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um die Einschätzung der Bedeutung von Gehörlosigkeit für die Betroffenen und ihre<br />

Mitmenschen. Da nur ein kleiner Teil der Probanden in der Gehörlosigkeit die schwerste<br />

Behinderung sah, schließt die Autorin „man könnte in ihr unter den ‚schweren’<br />

Behinderungen eine verkannte Behinderung sehen, ähnlich wie die Sprachbehinderten oft<br />

als verkannte Behinderte bezeichnet werden“ (794-823).<br />

Aus einer weiteren Untersuchung folgert die Autorin, dass „die Verkennung (…) teilweise<br />

zumindest auf Unkenntnis zu beruhen [scheint]“. Diese Studie habe gezeigt, dass „man<br />

über die berufliche Tüchtigkeit der Gehörlosen kaum Bescheid wußte, ihre<br />

kommunikativen Fähigkeiten unterschätzte, den Spracherwerb aber nicht der<br />

Gehörlosenschule als ihre Hauptaufgabe zuordnen konnte“ (833-842).<br />

Der nächste Absatz (843-853) spricht von einer „emotionalen Ablehnung der Gehörlosen“.<br />

Denn auf eine Frage in der erstgenannten Untersuchung, welches behinderte Kind die<br />

Probanden vorübergehend aufnehmen würden, fand sich „das taubstumme Kind (…) –<br />

gemeinsam mit dem schwachsinnigen – durchgängig am Ende der Skala, von nur wenigen<br />

Prozent der Befragten akzeptiert“.<br />

Auch der folgende Absatz (854-877) beschäftigt sich mit dieser Ablehnung. Nach einer<br />

„vielzitierten Studie“ aus dem Jahr 1961 wirken die „Sprechstimmen von Gehörlosen - im<br />

Gegensatz zu denen von Blinden - unsympathisch und abstoßend“. Insgesamt sei also das<br />

„Verhältnis von Nichtbehinderten zu Gehörlosen durch soziale Distanz gekennzeichnet“.<br />

Nach Ansicht der Autorin wird die<br />

„(…) gesellschaftliche Isolierung der Gehörlosen (…) heute durch die verstärkte<br />

bilinguale Förderung und der damit verbundenen Forderung nach einem sprachlichen<br />

Minderheitenstatus u.U. verfestigt“ (669ff.).<br />

Der letzte Absatz des Unterkapitels (878-890) widmet sich der „soziale[n] Rolle der<br />

Schwerhörigen“, wobei erneut auf Von Bracken (1976) zurückgegriffen wird. Demnach<br />

seinen Schwerhörige etwa „in der Schulklasse vermehrt isoliert“, länger als andere Kinder<br />

an die Mutter gebunden und „bevorzugten helfende häusliche Tätigkeiten vor dem Spiel im<br />

Freien“.<br />

Im Kapitel „Soziale Einschätzung“ geht es überwiegend um die negativen Einstellungen<br />

und Vorurteile Hörender gegenüber Gehörlosen. Auf den ersten Blick wirken die<br />

Ausführungen wie eine Anklage an unwissende Hörende, die das Ausmaß der Behinderung<br />

nicht „würdigen“ und sich durch ihre emotionale Ablehnung Gehörlosen gegenüber<br />

sozial distanziert verhalten. Gleichzeitig wird damit auch ein bestimmtes und durchwegs<br />

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