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DIPLOMARBEIT

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Ich halte es für wichtig, dass Sonder- und HeilpädagogInnen die Meinungen und<br />

Forderungen von Betroffenen ernst nehmen und dementsprechend darauf reagieren. Dies<br />

bedeutet für mich, dass die Vielschichtigkeit der Gehörlosigkeit erkannt und akzeptiert<br />

werden muss, was sich im Bildungsbereich wiederum durch eine Anerkennung der<br />

Gebärdensprache als wichtigstes Kommunikationsmittel niederschlagen sollte. Meine<br />

Position könnte im Sinne Jägers (2004, 225) also durchaus als „Parteinahme für die<br />

Beherrschten“ beschrieben werden. Doch auch diese Perspektive muss hinterfragt werden.<br />

Es wäre überaus anmaßend, als Hörende darüber zu urteilen was für Gehörlose das Beste<br />

ist bzw. zu behaupten in ihrem Namen zu sprechen. Weder ist Gebärdensprache meine<br />

Erstsprache, noch ist es mir als Angehörige einer Majoritätskultur möglich hinreichend<br />

nachzuempfinden, was es bedeutet ein Mitglied der Gehörlosenkultur zu sein. Es ist klar,<br />

dass meine Sichtweise in diesem Bereich stets eine Außensicht bleibt. Die Geschichte der<br />

Gehörlosenpädagogik ist voll von gut meinenden Hörenden, die im festen Glauben, im<br />

Interesse der Gehörlosen zu handeln, aus deren Sicht nur einen weiteren Beitrag zu ihrer<br />

Unterdrückung leisteten. Lane (1994, 63ff.) beschreibt diese Beziehung Hörender<br />

gegenüber Gehörlosen als paternalistisch. Selbstverständlich möchte ich so gut es geht<br />

verhindern, als eine dieser „paternalistischen WohltäterInnen“ gesehen zu werden.<br />

Gehörlose können und sollen für sich selbst sprechen und es ist zu hoffen, dass dies in<br />

Zukunft in wesentlich größerem Maße als heute geschieht. Dies durch Chancengleichheit<br />

beim Zugang zu Bildung zu ermöglichen und zu fördern ist meiner Ansicht nach eine<br />

wichtige Aufgabe der Sonder- und Heilpädagogik. Als angehende Pädagogin ist es mir<br />

daher ein Anliegen, das Selbstverständnis meines Faches zu erkunden und kritisch zu<br />

hinterfragen.<br />

Nach Jäger (2004, 228) sollte Kritik im Rahmen der Analyse an folgenden Fragen<br />

anknüpfen:<br />

„Ist das, was getan wird bzw. ‚geschieht’, sind die eingefahrenen Normen und<br />

Gültigkeiten, auf die sich die hegemonialen Klassen in den jeweiligen Gesellschaften<br />

als geradezu absolute Wahrheiten so gern berufen, der Existenz, des Daseins der<br />

Menschen und eines jeden einzelnen Menschen auf diesem Globus dienlich oder nicht?“<br />

Da ich der Meinung bin, dass dies niemand besser beurteilen könnte als die Betroffenen<br />

selbst, werde ich versuchen nicht für Gehörlose zu sprechen, sondern diese selbst zu Wort<br />

kommen zu lassen und den durch die Analyse aufgedeckten „Wahrheiten“ jene von<br />

gehörlosen AutorInnen gegenüber zu stellen.<br />

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