Region schafft Zukunft - Verein für Regionalentwicklung Werra ...
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etroffen sind und nicht qualitativ höherwertiger<br />
Wohnraum. Darüber hinaus zeigt die Um- und Zuzugsbefragung<br />
aus Eschwege, dass ein Hauptgrund<br />
für Umzug die qualitative Verbesserung der Wohnsituation<br />
ist (s.u.). Folglich ist eher der Umkehrschluss<br />
zu ziehen, dass gerade bei einer geringen Bauaktivität<br />
nur die Immobilien vermarktet werden können,<br />
die über ein ausreichendes Maß an Qualität und<br />
Standard verfügen.<br />
Beispiele und Studien<br />
Im Rahmen des Masterplanprozesses wurden verschiedene<br />
Beispiele, Projekte und aktuelle Studien<br />
vorgestellt und diskutiert, die als Anregungen dienen<br />
sollen.<br />
Verminderung von Leerständen: Wächterhäuser Leipzig.<br />
Wesentliches Element von Wächterhäusern ist die<br />
Verminderung von Leerstand. Das Modell der mietfreien<br />
Überlassung von Gebäuden an Nutzer/innen für<br />
einen Zeitraum von fünf Jahren wurde zuerst in der<br />
Stadt Leipzig erprobt und ist mittlerweile in viele andere<br />
Städte und Kleinstädte „exportiert“ worden. Wesentliche<br />
Elemente sind: die Renovierung und<br />
Instandsetzung durch Mieter/innen (inkl. Materialkosten),<br />
eine Laufzeit von fünf Jahren die über eine Gestattungsvereinbarung<br />
geregelt ist sowie die<br />
Kombination des mietfreien Wohnens mit einem Konzept<br />
als Grundlage (wie z.B. Künstleratelier oder Werkstatt).<br />
Zusätzlich wird ein kommunaler Zuschuss für<br />
Instandsetzung gewährt, der z.B. für Dachreparaturen<br />
verwendet wird. Darüber hinaus wird in vielen Fällen<br />
die Bewohnbarkeit des Gebäudes zu Beginn erst noch<br />
hergestellt und es werden Anschlüsse, etc. bis an die<br />
Mieträume gelegt. In Leipzig gibt es mittlerweile 16<br />
Gebäude mit 200 „Wächter/innen“, die Nachfrage ist<br />
deutlich größer, jedoch sind die Eigentümer/innen<br />
noch vergleichsweise verhalten.<br />
Kommunale Strategie / Innenentwicklung: Richtlinie<br />
der Stadt Eschwege zur Gewährung städtischer Zuschüsse<br />
für das Bauen im Bestand: Die Richtlinie gilt<br />
seit 2009. Sie gewährt städtische Zuschüsse für<br />
Bauen im Bestand bei Modernisierung und Instandsetzung,<br />
Um- und Ausbau zur Schaffung bedarfgerechter<br />
Grundrisse, Barrierefreiheit, Neubau (in<br />
Baulücken), Abriss ortsbildstörender Anlagen/Bauteile.<br />
Weitere Bedingungen sind, dass die Gebäude<br />
älter als 50 Jahre sein müssen (außer bei Baulückenbebauung<br />
und Abriss) und Investitionen von mind.<br />
300€/m² getätigt werden. In diesen Fällen erhält der<br />
Antragstellende einen einmaligen Zuschuss in Höhe<br />
von 20 %, höchstens 15.000.- €. Im Ergebnis wurden<br />
im Jahr 2009 sechs Maßnahmen gefördert, trotz<br />
deutlich größerem Interesse, da die Förderbedingungen<br />
nur bei diesen Antragsteller/innen erfüllt wurden.<br />
Vor allem die Bedingungen des „Alters der Gebäude“<br />
und des Investitionsvolumens von 300.-€/m² führten<br />
zum Ausschluss. Die Übertragbarkeit dieses kommunalen<br />
Instruments zur Förderung der Innenentwicklung<br />
wurde von den Teilnehmer/innen der Arbeitsgruppe<br />
teilweise skeptisch eingeschätzt, da die<br />
kommunale Haushaltslage teilweise kein eigenes Förderprogramm<br />
zulässt und die notwendige Investitionshöhe<br />
teilweise als zu hoch angesehen wurde.<br />
Wohnqualitäten / Um- und Zuzugsbefragung der<br />
Stadt Eschwege. Es handelt sich hierbei um eine<br />
quantitative schriftliche Befragung, die sich an alle<br />
zu- und umgezogenen Personen der Stadt Eschwege<br />
im Jahr 2009 wendet. Der Rücklauf betrug knapp<br />
18%. Generell konnten im Rahmen der Befragung<br />
zwei Prozesse in der Stadt Eschwege genauer beobachtet<br />
werden: einerseits der Zuzug von außen (vor<br />
allem im Rahmen von Standortoptimierungen) und<br />
andererseits der Umzug innerhalb der Stadt. Wesentliche<br />
Ergebnisse sind u.a., dass Qualitätsverbesserungen<br />
an erster Stelle stehen und nicht, wie<br />
andere Befragungen zeigen, individuelle Gründe. Anders<br />
ausgedrückt handelt es sich um Mängel der<br />
alten Wohnung, die zu Umzügen führen. Folglich<br />
kann durch die Studie abgeleitet werden, dass es eine<br />
Nachfrage nach qualitativ höherwertigem Wohnraum<br />
in der Stadt Eschwege gibt.<br />
Lokale Beratung / Wohn-Lotsen in Cuxhaven oder<br />
Bürgergruppe Wanfried: Das Projekt der Wohn-Lotsen<br />
und die Aktivitäten der Bürgergruppe in Wanfried<br />
sind jeweils als lokale und niedrigschwellige<br />
Ansätze für Modernisierungs- und Sanierungsaktivitäten<br />
anzusehen. In Cuxhaven wurden ehemalige<br />
Handwerker gewonnen, mit ihren Nachbarn über<br />
Bausubstanz, Investitionen o.ä. zu reden. Denn eines<br />
der wesentlichen Hemmnisse bei regionalen oder<br />
auch teilweise stadtweiten Programmen und Angeboten<br />
ist, dass sie die Hausbesitzer/innen teilweise<br />
nicht erreichen. Die Bürgergruppe in Wanfried engagiert<br />
sich in ähnlicher Weise und verbindet dies mit<br />
kostenfreien Bauberatungen bis hin zu Finanzierungsberatungen<br />
und Kontakten zu Unternehmen.<br />
Ergebnisse<br />
Kontrovers diskutiert wurde, ob bestehende Bebauungspläne<br />
zurückgenommen werden sollten. Da<br />
Neubau kaum noch Thema ist, wurde von einigen<br />
die Meinung vertreten, dass die Bebauungspläne<br />
auch nicht geändert werden müssen. Da jedoch einzelne<br />
Neubauten immer noch stattfinden und nicht<br />
überall Bebauungspläne mit Teilabschnitten definiert<br />
wurden, besteht die Gefahr, dass die vermeintlich<br />
attraktiven Randbereiche zuerst bebaut<br />
werden und dann viele Baufelder leer bleiben. Um<br />
dies zu verhindern könnte eine Rücknahme von Bebauungsplänen<br />
ein geeignetes Mittel sein. Die mögliche<br />
Symbolwirkung eines solchen Vorgehens auf<br />
andere Kommunen wurde von einigen Teilnehmer/innen<br />
bestätigt. Insgesamt konnte kein Konsens<br />
über die Rücknahme von Neubaugebieten in<br />
68 Siedlungsflächen