FESTSCHRIFT - Fachklinik-Hornheide
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2. 2 VOM „WESTFÄ LISCHEN VEREIN FÜR LUPUSBEK Ä MPFUNG“<br />
ZUM VEREIN „FACHKLINIK HORNHEIDE“<br />
Schon bald konnten die ersten<br />
mobilen Teams des Vereins zu<br />
öffentlichen Sprechstunden in<br />
die einzelnen Städte Westfalens<br />
entsandt werden. Sie führten um<br />
in der Regel zusammen mit dem<br />
zuständigen Gesundheitsamt<br />
die Beratungen durch. Und in<br />
dem Maße, wie diese positive<br />
Arbeit bekannt wurde, ergab<br />
sich ständig neuer Bedarf aus<br />
immer mehr Kommunen.<br />
Schon 1928 zeigte sich das<br />
Ergebnis dieses intensiven<br />
Handelns. In diesem Jahr wurden<br />
bereits 508 Lupuskranke<br />
aus Westfalen-Lippe betreut.<br />
Dazu wurde die zunächst manuell<br />
geführte zentrale Lupuskartei<br />
auf das „Kardex-System“<br />
umgestellt, was die Arbeit auch<br />
bei den erforderlichen Wiederholungsbehandlungen<br />
erleichterte.<br />
Diese Kartei ermöglichte<br />
darüber hinaus wissenschaftliche<br />
Auswertungen, denn sie<br />
enthielt genaue und umfassende<br />
Angaben über das Krankheitsbild,<br />
die Behandlungsmethoden,<br />
den Heilungsverlauf, Nachschautermine<br />
usw. (Bis zum<br />
Jahre 1957 wurden insgesamt<br />
rd. 18.000 Personen in diese<br />
Kartei aufgenommen).<br />
Zuschüsse zu den Behandlungen<br />
wurden vom Verein 1928<br />
in 120 Fällen gezahlt, insgesamt<br />
rd. 20.000 RM.<br />
Am 7. 5.1928 erfolgte die Befreiung<br />
des Vereins von den Preußischen<br />
Stempelsteuern und<br />
vonGerichtgebühren, so dass<br />
diese eingesparten Gelder fortanden<br />
Kranken zugute kommen<br />
konnten.<br />
In immer mehr Fällen stellten<br />
die Ärzte bald fest, dass auf<br />
einer Lupuserkrankung ein<br />
Hautkrebs entstanden war, der<br />
gleichzeitig mit dem Lupus behandelt<br />
werden musste. Der<br />
Vorstand des Vereins beschloss<br />
daher, in diesen Fällen die<br />
Übernahme der Behandlungskosten<br />
nicht zu versagen, was<br />
die Arbeit der Beratungsteams<br />
sehr erleichterte und allgemein<br />
positiv aufgenommen wurde.<br />
Das war der Einstieg für erneute<br />
Aktivitäten auf des Vereins auf<br />
dem Haukrebssektor nach dem<br />
Ersten Weltkrieg.<br />
Besonders hervorzuheben ist<br />
die Tatsache, dass der Verein<br />
ebenfalls schon im Jahre 1928<br />
für einige Kliniken (auch die<br />
Uni Hautklinik in Münster)<br />
Radium zur Bestrahlung der<br />
Lupuskranken zur Verfügung<br />
stellen konnte. Die Kosten hierfür<br />
betrugen insgesamt rd.<br />
7.000 RM.<br />
Um eine geregelte und gleiche<br />
Betreuung der Lupuskranken<br />
zu gewährleisten, erließ der<br />
Verein, nachdem er entsprechende<br />
Erkenntnisse gewonnen<br />
hatte, Ende 1928 „Grundsätze<br />
über das Betreuungsverfahren<br />
sowie die Gewährung von Zuschüssen<br />
für die Behandlung<br />
unbemittelter Lupuskranker“, die<br />
eine Vorbildfunktion für die in<br />
anderen Bundesländern ebenfalls<br />
anlaufenden Bemühungen<br />
hatten.<br />
Bei der enormen Zunahme der<br />
Zahl der Lupuskranken in der<br />
Betreuung des Vereins ergaben<br />
sich schon bald große Engpässe<br />
im stationären Bereich.<br />
Die Uni Hautklinik in Münster<br />
verfügte nur über 65 Betten<br />
für Lupuskranke, so dass bald<br />
monatelange Wartezeiten die<br />
Folge waren. Zur Reduzierung<br />
dieser Wartezeiten wurden für<br />
Patienten, die nicht ständiger<br />
stationärer Betreuung bedurften,<br />
kurzzeitige Entlassungen<br />
der Patienten für mehr oder<br />
weniger längere Zeit organisiert.<br />
So konnte die Zahl der behandelten<br />
Patienten deutlich<br />
gesteigert werden.<br />
Professor Stühmer hatte bei<br />
einer wissenschaftlichen Forschungsreise<br />
in Russland eine<br />
Betreuungsform kennen gelernt,<br />
die bereits bei Gründung des<br />
Vereins diskutiert worden war.<br />
Die Kranken wohnten dort in<br />
Landheimen und arbeiten im<br />
Die Kapelle der<br />
<strong>Fachklinik</strong> <strong>Hornheide</strong><br />
damals und heute.<br />
| FESTSCHRIF T | 75 Jahre | <strong>Fachklinik</strong> <strong>Hornheide</strong> | 11