DIPLOMARBEIT
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Sozialarbeiter“ (ebd.). Im Unterschied zu den meisten Werken des Materialkorpus, so etwa<br />
auch jenem, dem der zur Feinanalyse herangezogene Artikel entstammt, wurden die<br />
verschiedene Formen der Behinderung thematisierenden Kapitel jeweils von<br />
unterschiedlichen AutorInnen verfasst. Dies sei laut Herausgeber deswegen notwendig, da<br />
die<br />
„hohe inhaltliche Ausdifferenzierung der Sonderpädagogik mit einem relativ heterogenen<br />
Forschungs- und Wissenstand“ verlange, „dass Bücher mit dieser Thematik fachlich<br />
ausgewiesene Kolleginnen und Kollegen einbinden“ (Borchert 2007, VI).<br />
Günther ist dementsprechend nicht nur der allgemeinen Sonder- und Heilpädagogik<br />
zuzuordnen, sondern kann als „fachlich ausgewiesene[r]“ Hörgeschädigtenpädagoge<br />
betrachtet werden, was sich in den von ihm veröffentlichten Werken, die vielfach<br />
hörgeschädigten- bzw. gehörlosenpädagogische Themen zum Inhalt haben, widerspiegelt.<br />
In den vergangen Jahren erschienen von Günther auch zwei Berichte zum Hamburger<br />
bilingualen Schulversuch 10 , womit er darüber hinaus als Experte eines bilingualen<br />
Unterrichtskonzeptes für Gehörlose gelten kann.<br />
Die gegendiskursive Position Günthers kann daher möglicherweise auf die intensive<br />
Auseinandersetzung mit bilingualen Konzepten zurückgeführt werden und durch diese<br />
entstanden sein. Weil davon auszugehen ist, dass die Sichtweisen der<br />
„HörgeschädigtenexpertInnen“ großen Einfluss auf den sonder- und heilpädagogischen<br />
Diskursstrang über Gehörlose ausüben, wäre es interessant im Rahmen eines eigenen<br />
Forschungsprojekts zu untersuchen, ob sich bei einer Analyse spezifisch<br />
hörgeschädigtenpädagogischer bzw. gehörlosenpädagogischer Werke die hier als<br />
abweichend beschriebene Diskursposition Günthers als verbreitet herausstellen würde.<br />
Daraus könnten eventuell Prognosen für die weitere Entwicklung des Diskursstrangs<br />
gestellt werden.<br />
Aus der Entscheidung des Herausgebers, welche AutorInnen er als „kompetente<br />
Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen aus den jeweiligen Fachrichtungen“ (Borchert<br />
2007, VI) betrachtet und daher an der Bearbeitung der Themenbereiche beteiligt, lassen<br />
sich ebenfalls vorsichtige Rückschlüsse ziehen: So wie es Jäger (2004, 224) für die<br />
Auswahl des diskursanalytisch zu erforschenden Themas beschreibt, kann meiner Ansicht<br />
nach auch die Auswahl der AutorInnen mit einer „kritischen Absicht“ verbunden sein, in<br />
10 „Bilinguale Erziehung als Förderkonzept für gehörlose SchülerInnen“ (2004) sowie „Bilingualer<br />
Unterricht mit gehörlosen Grundschülern“ (1999).<br />
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