Arterielle Durchblutungsstörungen der Beine - Deutsche Gefäßliga eV
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Quelle: Farbatlas <strong>der</strong> Gefäßkrankheiten, Springer Verlag<br />
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<strong>Arterielle</strong> Durchblutungsstörungen <strong>der</strong> <strong>Beine</strong><br />
von Prof. Dr. med. C. Diehm<br />
In über 90% <strong>der</strong> Fälle von Mangeldurchblutungen<br />
im Körper ist die<br />
Ursache eine Arteriosklerose, auch<br />
Atherosklerose genannt. Diese Gefäßerkrankung<br />
ist beson<strong>der</strong>s heimtückisch,<br />
weil sie über viele Jahre unentdeckt<br />
langsam voranschreitet und im Prinzip<br />
alle Arterien mehr o<strong>der</strong> weniger befällt.<br />
Man sagt daher auch: Die Arteriosklerose<br />
ist eine generalisierte, chronisch fortschreitende<br />
Krankheit.<br />
Die Arteriosklerose ist die Hauptursache<br />
für die Entstehung <strong>der</strong> koronaren<br />
Herzerkrankung (Angina pectoris,<br />
Herzinfarkt, Herzleistungsschwäche<br />
und Herzrhythmusstörung), des<br />
Schlaganfalls und <strong>der</strong> peripheren<br />
arteriellen Verschlußkrankheit (Schaufensterkrankheit).<br />
Jährlich sterben in Europa mehr<br />
Menschen an den Folgen <strong>der</strong> Atherosklerose<br />
als an Krebserkrankungen. Was<br />
diese Erkrankung so gefährlich macht,<br />
ist die Tatsache, dass sie praktisch den<br />
ganzen Körper betrifft. Die Atherosklerose<br />
spielt sich nämlich in sämtlichen<br />
Gefäßen des Organismus altersabhängig<br />
mehr o<strong>der</strong> weniger stark ausgeprägt<br />
ab. Meist erkrankt also das gesamte<br />
Gefäßsystem. Wir sprechen von<br />
einer Systemkrankheit.<br />
Fast alle Menschen sind davon be-<br />
troffen. Atherosklerose beginnt sozusagen<br />
vom ersten Lebenstag an. Welches<br />
Ausmaß sie annimmt, hängt neben <strong>der</strong><br />
genetischen Veranlagung in erster Linie<br />
vom Lebensstil, von <strong>der</strong> Ernährung und<br />
von Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck,<br />
hohem Cholesterin und<br />
Diabetes ab.<br />
Welche Krankheitsstadien <strong>der</strong> PAVK<br />
kennen wir?<br />
Die Verschlußkrankheit verläuft klas-<br />
sischerweise in 4 Stadien ab, die <strong>der</strong><br />
Straßburger Chirurg Fontaine beschrieb:<br />
Stadium I: Beschwerdefreiheit<br />
(Zufallsbefund)<br />
Stadium IIa: Die schmerzfreie Gehstrecke<br />
beträgt mehr als 200 Meter<br />
Stadium IIb: Die schmerzfreie Gehstrecke<br />
liegt unter 200 Meter<br />
Stadium III: Schmerzen bereits in Ruhe<br />
und im Liegen<br />
Stadium IV: Geschwüre<br />
(„Brand, trocken o<strong>der</strong> feucht“)<br />
Schematische Darstellung <strong>der</strong> Arterioskleroseentstehung im Gefäß<br />
GefäßReport 1/2006<br />
Stadium I: (Beschwerdefreiheit -<br />
Zufallsbefund)<br />
Der Patient hat meist noch keine Beschwerden.<br />
Die <strong>Beine</strong> können auffallend kalt sein. Bei einer<br />
Routineuntersuchung fällt dem Arzt zufällig<br />
eine vermin<strong>der</strong>te Durchblutung <strong>der</strong> <strong>Beine</strong> auf,<br />
wenn er die Blutdrucke an den <strong>Beine</strong>n mit <strong>der</strong><br />
Dopplertechnik misst. Nicht selten ist bei<br />
Männern die Impotenz bzw. Erektionsstörung<br />
(sog. erektile Dysfunktion) ein erstes Krankheitszeichen<br />
für eine Durchblutungsstörung in<br />
den Beckenarterien.<br />
Stadium II: Schmerzen beim Gehen<br />
In diesem häufig anzutreffenden Stadium<br />
treten erst beim Gehen nach einer bestimmten<br />
Wegstrecke meist krampfartige Schmerzen<br />
in den Waden auf. Erst nach einer kleinen<br />
Ruhepause verschwinden die Schmerzen<br />
wie<strong>der</strong>. Deshalb nennt <strong>der</strong> Volksmund diese<br />
Krankheit auch „Schaufensterkrankheit“.<br />
Wegen des häufigen Stehenbleibens spricht<br />
man auch vom „intermittierenden Hinken“<br />
(med. „claudicatio intermittens“). Bei<br />
einer Arterienverkalkung erhalten infolge<br />
<strong>der</strong> Einschränkung <strong>der</strong> Blutversorgung die<br />
Gebiete hinter <strong>der</strong> Gefäßverengung bzw.<br />
des Verschlusses nicht mehr genügend<br />
Sauerstoff und Nährstoffe und auch die<br />
Stoffwechselschlacken bleiben länger<br />
im Gewebe liegen. In <strong>der</strong> Regel wird die<br />
schmerzfreie und die maximale Gehstrecke<br />
des Patienten mit zunehmen<strong>der</strong> Schwere <strong>der</strong><br />
Erkrankung immer kürzer.<br />
Stadium IIa:<br />
Die schmerzfreie Gehstrecke beträgt mehr als<br />
200 Meter.<br />
Stadium IIb:<br />
Die schmerzfreie Gehstrecke liegt unter<br />
200 Meter.<br />
Stadium III: Schmerzen bereits in Ruhe und im<br />
Liegen<br />
Reicht <strong>der</strong> Sauerstoff des Muskels und <strong>der</strong><br />
Haut auch in Ruhe nicht mehr aus, so kommt<br />
es zu typischen Ruheschmerzen, die beson<strong>der</strong>s<br />
nachts bei relativer Hochlagerung <strong>der</strong> <strong>Beine</strong><br />
im Bett auftreten. Viele Patienten können die<br />
Schmerzen dadurch lin<strong>der</strong>n, daß sie aufstehen<br />
und umhergehen o<strong>der</strong> das betroffene Bein<br />
von <strong>der</strong> Bettkante herabhängen lassen. In<br />
diesem Stadium verän<strong>der</strong>t sich auch sichtbar<br />
und fühlbar die Haut des betroffenen<br />
Fußes: sie wird weiß, farblos, zum Teil treten<br />
landkartenartige glänzende Rötungen als<br />
Zeichen <strong>der</strong> vermin<strong>der</strong>ten Durchblutung auf.