28.07.2014 Aufrufe

Wirtschaftswoche Ausgabe vom 28.07.2014 (Vorschau)

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Unternehmen&Märkte<br />

»<br />

nale Rohstoffriese Rio Tinto analysiert<br />

damit mögliche Lagerstätten von Bodenschätzen.<br />

Im Vorjahr nahm Parstream damit<br />

2,2 Millionen Euro ein.<br />

Wie wichtig der US-Markt für das Unternehmen<br />

ist, zeigt der jüngste Chefwechsel:<br />

Parstream hat den erfahrenen amerikanischen<br />

Marketingspezialisten Peter Jensen<br />

angeheuert, der den Job von Mitgründer<br />

Michael Hummel übernimmt und das US-<br />

Geschäft ankurbeln soll.<br />

Die Entwicklung bleibt<br />

Video<br />

Was deutsche<br />

Start-ups und<br />

Politiker auf einer<br />

Valley-Reise<br />

gelernt haben<br />

aber in Köln und wird<br />

von Hummel als Technikchef<br />

geleitet. Bienert<br />

kümmert sich weiter um<br />

das Tagesgeschäft.<br />

Technik in Deutschland<br />

und Marketing in<br />

den USA: Diese Arbeitsteilung<br />

ist häufig zu finden,<br />

vor allem aus Kostengründen. „Die<br />

Entwickler im Valley sind zwar teurer, aber<br />

nicht zwangsläufig besser“, sagt Bienert.<br />

Google oder Facebook etwa zahlen Uniabsolventen<br />

mehr als 100 000 Dollar. „Die<br />

Einstiegsgehälter haben verrückte Dimensionen<br />

angenommen“, findet auch Förderer<br />

Kanngiesser.<br />

MILLIONENFINANZIERUNGEN<br />

Auch die 65 Softwareentwickler von Ragnar<br />

Kruse sitzen in Hamburg, obwohl der<br />

ehemalige Intershop-Manager sein Unternehmen<br />

Smaato in den USA gegründet hat,<br />

direkt am Union Square, dem touristischen<br />

Herz San Franciscos. Von hier aus betreibt<br />

Smaato einen Marktplatz, auf dem Werbeanzeigen<br />

für Smartphone-Apps vermittelt<br />

werden. Als „Ebay für mobile Werbung“<br />

bezeichnet Kruse sein Unternehmen, Werbeplätze<br />

in Apps versteigert er innerhalb<br />

weniger Millisekunden, pro Tag drei Milliarden<br />

und mehr.<br />

Das im Fachjargon „real time bidding“<br />

genannte Verfahren hat sich bei Internet-<br />

Werbung inzwischen etabliert. Auch bei<br />

Anzeigen für Smartphones werden die<br />

Preise und Plätze inzwischen immer seltener<br />

fest gebucht, sondern über Auktionsplattformen<br />

wie Smaato versteigert. 80 000<br />

Kunden sind dort inzwischen registriert.<br />

Kruse hat die Entwicklung früh erkannt,<br />

schon bei der Smaato-Gründung 2005 ging<br />

er fest davon aus, dass Smartphones über<br />

kurz oder lang Computer ablösen würden.<br />

Der Erfolg brauchte Zeit, doch 2009 erwirtschaftete<br />

das Unternehmen die erste Umsatz-Million.<br />

„Jetzt hat das Wachstum richtig<br />

Fahrt aufgenommen“, freut sich Kruse.<br />

Eine zweistellige Millionensumme hat<br />

Smaato 2013 eingenommen, für dieses<br />

Jahr erwartet Kruse eine Verdreifachung.<br />

Die Durststrecke der ersten Jahre konnte<br />

Smaato dank eines üppigen Finanzierungspolsters<br />

durchstehen: Das Unternehmen<br />

ist mit 22 Millionen Dollar Wagniskapital<br />

ausgestattet. Nun kommt noch einmal<br />

eine ähnliche Summe hinzu.<br />

Von solchen Summen können die meisten<br />

Start-ups in Deutschland nur träumen.<br />

Während Gründer hierzulande im Vorjahr<br />

674 Millionen Euro eingesammelt haben,<br />

waren es im Silicon Valley 22 Milliarden<br />

Dollar (siehe Grafik Seite 54).<br />

Auch Datenbankspezialist Parstream hat<br />

den Schritt in die USA vor allem aus finanziellen<br />

Gründen gewagt. Im Valley kamen<br />

die ersten Millionen von Vinod Khosla,<br />

Mitgründer des ehemaligen Softwareherstellers<br />

Sun Microsystems, und von Wagniskapitalgeber<br />

Zachary Bogue, dem Ehemann<br />

von Yahoo-Chefin Marissa Mayer.<br />

„Das hätten wir in Deutschland nie bekommen“,<br />

sagt Bienert. Hierzulande investiere<br />

kaum jemand in B2B-Start-ups – also<br />

STREETSPOTR | Werner Hoier<br />

Mit der Smartphone-App erledigen die<br />

Nutzer unterwegs kleine Aufträge für<br />

Unternehmen.<br />

Mitglieder 250 000<br />

Unternehmen, deren Technologien für andere<br />

Firmen interessant sind. Anders in<br />

den USA: Ende 2013 hat Parstream noch<br />

mal acht Millionen Dollar eingesammelt.<br />

So weit ist Werner Hoier noch lange<br />

nicht. Er ist erst kürzlich nach San Francisco<br />

gekommen und muss sich noch an die<br />

bisweilen übertrieben euphorische amerikanische<br />

Art gewöhnen. „Hier ist alles immer<br />

super-awesome und incredible“, sagt<br />

Hoier. Als Deutscher müsse man erst interpretieren<br />

lernen, wie super-großartig und<br />

unglaublich der jeweilige Gesprächspartner<br />

das Projekt tatsächlich fände.<br />

SCHNELLERE KONTAKTE<br />

Der Wirtschaftsinformatiker hat 2011 zusammen<br />

mit Dorothea Utzt Streetspotr gegründet.<br />

Die beiden App-Entwickler sollten<br />

für BMW eine Software programmieren,<br />

mit der Öffnungszeiten und Preise von<br />

Parkhäusern im Navigationssystem erfasst<br />

werden können. Dafür haben beide eine<br />

Smartphone-App entwickelt, die solche<br />

Arbeiten auslagert. „Crowdsourcing“<br />

nennt sich das Prinzip: Nutzer der App<br />

können sich unterwegs etwas dazuverdienen,<br />

die mittlerweile 250 000 registrierten<br />

Mitglieder überprüfen beispielsweise für<br />

Unternehmen Adressen oder fotografieren<br />

Regale in Läden, um Produktplatzierungen<br />

zu kontrollieren. Für solche Minijobs bekommen<br />

sie ein paar Cent, zu den Auftraggebern<br />

gehören etwa Red Bull oder Microsoft.<br />

Die erste Finanzierungsrunde schlossen<br />

die Nürnberger im Frühjahr ab – in typisch<br />

deutschen Dimensionen: „Die Summe<br />

war sechsstellig“, sagt Hoier.<br />

Nun will er den US-Markt ausloten, sein<br />

Büro liegt in einem Jugendstilbau, in dem<br />

auch Twitter sein Hauptquartier hat. Hoiers<br />

Arbeitsplatz im sogenannten Runway –<br />

einer Art Gemeinschaftsgroßraumbüro –<br />

hat der German Accelerator eingerichtet<br />

und bezahlt. Weit mehr als ein Dutzend<br />

Start-ups werkeln hier, unmittelbar neben<br />

Hoier bastelt ein Team an Drohnen, die<br />

testweise durch den langen Flur sausen.<br />

Die ersten Gespräche mit möglichen<br />

Kunden hat Hoier schon geführt: „An den<br />

richtigen Kontakt zu kommen geht in den<br />

USA viel schneller als bei uns in Deutschland.“<br />

Kürzlich habe er sich sogar mit einem<br />

US-Konkurrenten getroffen. Das sei<br />

hier viel normaler als in der Heimat, man<br />

müsse nur aufpassen, nicht selbst zu viele<br />

Details zu verraten. Im Oktober zieht<br />

Streetspotr für drei Monate in das neue Accelerator-Büro<br />

nach New York. Hoier freut<br />

sich darauf: „Unsere potenziellen Kunden<br />

FOTOS: SWZ WERBEAGENTUR GMBH, LAIF/THOMAS RABSCH<br />

56 Nr. 31 28.7.2014 WirtschaftsWoche<br />

© Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!