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FESTSCHRIFT - Fachklinik-Hornheide

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6.8 POSTOPER ATIVE SCHMER Z THER APIE<br />

Aktivierung des schmerzleitenden Systems<br />

Schmerzen sind das häufigste<br />

und subjektiv belastendste<br />

Problem nach Operationen.<br />

Die Informationsübermittlung<br />

und Signalverarbeitung innerhalb<br />

des Schmerzsystems<br />

unterliegen einer ausgeprägten<br />

Modulation, wobei es zu<br />

einer deutlichen Verstärkung<br />

der Schmerzempfindung auf<br />

mechanische und thermische<br />

Reize innerhalb und auf mechanische<br />

Reize außerhalb<br />

des verletzen Gewebes kommt<br />

(1). Die Beeinträchtigung durch<br />

Schmerzen kann daher unabhängig<br />

vom Schweregrad<br />

einer Operation erheblich sein.<br />

Vor allem bei Bewegung empfinden<br />

Patienten häufig unerträgliche<br />

Schmerzen (Abb.1):<br />

Professor Dr. Dr.<br />

Gerhard Brodner<br />

Dr. Lisa Gervink<br />

Dieses Phänomen wird als<br />

Hyperalgesie bezeichnet.<br />

Es lässt sich als eine Linksverschiebung<br />

der Funktion<br />

zwischen Schmerzstimulus<br />

und Schmerzwahrnehmung<br />

beschreiben, die zu zwei wichtigen<br />

klinischen Symptomen<br />

führt (Abb.2):<br />

Abbildung 1: Postoperativer Schmerz<br />

1. Schwache Reize oberhalb<br />

der normalen Reizschwelle<br />

von Nociceptoren (= schmerzleitende<br />

Nervenfasern), die<br />

vor einer Operation oder<br />

Verletzung nur eine geringe<br />

Schmerzempfindung auslösten,<br />

führen jetzt zu starken<br />

Schmerzen<br />

2. Reize unterhalb der normalen<br />

Reizschwelle, die präoperativ<br />

nicht als Schmerz<br />

empfunden worden wären,<br />

werden als schmerzhaft<br />

empfunden.<br />

Die Hyperalgesie ist unter<br />

anderem auf Sensibilisierungsprozesse<br />

im peripheren Nervensystem<br />

und im Rückenmark<br />

zurückzuführen (2-4), wobei<br />

die gesteigerte Reaktivität der<br />

Rückenmarksneurone anhält<br />

solange Schmerzsignale<br />

auftreten. Lokalanästhesie unterbricht<br />

diesen Vorgang. Mit<br />

Abklingen der Lokalanästhesie<br />

wird eine erneute Zunahme der<br />

Sensibilität beobachtet (5) Als<br />

Konsequenz dieser Beobachtungen<br />

muss die postoperative<br />

Schmerztherapie während des<br />

gesamten Zeitraums durchgeführt<br />

werden, in dem die<br />

Abbildung 2: Hyperalgesie<br />

schmerzleitenden Nervenfasern<br />

aktiviert werden. Dieser Prozess<br />

hält häufig für mehrere Tage an.<br />

Eine kurzeitige nur auf die unmittelbar<br />

postoperative Phase<br />

bezogene Schmerzbehandlung<br />

ist in diesen Fällen unzureichend.<br />

| FESTSCHRIF T | 75 Jahre | <strong>Fachklinik</strong> <strong>Hornheide</strong> 62

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