DIPLOMARBEIT
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Selbstvertretungsgruppen Gehörloser für ihr Recht ein, „in derjenigen Sprache zu<br />
kommunizieren, die sie nicht ihrer Verhandlungschancen beraubte“ (153).<br />
Die Disziplin durchläuft laut Biewer (2009) mit der Berücksichtigung der Rechte von<br />
Menschen mit Behinderung derzeit einen „Entwicklungsprozess bei Zielsetzungen,<br />
Aufgabenstellungen wie den fachlichen Arbeitsmethoden“ (154). Die „breite inhaltliche<br />
Spanne gegenwärtiger Entwicklungen“ liege dabei zwischen den Polen der Heilpädagogik<br />
und jenen der Inklusiven Pädagogik:<br />
„Der mittlerweile fast 150 Jahre alte Begriff der Heilpädagogik stand damals für ein,<br />
nach heutiger Terminologie, durchaus als emanzipatorisch bewertbares Bemühen um<br />
besondere Probleme besonderer Menschen. Inklusive Pädagogik steht für den<br />
gesellschaftlichen Wandel zugunsten vulnerabler und marginalisierter Gruppen, die ein<br />
Recht einfordern dürfen, dass ihre Problemlagen in allen gesellschaftlichen Bereichen<br />
Berücksichtigung finden und ihre Teilhabe als selbstverständlich betrachtet wird“<br />
(Biewer 2009, 195).<br />
Zum Abschluss der Gegenüberstellung und Beschreibung der verschiedenen Ansätze soll<br />
noch kurz auf die kulturelle Komponente von Behinderung hingewiesen werden. Es sollte<br />
nicht übersehen werden, dass auch das medizinische Defizitmodell, so „unmittelbar<br />
einsichtig“ (Bleidick 1999, 25) es auch erscheinen mag, kulturell bedingt ist (vgl. Uhlig<br />
2007, 236). Egal, um welche Art der „Behinderung“ es sich handelt, „die Leben dieser<br />
Menschen werden (…) in hohem Maße nicht durch den Umstand ihrer Behinderung<br />
bestimmt, sondern dadurch, wie die Gesellschaft, in der sie leben, das Konzept<br />
‚Behinderung’ begreift“ (Groce 2006, 392). Wie gut die als „behindert“ klassifizierte<br />
Person in einer bestimmten Gesellschaft zurechtkommen wird, ist abhängig von den<br />
persönlichen Attributen, denen diese Gesellschaft Bedeutung beimisst (ebd., 394). Werden<br />
etwa lautsprachliche Fähigkeiten in der Landessprache hoch bewertet und ist der<br />
gesellschaftliche Status in hohem Maße davon abhängig, wie gut und akzentfrei eine<br />
Person sprechen kann, wird eine Hörbeeinträchtigung den gesellschaftlichen Status<br />
beeinträchtigen. In einer anderen Gesellschaft, in der die gebärdensprachliche<br />
Kommunikation den gleichen Status wie die lautsprachliche einnimmt, würde der<br />
Hörverlust eine weit weniger große Rolle spielen. Dies war der Fall auf der Insel Martha´s<br />
Vineyard, auf der zwischen Mitte des 17. und Ende des 19. Jahrhunderts ein Gen zur<br />
Geburt einer großen Anzahl Gehörloser führte. Durch die starke Verbreitung lag es auch<br />
im Interesse der hörenden Inselbewohner die Gebärdensprache zu erlernen. Durch die<br />
Verwendung der Gebärdensprache bedeutete die Gehörlosigkeit keine<br />
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