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FESTSCHRIFT - Fachklinik-Hornheide

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6.8 POSTOPER ATIVE SCHMER Z THER APIE<br />

Thorakale Epiduralanalgesie<br />

blockiert die perioperative<br />

Stressreaktion (30,31). Die Herzfrequenz<br />

stabilisiert sich, so<br />

dass die auf einen Plaque einwirkenden<br />

hämodynamischen<br />

Kräfte abnehmen (32-34).<br />

Zudem wird die paradoxe<br />

Vasokonstriktion reduziert. In<br />

koronarangiographischen Untersuchungen<br />

konnte gezeigt<br />

werden, dass es zu einer selektiven<br />

Lumenvergrößerung in<br />

erkrankten Gefäßabschnitten<br />

kommt (35, 36). Bestätigt werden<br />

diese Befunde durch eine<br />

neuere Arbeit (37). Unter Sympathikusaktivierung<br />

kam es nur<br />

mit thorakaler Epiduralanalgesie<br />

in allen koronaren Gefäßabschnitten<br />

zu einer Zunahme des<br />

myokardialen Blutflusses. Der<br />

koronarvaskuläre Widerstand<br />

nahm in den Myokardregionen<br />

distal arteriosklerotischer Läsionen<br />

ab, während in proximalen<br />

Gefäßabschnitten keine Veränderung<br />

auftrat. Ohne thorakale<br />

Epiduralanalgesie stieg der<br />

Gefäßwiderstand an.<br />

Abbildung 5: Epiduralanalgesie blockiert die chirurgische<br />

Stressreaktion<br />

Klinische wissenschaftliche<br />

Übersichtsarbeiten zur Häufigkeit<br />

postoperativer Herzinfarkte<br />

bestätigen diese pathophysiologischen<br />

Effekte. Die Herzinfarktrate<br />

war geringer, wenn<br />

eine thorakale Epiduralanalgesie<br />

durchgeführt wurde (38-41).<br />

Auch thromboembolische (42-<br />

44) und respiratorische Komplikationen<br />

(45) nehmen ab<br />

und die gastrointestinale Erholung<br />

wird gefördert (46).<br />

Darüber hinaus lassen patho<br />

physiologische Hypothesen eine<br />

Stabilisierung des Immunsystems<br />

erwarten. Bei Patienten,<br />

die wegen einer Tumorerkrankung<br />

– z. B. eines malignen<br />

Melanoms an der unteren<br />

Extremität – operiert werden,<br />

sollten diese Vorteile genutzt<br />

werden (47-50) (Abb. 5).<br />

Prinzipien der postoperativen<br />

Schmerztherapie an der<br />

<strong>Fachklinik</strong> <strong>Hornheide</strong><br />

Im klinischen Alltag werden<br />

derartige günstige Effekte allerdings<br />

nur erreicht, wenn wichtige<br />

Prinzipien der postoperativen<br />

Schmerzbehandlung beachtet<br />

werden.<br />

1. Zunächst ist sicherzustellen,<br />

dass tatsächlich eine effektive<br />

Analgesie erreicht wird.<br />

Daher erfolgt in regelmäßigen<br />

Abständen eine Überprüfung<br />

und Messung der Analgesiequalität.<br />

Die Therapie wird an<br />

die individuellen Bedürfnisse<br />

der Patienten angepasst.<br />

2. Mit synergistisch wirkenden<br />

Medikamentenkombinationen<br />

wird eine besonders gute Analgesie<br />

bei gleichzeitiger Reduktion<br />

der Nebenwirkungswahrscheinlichkeit<br />

erreicht (51)<br />

Stufenkonzept<br />

In der Regel lassen sich<br />

Schmerzen gut mit den auf einer<br />

chirurgischen Allgemeinstation<br />

vorhandenen Möglichkeiten<br />

behandeln. Es wurde daher ein<br />

Stufenkonzept eingeführt, das<br />

es Pflegekräften erlaubt, selbstständig<br />

bestimmte Schmerzmittel<br />

zu applizieren, Nebenwirkungen<br />

zu erkennen und<br />

bei Komplikationen frühzeitig<br />

Stationsärzte oder den für die<br />

Akutschmerztherapie zuständigen<br />

Anästhesisten zu benachrichtigen<br />

(52).<br />

Hierbei müssen typische Probleme<br />

der traditionellen Schmerzbehandlung<br />

vermieden werden:<br />

inadäquate Dosierung aufgrund<br />

von mangelnder Erfahrung und<br />

Angst vor Nebenwirkungen,<br />

Zeitverzögerung aufgrund von<br />

Arbeitsüberlastung. Daher wurden<br />

Behandlungsverfahren mit<br />

hohem Bekanntheitsgrad und<br />

Medikamente mit geringem Nebenwirkungsrisiko<br />

gewählt.<br />

Nach Erfahrungen in mehreren<br />

Zentren hat sich ein Modell<br />

bewährt, bei dem regelmäßig<br />

zusätzlich zur postoperativen<br />

Kreislauf- und Temperaturkontrolle<br />

eine Beurteilung und Dokumentation<br />

der Schmerztherapie<br />

vorgenommen wird (53,54).<br />

Dies geschieht anhand von drei<br />

Skalen zur Beurteilung von Sedierung,<br />

Atemdepression und<br />

Schmerz, deren Scores regelmäßig<br />

mit anderen Messwerten<br />

wie Blutdruck oder Temperatur<br />

erhoben und in die Krankenakte<br />

eingetragen werden.<br />

65 | <strong>Fachklinik</strong> <strong>Hornheide</strong> | 75 Jahre | FESTSCHRIF T |

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