; vgl. auch Jokinen 2001). Da es viele verschiedene Gebärdensprachen gibt, gibt<br />
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