Wirtschaftswoche Ausgabe vom 28.07.2014 (Vorschau)
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Unternehmen&Märkte<br />
»<br />
nale Rohstoffriese Rio Tinto analysiert<br />
damit mögliche Lagerstätten von Bodenschätzen.<br />
Im Vorjahr nahm Parstream damit<br />
2,2 Millionen Euro ein.<br />
Wie wichtig der US-Markt für das Unternehmen<br />
ist, zeigt der jüngste Chefwechsel:<br />
Parstream hat den erfahrenen amerikanischen<br />
Marketingspezialisten Peter Jensen<br />
angeheuert, der den Job von Mitgründer<br />
Michael Hummel übernimmt und das US-<br />
Geschäft ankurbeln soll.<br />
Die Entwicklung bleibt<br />
Video<br />
Was deutsche<br />
Start-ups und<br />
Politiker auf einer<br />
Valley-Reise<br />
gelernt haben<br />
aber in Köln und wird<br />
von Hummel als Technikchef<br />
geleitet. Bienert<br />
kümmert sich weiter um<br />
das Tagesgeschäft.<br />
Technik in Deutschland<br />
und Marketing in<br />
den USA: Diese Arbeitsteilung<br />
ist häufig zu finden,<br />
vor allem aus Kostengründen. „Die<br />
Entwickler im Valley sind zwar teurer, aber<br />
nicht zwangsläufig besser“, sagt Bienert.<br />
Google oder Facebook etwa zahlen Uniabsolventen<br />
mehr als 100 000 Dollar. „Die<br />
Einstiegsgehälter haben verrückte Dimensionen<br />
angenommen“, findet auch Förderer<br />
Kanngiesser.<br />
MILLIONENFINANZIERUNGEN<br />
Auch die 65 Softwareentwickler von Ragnar<br />
Kruse sitzen in Hamburg, obwohl der<br />
ehemalige Intershop-Manager sein Unternehmen<br />
Smaato in den USA gegründet hat,<br />
direkt am Union Square, dem touristischen<br />
Herz San Franciscos. Von hier aus betreibt<br />
Smaato einen Marktplatz, auf dem Werbeanzeigen<br />
für Smartphone-Apps vermittelt<br />
werden. Als „Ebay für mobile Werbung“<br />
bezeichnet Kruse sein Unternehmen, Werbeplätze<br />
in Apps versteigert er innerhalb<br />
weniger Millisekunden, pro Tag drei Milliarden<br />
und mehr.<br />
Das im Fachjargon „real time bidding“<br />
genannte Verfahren hat sich bei Internet-<br />
Werbung inzwischen etabliert. Auch bei<br />
Anzeigen für Smartphones werden die<br />
Preise und Plätze inzwischen immer seltener<br />
fest gebucht, sondern über Auktionsplattformen<br />
wie Smaato versteigert. 80 000<br />
Kunden sind dort inzwischen registriert.<br />
Kruse hat die Entwicklung früh erkannt,<br />
schon bei der Smaato-Gründung 2005 ging<br />
er fest davon aus, dass Smartphones über<br />
kurz oder lang Computer ablösen würden.<br />
Der Erfolg brauchte Zeit, doch 2009 erwirtschaftete<br />
das Unternehmen die erste Umsatz-Million.<br />
„Jetzt hat das Wachstum richtig<br />
Fahrt aufgenommen“, freut sich Kruse.<br />
Eine zweistellige Millionensumme hat<br />
Smaato 2013 eingenommen, für dieses<br />
Jahr erwartet Kruse eine Verdreifachung.<br />
Die Durststrecke der ersten Jahre konnte<br />
Smaato dank eines üppigen Finanzierungspolsters<br />
durchstehen: Das Unternehmen<br />
ist mit 22 Millionen Dollar Wagniskapital<br />
ausgestattet. Nun kommt noch einmal<br />
eine ähnliche Summe hinzu.<br />
Von solchen Summen können die meisten<br />
Start-ups in Deutschland nur träumen.<br />
Während Gründer hierzulande im Vorjahr<br />
674 Millionen Euro eingesammelt haben,<br />
waren es im Silicon Valley 22 Milliarden<br />
Dollar (siehe Grafik Seite 54).<br />
Auch Datenbankspezialist Parstream hat<br />
den Schritt in die USA vor allem aus finanziellen<br />
Gründen gewagt. Im Valley kamen<br />
die ersten Millionen von Vinod Khosla,<br />
Mitgründer des ehemaligen Softwareherstellers<br />
Sun Microsystems, und von Wagniskapitalgeber<br />
Zachary Bogue, dem Ehemann<br />
von Yahoo-Chefin Marissa Mayer.<br />
„Das hätten wir in Deutschland nie bekommen“,<br />
sagt Bienert. Hierzulande investiere<br />
kaum jemand in B2B-Start-ups – also<br />
STREETSPOTR | Werner Hoier<br />
Mit der Smartphone-App erledigen die<br />
Nutzer unterwegs kleine Aufträge für<br />
Unternehmen.<br />
Mitglieder 250 000<br />
Unternehmen, deren Technologien für andere<br />
Firmen interessant sind. Anders in<br />
den USA: Ende 2013 hat Parstream noch<br />
mal acht Millionen Dollar eingesammelt.<br />
So weit ist Werner Hoier noch lange<br />
nicht. Er ist erst kürzlich nach San Francisco<br />
gekommen und muss sich noch an die<br />
bisweilen übertrieben euphorische amerikanische<br />
Art gewöhnen. „Hier ist alles immer<br />
super-awesome und incredible“, sagt<br />
Hoier. Als Deutscher müsse man erst interpretieren<br />
lernen, wie super-großartig und<br />
unglaublich der jeweilige Gesprächspartner<br />
das Projekt tatsächlich fände.<br />
SCHNELLERE KONTAKTE<br />
Der Wirtschaftsinformatiker hat 2011 zusammen<br />
mit Dorothea Utzt Streetspotr gegründet.<br />
Die beiden App-Entwickler sollten<br />
für BMW eine Software programmieren,<br />
mit der Öffnungszeiten und Preise von<br />
Parkhäusern im Navigationssystem erfasst<br />
werden können. Dafür haben beide eine<br />
Smartphone-App entwickelt, die solche<br />
Arbeiten auslagert. „Crowdsourcing“<br />
nennt sich das Prinzip: Nutzer der App<br />
können sich unterwegs etwas dazuverdienen,<br />
die mittlerweile 250 000 registrierten<br />
Mitglieder überprüfen beispielsweise für<br />
Unternehmen Adressen oder fotografieren<br />
Regale in Läden, um Produktplatzierungen<br />
zu kontrollieren. Für solche Minijobs bekommen<br />
sie ein paar Cent, zu den Auftraggebern<br />
gehören etwa Red Bull oder Microsoft.<br />
Die erste Finanzierungsrunde schlossen<br />
die Nürnberger im Frühjahr ab – in typisch<br />
deutschen Dimensionen: „Die Summe<br />
war sechsstellig“, sagt Hoier.<br />
Nun will er den US-Markt ausloten, sein<br />
Büro liegt in einem Jugendstilbau, in dem<br />
auch Twitter sein Hauptquartier hat. Hoiers<br />
Arbeitsplatz im sogenannten Runway –<br />
einer Art Gemeinschaftsgroßraumbüro –<br />
hat der German Accelerator eingerichtet<br />
und bezahlt. Weit mehr als ein Dutzend<br />
Start-ups werkeln hier, unmittelbar neben<br />
Hoier bastelt ein Team an Drohnen, die<br />
testweise durch den langen Flur sausen.<br />
Die ersten Gespräche mit möglichen<br />
Kunden hat Hoier schon geführt: „An den<br />
richtigen Kontakt zu kommen geht in den<br />
USA viel schneller als bei uns in Deutschland.“<br />
Kürzlich habe er sich sogar mit einem<br />
US-Konkurrenten getroffen. Das sei<br />
hier viel normaler als in der Heimat, man<br />
müsse nur aufpassen, nicht selbst zu viele<br />
Details zu verraten. Im Oktober zieht<br />
Streetspotr für drei Monate in das neue Accelerator-Büro<br />
nach New York. Hoier freut<br />
sich darauf: „Unsere potenziellen Kunden<br />
FOTOS: SWZ WERBEAGENTUR GMBH, LAIF/THOMAS RABSCH<br />
56 Nr. 31 28.7.2014 WirtschaftsWoche<br />
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