BAHN EXTRA 1970-1989: Zwei spannende Jahrzehnte Bundesbahn (Vorschau)
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Das Urlaubsziel Berchtesgaden war mit dem<br />
IC „Chiemgau“ als Linienfortsetzung an das<br />
IC-Netz angebunden. Nur auf diesem Abschnitt<br />
sah man die einzigartige Kombination<br />
aus IC-Wagen und Altbau-Elloks der Baureihe<br />
144.5 (Bild mit 144 508 bei Hallthurm,<br />
August 1979) Bodo Schulz<br />
reichte. Die Höchstgeschwindigkeit der 111<br />
wurde dafür von 150 km/h auf 160 km/h angehoben.<br />
Ansonsten konnte man schon seit<br />
1978 auf den ersten Streckenabschnitten<br />
planmäßig mit 200 km/h fahren.<br />
Die Wagenreihung wurde so gestaltet,<br />
dass sich an den Systemumsteigebahnhöfen<br />
die jeweiligen Klassen gegenüberstanden.<br />
Anders als bei dem System von 1971 wurde<br />
nun minutengenau im Takt gefahren, Abweichungen<br />
gab es allenfalls in Tagesrandlagen.<br />
Auch vom Linientausch wurde Gebrauch<br />
gemacht, um weitere Direktverbindungen<br />
herzustellen. Einige Züge fuhren über die<br />
Linienendpunkte hinaus, zum Beispiel nach<br />
Kiel, Mittenwald, Westerland oder Klagen -<br />
furt. Dies diente auch als Ersatz für im IC-<br />
System aufgegangene D-Züge.<br />
Für die Reisenden der 2. Klasse war das<br />
System in jeder Hinsicht ein Fortschritt –<br />
man hatte mehr Verbindungen und kürzere<br />
Die Elektrotriebzüge der Baureihe 403 waren ein Blickfang der <strong>1970</strong>er-Jahre-<strong>Bundesbahn</strong>.<br />
Im IC-Betrieb konnte man sie mit ihrem vergleichsweise geringen Platzangebot aber nur<br />
eingeschränkt verwenden; es blieb lediglich die schwach ausgelastete Linie 4, auf der 1974<br />
ein 403 als IC „Hermes“ München – Bremen fährt (Foto in Hannover) Helmut Scheiba<br />
Reisezeiten. Einen kleinen „Nachteil“ gab es<br />
aber auch: Man musste jetzt 3 DM Zuschlag<br />
bezahlen, was manchen störte, vor allem bei<br />
kurzen Strecken wie München – Augsburg.<br />
Die Reisenden 1. Klasse konnten nun ebenfalls<br />
stündliche Verbindungen nutzen, während<br />
sich die Reisezeitverlängerungen durch<br />
die schwereren Züge in Grenzen hielten.<br />
„Dahin“ war freilich die Exklusivität des Systems.<br />
Durch die Blockzugbildung blieben<br />
zwar die Reisendengruppen getrennt, doch<br />
die im Speisewagen eintretende „Mischung“<br />
gefiel nicht jedem 1.-Klasse-Reisenden.<br />
Mit dem neuen IC-System entfielen auch<br />
einige internationale TEE-Verbindungen wie<br />
„Blauer Enzian“ oder „Merkur“. Zum Teil<br />
wurden sie in IC-Züge mit beiden Wagenklassen<br />
umgewandelt. Bei einigen aufkommensstarken<br />
Relationen bot die DB 1979<br />
zusätzlich zu den IC-Zügen reine 1.-Klasse-<br />
Züge an, die als rein innerdeutsche TEE verkehrten.<br />
Diese verschwanden aber mangels<br />
Nachfrage bis 1983 alle. Übrig blieb nur der<br />
„Rheingold“ als spezieller Touristenzug; sein<br />
Ende sollte 1987 kommen.<br />
IC-Linien<br />
Das IC-Netz 1971<br />
Linie 1: Hamburg – Dortmund – Essen –<br />
Köln – Mainz – Mannheim Stuttgart –<br />
München<br />
Linie 2: Hannover – Dortmund – Wuppertal<br />
– Köln – Wiesbaden – Frankfurt –<br />
Würzburg – München<br />
Linie 3: Hamburg – Hannover – Frankfurt<br />
– Mannheim – Basel<br />
Linie 4: Bremen – Hannover – Würzburg<br />
– Nürnberg – Augsburg – München<br />
IC '79 wurde ein voller Erfolg. Es dürfte<br />
das erfolgreichste Konzept in der 44-jährigen<br />
DB-Geschichte gewesen sein. Schon im<br />
Herbst 1979 vermeldete die DB steigende<br />
Fahrgastzahlen – vor allem in der 2. Klasse;<br />
der Trend hielt weiter an und wurde erst<br />
durch den konjunkturellen Abschwung im<br />
Jahr 1982 gebremst.<br />
Das System IC ‘85<br />
Sechs Jahre nach der Einführung nahm die<br />
DB einige Änderungen am System vor. Der<br />
Fahrplanwechsel am 2. Juni 1985 bot sich dafür<br />
an, weil zu diesem Zeitpunkt die west -<br />
liche Einführung der Riedbahn in Mannheim<br />
in Betrieb genommen wurde. Mit ihr entfiel<br />
in Mannheim der Fahrtrichtungswechsel bei<br />
der von Frankfurt kommenden Linie, so dass<br />
sich die Blockzugbildung „verdrehte“. Deshalb<br />
war es nötig, das System in größerem<br />
Maße umzustellen.<br />
Das IC ‘85 genannte System war geprägt<br />
durch mehrere Optimierungen. Das waren<br />
zunächst weitere Fahrzeitverkürzungen,<br />
nachdem die DB neue Ausbaustreckenabschnitte<br />
in Betrieb genommen hatte. Zudem<br />
nutzte sie die nach der Eisenbahnbau- und<br />
Betriebsordnung zulässige Seitenbeschleunigung<br />
in Gleisbögen aus und hatte in<br />
einigen Bögen die Überhöhung angehoben –<br />
beides ermöglichte auch dort höhere Geschwindigkeiten.<br />
Diese Maßnahmen brachten<br />
Fahrzeitverkürzungen von durchschnittlich<br />
zwei Minuten je 100 Kilometer. In<br />
den Systemumsteigeknoten Hannover und<br />
Dortmund konnten die Aufenthaltszeiten<br />
ve rkürzt werden, weil es durch veränderte<br />
Linienführungen keine gegenseitigen Li -<br />
nien verzweigungen mehr gab; sie wurden<br />
vor wiegend zu Anschlussknoten, bei denen<br />
die Reisenden in Anschlusslinien umstiegen.<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 6/2014 19