DIPLOMARBEIT
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„Ist das, was getan wird bzw. ‚geschieht’, sind die eingefahrenen Normen und<br />
Gültigkeiten, auf die sich die hegemonialen Klassen in den jeweiligen Gesellschaften<br />
als geradezu absolute Wahrheiten so gern berufen, der Existenz, des Daseins der<br />
Menschen und eines jeden einzelnen Menschen auf diesem Globus dienlich oder nicht?“<br />
(Jäger 2004, 228).<br />
Da Jäger (2004, 229) gleichzeitig deutlich macht, dass es „nicht die eine Moral gibt, als<br />
universelle Moral“, lässt sich nicht verallgemeinern, was dies im ganz konkreten Fall<br />
bedeutet und wie davon ausgehend genau Kritik geübt werden kann. Er hält es daher auch<br />
für notwendig, den „Streit darum, was für den Menschen, für jeweilige menschliche<br />
Gesellschaften konkret richtig sei, was falsch ist, was ideologisch oder mythisch verstellt<br />
ist und in wessen Interesse es liegt“ immer wieder aufs neue auszutragen. Wogegen sich<br />
dieser Streit richtet, macht Jäger (2004) deutlich. Für ihn ist Kritik gegen Herrschaft<br />
gerichtet, da „herrschendes Wissen, das die vorhandenen Regularitäten stützt und teilweise<br />
produziert, immer auch mit Macht ausgestattetes Wissen, das in der Regel als ‚Wahrheit’<br />
propagiert wird“, ist (226). Die Wissenschaft kann nun diese ‚Wahrheiten’ als „mehr oder<br />
minder flüchtige(n) und vorübergehende(n) Gültigkeiten“ (Jäger 2004, 228) enttarnen.<br />
„Kritisiert werden aber kann die so aufgedeckte Wirklichkeit letzten Endes nur unter<br />
moralisch-praktischen Gesichtspunkten. Verändert werden kann sie nur in politischen<br />
Auseinandersetzungen, wobei die Formen dieser Auseinandersetzung wiederum<br />
ständiger Gegenstand wissenschaftlicher Analyse und moralischer Kritik zu sein haben“<br />
(ebd.).<br />
Verbunden mit der Forschung zu „gesellschaftlich brisanten Themen“ (Jäger 2004, 224),<br />
der Kritik an machtbestimmten Diskursen und der Parteinahme für die „Beherrschten“ ist<br />
der deutliche Wunsch nach politischer Intervention und Veränderung. Indem man „sich auf<br />
die diskursiven Kämpfe“ einlässt, arbeitet man an der Entfaltung von Gegendiskursen mit,<br />
„die aber immer Bestandteile des gesellschaftlichen Gesamtdiskurses sind (…)“ (Jäger<br />
2004, 229).<br />
Als Richtlinie für eine Kritik unter moralischer Perspektive soll die Kritische<br />
Diskursanalyse etwa danach fragen,<br />
„ob die in einer Gesellschaft herrschende Moral (=faktisch auffindbare und im<br />
Wesentlichen offiziell akzeptierte Moral) mit den (formulierten) moralischen<br />
Ansprüchen dieser Gesellschaft übereinstimmt oder nicht und in wessen Interessen sie<br />
als ‚Wahrheit’ gehandelt wird“ (ebd. 230).<br />
Über die unmittelbaren Aussagen den „Text“ betreffend hinaus, soll auch die jeweils<br />
herrschende Moral als solche hinterfragt werden. Um dabei nicht „wieder auf einen<br />
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