Wirtschaftswoche Ausgabe vom 28.07.2014 (Vorschau)
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FOTO: BERNHARD HASELBECK FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
nes sportlichen Mannes mit Baseballkappe<br />
zeigen: Die schwarze Silhouette zeigt einen<br />
Spion. „Alles hat seine Schattenseite“ lautet<br />
die Überschrift auf dem ersten Plakat.<br />
Auf den nächsten werden Fragen an die<br />
Mitarbeiter gestellt: „Wo ist Ihr Smartphone<br />
gerade?“, „Haben Sie Ihr Büro abgeschlossen?“,<br />
„Wo bewahren Sie Ihr Passwort<br />
auf?“ Darunter steht ein Warnhinweis<br />
wie auf Zigarettenschachteln: „Mangelnde<br />
Vorsicht im Umgang mit Informationen<br />
kann weitreichende Folgen haben – für Sie,<br />
unsere Kunden und das Unternehmen.“<br />
Die Kampagne ist Teil einer Sensibilisierungsoffensive,<br />
die RWE im Frühjahr gestartet<br />
hat. Der Vorstand um Peter Terium<br />
geht mit gutem Beispiel voran: Ende März<br />
nahm sich die vierköpfige Riege einen halben<br />
Tag Zeit für eine Sicherheitsübung – eine<br />
bis dato ungewöhnliche Maßnahme für<br />
die viel beschäftigten Vorstände. Wie gehen<br />
Angreifer heute vor? Wie ist die weltweite<br />
Bedrohungslage? Wie gut ist RWE<br />
aufgestellt? Wo gibt es Verbesserungspotenzial?<br />
Auf diese Fragen wollten Terium<br />
und seine Vorstandskollegen fundierte<br />
Antworten erhalten. Sie tauchten für vier<br />
Stunden in die Schattenwelt der Cyberspione<br />
und -saboteure ein.<br />
Live führte Sicherheitschef Florian Haacke<br />
die technischen Tricks vor, mit denen<br />
ausländische Geheimdienste oder gut organisierte<br />
Kriminelle in Vorstandsrechner<br />
eindringen. „Plötzlich konnten die Vorstände<br />
mit eigenen Augen sehen, dass die<br />
vier im Konferenzsaal aufgestellten Rechner<br />
wie von Geisterhand aus der Ferne gesteuert<br />
und interne Daten angezapft und<br />
kopiert wurden“, erzählt Haacke.<br />
Würde solch ein Angriff auf die Steuerungscomputer<br />
im Stromnetz gelingen,<br />
wäre das für RWE der GAU. Per Mausklick<br />
könnte ein einziger Hacker den Strom abschalten<br />
und damit eine Kettenreaktion im<br />
ganzen Land auslösen. Für eine gut aufgestellte<br />
Cyberabwehr, so Haackes Botschaft<br />
an die Top-Etage, sind deshalb nicht mehr<br />
nur die IT-Spezialisten verantwortlich. Der<br />
ganze Konzern muss mitziehen, sonst gibt<br />
es zu viele offene Flanken.<br />
Noch in diesem Jahr will Haacke die Vorstandsübung<br />
wiederholen. Als Nächstes ist<br />
die zweite Hierarchieebene an der Reihe –<br />
die Top-Manager der verschiedenen Konzerngesellschaften.<br />
Haacke kennt die<br />
Kronjuwelen des Konzerns – auch wenn<br />
die bei RWE als Energieversorger längst<br />
nicht so zahlreich sind wie beim Technologieriesen<br />
Bosch.<br />
n<br />
juergen.berke@wiwo.de<br />
VARTA<br />
Wolfgang Fritz<br />
Der IT-Chef des baden-württembergischen Batterieherstellers lässt sensible<br />
Informationen auf drei Rechnern verteilt speichern – ein potenzieller Angreifer<br />
soll so nur einzelne Puzzleteile erhalten, nie das gesamte Bild. Zudem vertraut<br />
er auf lokale IT-Dienstleister vor Ort statt einem der Großen der IT-Szene.<br />
WirtschaftsWoche 28.7.2014 Nr. 31 45<br />
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