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Arterielle Durchblutungsstörungen der Beine - Deutsche Gefäßliga eV

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kinase und t-PA. Ein Erfolg ist nur dann<br />

möglich, wenn das Blutgerinnsel noch<br />

aus viel frischem Thrombenmaterial besteht.<br />

Häufig findet dieses Verfahren<br />

Anwendung bei frischen Venenthrombosen,<br />

die Stunden bis Tage alt sind,<br />

später werden dann die Erfolgsaus-<br />

sichten geringer.<br />

Auch im arteriellen Gefäßsystem können<br />

frische Gerinnsel, die sich auf<br />

vorhandene Kalkauflagerungen aufgepfropft<br />

haben, aufgelöst werden; dabei<br />

ist es aussichtsreicher einen Verschluss<br />

im Beckenbereich aufzulösen als am<br />

Unterschenkel. Auch bei Embolien,<br />

also bei verschleppten Gerinnseln, z.B.<br />

aus dem Herzen, kann diese Therapie<br />

erfolgversprechend in den ersten 6<br />

Wochen nach dem Auftreten <strong>der</strong><br />

Beschwerden durchgeführt werden.<br />

Diese Gerinnsel - Auflösungstherapie<br />

ist nicht ganz frei von Risiken. Es werden<br />

nicht nur Gerinnsel im Gefäßsystem<br />

aufgelöst, son<strong>der</strong>n jedes Gerinnsel,<br />

das kleine Verletzungen <strong>der</strong> Gefäße<br />

in den Tagen zuvor abgedichtet und<br />

verschlossen hat.<br />

Unter Katheterlyse verstehen wir eine<br />

Kombinationsbehandlung <strong>der</strong> Routine-<br />

Katheterbehandlung mit einer niedrig<br />

dosierten fibrinolytischen Therapie mit<br />

Urokinase o<strong>der</strong> rtPA. Der Vorteil <strong>der</strong><br />

lokalen Lysetherapie liegt aus theoretischer<br />

Sicht in <strong>der</strong> Verhin<strong>der</strong>ung von gefürchteten<br />

Blutungskomplikationen, die<br />

eine höher zu dosierende systemische<br />

Lysetherapie mit sich bringt. In Lokalanästhesie<br />

wird dabei <strong>der</strong> Katheter in<br />

<strong>der</strong> Regel über die Oberschenkelarterie<br />

an den Verschluß herangeführt. Über<br />

den liegenden Katheter wird dann das<br />

Lyse - Medikament in das Gerinnsel infiltriert,<br />

das damit langsam angedaut<br />

wird.<br />

Mit welchen Medikamenten<br />

kann die Schaufensterkrankheit<br />

behandelt werden?<br />

Für Medikamente bieten sich bei <strong>der</strong><br />

PAVK verschiedenen Ansatzpunkte:<br />

Behandlung einer eventuell<br />

vorhandenen Herzkrankheit<br />

Die Pumpkraft des Herzens kann beeinträchtigt<br />

sein durch eine Herzleistungsschwäche<br />

(Herzinsuffizienz) und<br />

auch durch Herzrhythmusstörungen.<br />

Liegen solche Probleme vor, ist es zunächst<br />

ratsam, die Herzkrankheit zu be-<br />

handeln. Unter Umständen muß hierfür<br />

ein Herzspezialist (Kardiologe) zur<br />

Behandlung hinzugezogen werden.<br />

Thromboseprophylaxe mittels<br />

Thrombozytenfunktionshemmer<br />

wie ASS o<strong>der</strong> gerinnungshemmende<br />

Antikoagulanzien<br />

Die Blutplättchen (Thrombozyten)<br />

spielen bei <strong>der</strong> Entstehung und beim<br />

Fortschreiten des Arterioskleroseprozesses<br />

eine Schlüsselrolle. In <strong>der</strong> Regel<br />

bekommen Patienten mit einer PAVK<br />

von ihrem Hausarzt Azetylsalizylsäure<br />

in einer Dosierung von 100 mg täglich<br />

verordnet. Diese Therapie gilt als eine<br />

Langzeitbehandlung. ASS selbst führt<br />

allerdings nicht zu einer Verbesserung<br />

<strong>der</strong> schmerzfreien und maximalen Gehstrecke<br />

bei <strong>der</strong> Schaufensterkrankheit.<br />

Es ist aber gesichert, daß ASS das<br />

Fortschreiten <strong>der</strong> Gefäßverengung zum<br />

Verschluss o<strong>der</strong> die Ausdehnung eines<br />

Verschlusses auf eine weitere Etage des<br />

Gefäßsystems verhin<strong>der</strong>t. Ein Standardmedikament<br />

ist heute Clopidogrel<br />

(Plavix ® o<strong>der</strong> Iscover ®). Lei<strong>der</strong> ist dieses<br />

sehr wirksame Medikament auch<br />

deutlich teurer als ASS – Präparate.<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Fließeigenschaften<br />

des Blutes<br />

Die mo<strong>der</strong>ne medikamentöse Therapie<br />

wird mit sog. vasoaktiven Medikamenten<br />

durchgeführt. Dies sind<br />

Substanzen, die nicht nur die Gefäße erweitern,<br />

son<strong>der</strong>n meist auch die<br />

Fließeigenschaften des Blutes verbessern.<br />

Die Mikrozirkulation in den kleinsten<br />

Blutgefäßen wird als die „Achillessehne<br />

<strong>der</strong> arteriellen Blutversorgung“<br />

angesehen. Neben <strong>der</strong> Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Fließeigenschaften führen die meisten<br />

Medikamente noch zu einer Gefäßerweiterung.<br />

Folgende Medikamente haben sich in<br />

kontrollierten klinischen Untersuchungen<br />

bei intermittierendem Hinken als<br />

wirksam erwiesen:<br />

Buflomedil (Bufedil ®)<br />

Naftidrofuryl (Dusodril ®)<br />

Pentoxifyllin (Trental ®)<br />

Ginkgo - biloba - Extrakte<br />

Ginkgo - Präparate gehören zu den<br />

meist rezeptierten beziehungsweise<br />

selbstverordneten Medikamente.<br />

Der Extrakt des Ginkgo - Baumes verbessert<br />

hauptsächlich die Fließeigenschaften<br />

des Blutes. In experimentellen<br />

Untersuchungen und auch an Studien<br />

beim Menschen wurde gezeigt, daß <strong>der</strong><br />

Extrakt die Verformbarkeit <strong>der</strong> roten<br />

Blutkörperchen (Erythrozyten) verbessert<br />

und die Neigung <strong>der</strong> Zusammenballung<br />

<strong>der</strong> Blutplättchen vermin<strong>der</strong>t.<br />

Ginkgo biloba - Blätter enthalten<br />

Flavonoide, Procyanidine, Diterpenoide,<br />

Ginkgolide und Bilobalid. Standardisierte<br />

Extrakte aus den Blättern<br />

bewirken im pharmakologischen Experiment<br />

eine Verbesserung <strong>der</strong> Hirn-<br />

und <strong>der</strong> peripheren Durchblutung, vor<br />

allem aber eine verbesserte Toleranz gegenüber<br />

Sauerstoffmangel sowie eine<br />

erhöhte Nutzung von energiereichen<br />

Stoffwechselprodukten, wie energiereiche<br />

Phosphate (ATP) und Glucose.<br />

Prostaglandine<br />

Ein neues Kapitel <strong>der</strong> medikamentösen<br />

Therapie <strong>der</strong> PAVK wurde durch die<br />

Einführung <strong>der</strong> Prostaglandine vor allem<br />

für die Behandlung von fortgeschrittenene<br />

Stadien <strong>der</strong> PAVK eröffnet.<br />

Das einzige Prostaglandin - Präparat,<br />

das in Deutschland für die Therapie <strong>der</strong><br />

PAVK im Handel ist, ist Prostaglandin<br />

E-1 (Handelsname Prostavasin ®).<br />

Für die Behandlung des Buerger -<br />

Syndroms steht auch das Medikament<br />

Ilomedin ® zur intravenösen Infusion<br />

zur Verfügung. Bei dieser schweren<br />

Gefäßerkrankung hat sich dieses Medikament<br />

ausgezeichnet bewährt.<br />

Wie wirken Prostaglandine?<br />

• Sie erweitern ausgeprägt die arteriellen<br />

Blutgefäße.<br />

• Sie führen zu einer Verbesserung <strong>der</strong> Blutfließeigenschaften.<br />

• Sie hemmen das Zusammenballen <strong>der</strong> roten<br />

Blutkörperchen und <strong>der</strong> Blutplättchen.<br />

• Sie beeinflussen günstig die Gefässinnenhaut<br />

(Endothel).<br />

Die Konsequenz ist eine gezieltere Bereitstellung<br />

von Sauerstoff und Blutzucker, sie<br />

führen zu einer Verbesserung des Stoffwechsels<br />

im durchblutungsgestörten<br />

Gewebe.<br />

GefäßReport 1/2006 19

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