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FESTSCHRIFT - Fachklinik-Hornheide

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3. 2 DIE ERSTE KLINIK UND DER SIEG ÜBER DEN LUPUS (1932 –1949 )<br />

Zur Arbeitsgruppe um Moncorps<br />

und Kalkoff stieß Professor<br />

Gerhard Domagk, Honorarprofessor<br />

der Universität<br />

Münster und Leiter der Forschungsstätten<br />

der Bayer AG<br />

in Wuppertal-Elberfeld. Domagk<br />

hatte die antibakterielle Wirksamkeit<br />

der Sulfonamide entdeckt.<br />

Dafür wurde ihm kurz<br />

vor dem 2. Weltkrieg der Nobelpreis<br />

zugesprochen. Domagk<br />

hatte beobachtet, dass bestimmte<br />

Sulfonamide eine<br />

schwache tuberkulostatische<br />

Wirkung hatten. Er testete<br />

deshalb weiter Substanzen, die<br />

ihm die Chemiker Behnisch,<br />

Mitzsch und Schmidt synthetisierten<br />

und fand das gegen<br />

Tuberkulose wirksame 4-<br />

Acetylamino-benzaldehydthiosemicarbazon,<br />

dessen Verträglichkeit<br />

er zunächst in Tierexperimenten<br />

und dann in 2<br />

Selbstversuchen testete. Das<br />

neue Medikament wurde in<br />

verschiedenen Kliniken an Patienten<br />

getestet: bei Lungentuberkulose<br />

war die Wirksamkeit<br />

umstritten, die Prüfung bei<br />

Hauttuberkulose war sehr oberflächlich<br />

und bei Kehlkopftuberkulose<br />

wurde eine Besserung<br />

festgestellt. Domagk wandte<br />

sich darauf an Professor Moncorps,<br />

den damaligen ärztlichen<br />

Direktor der Universitätshautklinik<br />

und der Klinik <strong>Hornheide</strong>,<br />

und an seinen Oberarzt in<br />

<strong>Hornheide</strong>, K.-W. Kalkoff. Kalkoff<br />

wählte für die Behandlung<br />

Dauerpatienten aus, die trotz<br />

Einsatz aller in der Heilstätte<br />

vorhandenen Methoden sehr<br />

ausgeprägte Lupusherde hatten.<br />

Nach monatelanger Anwendung<br />

des neuen Präparates<br />

konnten bei vier Patienten 1947<br />

dauerhafte Heilungen (20) erzielt<br />

werden. An der Haut konnte die<br />

langsam fortschreitende Heilung<br />

ohne apparativen Aufwand<br />

und ohne Belastung für die<br />

Patienten täglich beobachtet<br />

werden. Kalkoff nutzte diese<br />

Möglichkeit meisterhaft und<br />

verhinderte so, dass die Behandlung<br />

vorzeitig abgebrochen<br />

wurde. Die erste erfolgreich<br />

behandelte Patientin war<br />

die 54-jährige Katharina F.,<br />

die seit 30 Jahren an Lupus<br />

vulgaris erkrankt war. Die<br />

Erfolge mit dem Thiosemicabazonderivat<br />

waren ein Meilenstein<br />

in der Tuberkulosebehandlung.<br />

Zwei Präparate<br />

waren etwa zur gleichen<br />

Zeit im Ausland gegen<br />

Tuberkulose eingesetzt worden:<br />

1942 in Schweden die<br />

Paraaminosalicylsäure, die nur<br />

schwach wirksam war, und<br />

1945 in den USA das Streptomycin,<br />

das wegen seiner<br />

Nebenwirkungen nur begrenzt<br />

verwendbar war.<br />

Nicht nur Tuberkulose, sondern<br />

auch Hauttumoren sowie<br />

Entstellungen durch Kriegsverletzungen<br />

und Unfälle<br />

wurden von Beginn an in<br />

<strong>Hornheide</strong> behandelt. K. Moncorps,<br />

Ärztlicher Direktor von<br />

1938 –1950, war selbst ein<br />

hervorragender plastischer<br />

Operateur (5,6,11) . Strahlentherapie<br />

wurde bei Tumoren seit<br />

1938 eingesetzt, anfangs Röntgentiefentherapie<br />

und Radium,<br />

seit dem Hinzukommen von<br />

K.-W. Kalkoff auch Röntgenweichstrahltherapie.<br />

V. Wucherpfennig<br />

arbeitete an Methoden<br />

zur Dosimetrie von Röntgenund<br />

UV-Strahlen (21,22) , Graul<br />

untersuchte erstmals die biologischen<br />

Angriffspunkte von<br />

UV-Strahlen (23,24) und H.J.<br />

Heite etablierte in<strong>Hornheide</strong><br />

die medizinische Dokumentation<br />

und Statistik.<br />

1949 verließ K.-W. Kalkoff<br />

<strong>Hornheide</strong>, nachdem er noch<br />

in Münster zusammen mit der<br />

Medizinischen Klinik die zweite<br />

Nachkriegstagung der Deutschen<br />

Tuberkulosegesellschaft<br />

organisiert und ausgerichtet<br />

hatte. Er übernahm die Hautabteilung<br />

des Krankenhauses<br />

St. Georg in Hamburg. 1950<br />

wurde er von dort auf den<br />

Lehrstuhl für Dermatologie in<br />

Marburg berufen. 1960 übernahm<br />

er zuletzt die Leitung<br />

der Freiburger Universitäts-<br />

Hautklinik (8) .<br />

20 | <strong>Fachklinik</strong> <strong>Hornheide</strong> | 75 Jahre | FESTSCHRIF T |

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