FESTSCHRIFT - Fachklinik-Hornheide
FESTSCHRIFT - Fachklinik-Hornheide
FESTSCHRIFT - Fachklinik-Hornheide
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
3.3 VON DER LUPUSHEILSTÄT TE ZUR TUMORKLINIK (1949 – 1981)<br />
Viele neue diagnostische<br />
und therapeutische Methoden<br />
wurden von 1949–1981<br />
in <strong>Hornheide</strong> eingeführt. Dazu<br />
gehörten auch Methoden, die<br />
von neuen leitenden Mitarbeitern<br />
in die Klinik mitgebracht<br />
wurden. Darüber hinaus entwickelten<br />
J. Schumann und<br />
W. Hellenthal (Physikalisches<br />
Institut der Universität Münster)<br />
auf Initiative von F. Ehring ein<br />
Co 60 -Kurzdistanzgerät (29) , das<br />
besonders geeignet war für<br />
die Bestrahlung hautnaher<br />
Lymphknoten und von Hauttumoren,<br />
die dicker als 1,5–2 cm<br />
waren oder die in Knorpel<br />
oder Knochen einwuchsen.<br />
Dieses Gerät war bei seiner<br />
Inbetriebnahme 1963 das<br />
zweite Co 60 -Bestrahlungsgerät<br />
in Westfalen. Es ersetzte weitgehend<br />
die Röntgentiefentherapie<br />
und ergänzte die<br />
Röntgenweichstrahltherapie.<br />
H. Drepper und B. Bieß führten<br />
die mikroskopisch kontrollierte<br />
Chirurgie durch Schnellschnitte<br />
während der Operation<br />
ein, K. Ernst ab 1976 die<br />
Kryochirurgie (30) mit den heutigen<br />
Techniken (früher war im<br />
wesentlichen nur CO 2<br />
-Schnee<br />
angewendet worden). Herr Dr.<br />
Ernst ist noch jetzt im Ruhestand<br />
Mitglied der Redaktion<br />
für die Empfehlungen zur<br />
Qualitätssicherung auf diesem<br />
Gebiet. Epithesen zur Deckung<br />
von Gesichtsdefekten waren<br />
von Anfang an in <strong>Hornheide</strong><br />
hergestellt und weiterentwickelt<br />
worden. Jetzt wurde z. B. eine<br />
neuartige Orbita-Epithese entwickelt,<br />
mit der ein verloren<br />
gegangenes Auge mit Lidern<br />
und Augenbraue, oft auch der<br />
angrenzenden Wange oder der<br />
Stirn aus Kunststoff genau<br />
nachgeahmt werden konnte (31) .<br />
H. Tilkorn führte die myokutane<br />
Plastik (32) (Verpflanzung von<br />
Haut mit darunter liegender<br />
Muskulatur und den versorgenden<br />
Blutgefäßen) und die<br />
Mikrochirurgie zum Verschluss<br />
schlecht durchbluteter größerer<br />
Wunden in <strong>Hornheide</strong> ein.<br />
Die Zahl ambulanter Behandlungen<br />
stieg zwischen 1969 und<br />
1981 von 2847 auf 20616 pro<br />
Jahr, also auf das siebenfache.<br />
Dafür konnten die auswärtigen<br />
Sprechstunden für Lupuspatienten<br />
nach den Erfolgen in<br />
der Lupusbekämpfung eingeschränkt<br />
werden. 1973 wurden<br />
sie endgültig beendet (3,12,27) .<br />
1930 hatten für den Bau der<br />
Klinik nur wenig Geldmittel zur<br />
Verfügung gestanden. Jetzt<br />
reichte der vorhandene Platz<br />
nicht mehr für die Erfüllung<br />
der veränderten Aufgaben.<br />
Bauliche Erweiterungen waren<br />
daher erforderlich: 1957 wurde<br />
die „Kernklinik“ um einen umfangreichen<br />
Anbau mit Kranken-Funktions-<br />
und Operationsräumen<br />
erweitert. 1960<br />
wurde für die wissenschaftliche<br />
Abteilung und für die Dokumentation<br />
ein Haus in Leichtbauweise<br />
errichtet, 1969 wurde<br />
ein neues Schwesternheim<br />
fertiggestellt. 1981 wurde das<br />
neu gebaute Rehabilitationszentrum<br />
mit 30 Betten, Räumen<br />
für Physiotherapie, Sozialdienst,<br />
Gymnastik, psychologische Beratungen<br />
und Heilkosmetik sowie<br />
einem Hörsaal und einem<br />
Schwimmbad in Dienst gestellt.<br />
Die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit<br />
der Klinik wurde<br />
durch zusätzliche Mitarbeiter<br />
gestärkt: Schon 1963<br />
war J. Schumann als Diplombiologe<br />
eingestellt worden und<br />
hatte die Abteilung für experimentelle<br />
Tumorforschung etabliert.<br />
Er setzte nicht nur erfolgreich<br />
die Arbeiten von<br />
Kalkoff und Ehring auf dem<br />
Gebiet der Auflicht- und Vitalmikroskopie<br />
fort (33) , sondern war<br />
auch wesentlich an der Weiterentwicklung<br />
der Flow-Cytophotometrie<br />
beteiligt (34) . Die<br />
Flow-Cytophotometrie, mit der<br />
tausende von Tumorzellen in<br />
Sekunden gemessen und<br />
damit charakterisiert werden<br />
können, wurde von W. Göhde<br />
in Münster entwickelt. Göhde<br />
arbeitete zeitweise als Gast<br />
in <strong>Hornheide</strong>. 1979 übernahm<br />
A. Lippold als Diplominformatikerin<br />
die Dokumentationsabteilung.<br />
Zahlreiche Publikationen<br />
in führenden Zeitschriften ,<br />
die ab 1966 überwiegend in<br />
die Datenbank „Pubmed“ aufgenommen<br />
wurden und die zum<br />
Teil in Kooperation mit anderen<br />
Institutionen entstanden sind,<br />
zeugen von der wissenschaftlichen<br />
Aktivität der Klinik.<br />
Schwerpunkte waren neben<br />
der Vitalmikroskopie der Haut<br />
und der Impulszytophotometrie<br />
die Tuberkulosebehandlung (35) ,<br />
die chirurgische Wiederherstellung<br />
(36) und die psychosoziale<br />
Rehabilitation (37) .<br />
Einige Mitarbeiter der Klinik<br />
erhielten zwischen 1949 und<br />
1981 Auszeichnungen oder<br />
wurden durch Übertragung<br />
wichtiger Funktionen geehrt:<br />
1973 wurde F. Ehring Ehrenmitglied<br />
der Ungarischen Dermatologischen<br />
Gesellschaft. J.<br />
Schumann erhielt zusammen<br />
mit E. Esser (Zahn-, Mund- und<br />
22 | <strong>Fachklinik</strong> <strong>Hornheide</strong> | 75 Jahre | FESTSCHRIF T |