FESTSCHRIFT - Fachklinik-Hornheide
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6.8 POSTOPER ATIVE SCHMER Z THER APIE<br />
Ziele der postoperativen<br />
Schmerztherapie<br />
Die Ziele der postoperativen<br />
Schmerztherapie lassen sich<br />
aus der Pathophysiologie ableiten.<br />
Hyperalgesie kann zu<br />
schwersten postoperativen<br />
Schmerzzuständen führen.<br />
Ein besonders häufig unterschätztes<br />
Problem ist die<br />
Chronifizierung. Darüber hinaus<br />
kommt es aufgrund eines Zusammenhangs<br />
zwischen nociceptivem<br />
System, autonomem<br />
Nervensystem, Hypothalamus-<br />
Hypophysen-Nebennierenrindensystem,<br />
inflammatorischem<br />
System, metabolischem System<br />
und Immunsystem, zu einer als<br />
perioperative Stressreaktion bezeichneten<br />
Aktivierungsreaktion<br />
(6-9). Diese Aktivierung ist zwar<br />
teleologisch im Rahmen einer<br />
Flucht- und Anpassungsreaktion<br />
zunächst sinnvoll, kann aber<br />
langfristig zu einer Störung der<br />
Homöostase, Beeinträchtigung<br />
von Organfunktionen und Beeinträchtigung<br />
der postoperativen<br />
Erholung beitragen. Es gelten<br />
die in Tabelle 1 aufgeführten<br />
Zielsetzungen.<br />
Tabelle 1: Ziele der postoperativen Schmerztherapie<br />
Abbildung 3: Inzidenz chronischer postoperativer Schmerzen<br />
Verbesserung der<br />
Schmerzbehandlung<br />
57% aller Patienten, nennen<br />
die Angst vor Schmerzen als<br />
Hauptsorge vor einer Operation<br />
(10). Trotz der hieraus resultierenden<br />
humanitären Verpflichtung<br />
sowie bedeutender Fortschritte<br />
in der Grundlagenforschung<br />
und bei der Entwicklung<br />
hochwirksamer Medikamente<br />
und Behandlungsmethoden<br />
gibt es erhebliche Defizite bei<br />
der Realisierung des Anspruchs<br />
auf eine angemessene postoperativen<br />
Schmerzbehandlung<br />
(11). Die Inzidenz starker<br />
Schmerzen beträgt etwa 30 %<br />
und hat sich in den letzten 40<br />
Jahren nicht verändert (12). Es<br />
ist dringend erforderlich, in den<br />
Krankenhäusern Strukturen zur<br />
Verbesserung der Schmerzbehandlung<br />
einzuführen.<br />
Verhütung einer<br />
Chronifizierung<br />
Es wird geschätzt, dass nach<br />
allgemeinen Operationen etwa<br />
10 – 50 % aller Patienten für<br />
mehr als drei bis 6 Monate an<br />
Schmerzen leiden. Bei 2 – 10 %<br />
dieser Patienten werden die<br />
Schmerzen als schwerwiegend<br />
beschrieben (13). Phantomschmerzen<br />
nach Amputationen<br />
treten sogar bei 30 – 80 %<br />
der Patienten auf (14). Die<br />
Auswirkungen chronischer<br />
postoperativer Schmerzen auf<br />
Lebensqualität und Alltagsaktivität<br />
können erheblich sein. Ein<br />
Jahr nach einer Thorakotomie<br />
klagten 61 % der Patienten über<br />
Schmerzen. Mehr als die Hälfte<br />
schilderte Einschränkungen der<br />
Alltagsaktivität (15).<br />
Inadäquate Schmerztherapie<br />
in der Akutphase fördert die<br />
Chronifizierung. Insgesamt wird<br />
angesichts der verschiedenen<br />
pharmakologischen Aspekte<br />
perioperativer schmerzinduzierter<br />
neuroplastischer Veränderungen<br />
ein balanciertes<br />
63 | <strong>Fachklinik</strong> <strong>Hornheide</strong> | 75 Jahre | FESTSCHRIF T |