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Die beiden ersten Fragen können, wie beschrieben, durchaus als bereits kritisch angesehen<br />

werden und lassen sich mithilfe diskursanalytischer Instrumentarien beantworten. Die<br />

Fragen drei und vier jedoch reichen über den analysierten Diskursstrang hinaus. Es soll<br />

nach Jäger (2004, 224) nun auch darum gehen, „die gefundenen diskursiven ‚Sachverhalte’<br />

wohlbegründet zu bewerten und zu kritisieren“. Erst dadurch wird „Diskursanalyse zu<br />

Kritischer Diskursanalyse“ (ebd.).<br />

Wenn es jedoch „keine wirklichen ‚Wahrheiten’ gibt“ (Jäger 2004, 215), stellt sich die<br />

Frage, worauf sich Forschende stützen können um Kritik zu üben. Bereits die Auswahl der<br />

Themen stellt ein „kritisches Moment dar, wenn sie die Absicht verfolgt, gesellschaftlich<br />

brisante Themen aufzugreifen, zu analysieren und zu problematisieren“ und die<br />

Beschäftigung damit ist von vorne herein mit einer „kritischen Absicht verbunden“ (ebd.<br />

224). Man nimmt daher bereits bei der Auswahl des Themas bzw. des Diskurses einen<br />

bestimmten Standpunkt ein, der nicht unhinterfragt als richtig gelten kann. So kann nach<br />

einem Beispiel von Jäger (2004)<br />

„etwa der Diskursstrang ‚Einwanderer und Flüchtlinge’ sowohl von einem ‚linken’ wie<br />

von einem ‚rechten’ Standpunkt aus, also ideologisch beliebig, von einem zuvor<br />

eingenommenen Standpunkt aus, der als solcher nicht weiter hinterfragt wird, kritisiert<br />

werden (…)“ (224).<br />

Wie diese „Standpunktkritik“ überwunden werden kann, wird von Jäger nicht eindeutig<br />

beantwortet. Klar ist, dass Forschende sich nicht darauf beschränken können den eigenen<br />

Standpunkt lediglich zu benennen, sie müssen darüber hinaus die eigene Position klar<br />

begründen (vgl. Jäger 2004, 225).<br />

Der Maßstab bleibt jedoch selbst dann „ein ethisch-moralischer“ (Jäger 2004, 227f.). Das<br />

Ziel sei laut Jäger (2004, 225) nicht „den Sinn der Geschichte zu entdecken, sondern<br />

tatsächliche historische Verläufe (Diskurse) und ihre Regularitäten, Formen, Strukturen<br />

und Akzeptanzbemühungen und ihre gesellschaftlichen Auswirkungen in ihren jeweiligen<br />

Singularitäten aufzudecken“. Anders gesagt gehe es darum „‚die Sinne’, die die Menschen<br />

ihrem Tun und Sein unterstellen und das jeweilige Bewusstsein und Wollen der Menschen<br />

zu entdecken“ (ebd.). Die für die Kritische Diskursanalyse vorrangige Aufgabe liegt aber<br />

darin, „sich damit kritisch und in der Absicht, menschliche Verhältnisse zu verbessern,<br />

auseinanderzusetzen. Insofern ist Kritik eine ‚Haltung’, eine ‚Tugend’, ein ‚Ethos’ und<br />

nicht ein gedankliches Tun, das sich darauf berufen kann, über die Wahrheit zu verfügen“<br />

(ebd.). Der „ethisch-moralischen“ Maßstab müsse lauten:<br />

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