Volltext - Musiktheorie / Musikanalyse - Kunstuniversität Graz
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etrifft, große Ähnlichkeiten auf. Eine enge Kommunikation zwischen den Sprechern ist in<br />
beiden Nummern ersichtlich. „Vorher und nachher starke Unruhe“ und „rasche regellose<br />
Bewegungen“ sind Angaben, die in der RD, aber nicht in der Partitur Nummer 30 erscheinen.<br />
In Nummer 40 werden diese Anweisungen teilweise umgesetzt: „hie und da auffallende<br />
exaltierte Bewegungen“ bereiten auf ein panisches Laufen in Nummer 41 vor.<br />
Schnebel wählt für die Ausarbeitung der beiden Teile eingerahmte Modelle, in die er das<br />
sprachliche und instrumentale Material verpackt. Das sprachliche Material greift er aus dem<br />
alltäglichen Leben in Form von primitiven Aussagen auf, z.B. politische Parolen,<br />
Zeitungschlagzeilen, Werbeslogans, Sportkommentare oder quasi Zitate von (intoleranten,<br />
undemokratischen) Ansichten sogenannter „einfacher Leute“. Dieter Schnebel versucht die<br />
Wirkung der Sätze durch eine passende musikalische Gestaltung zu unterstreichen.<br />
Der sprachliche Teil gehört in beiden Nummern zu den „niedrigeren“ Sphären (siehe Seite 21-<br />
22). Für den instrumentalen Teil benutzt Schnebel Fragmente aus verschiedenen Märschen,<br />
Liedern (Nr.30) und Zitate aus „höheren Sphären“ verschiedener Opern (Zi.40); wie z.B.<br />
Bedrich Smetana: Die verkaufte Braut: „Weiß ich doch einen“<br />
Georges Bizet: Carmen „Euren Toast kann ich wohl erwidern“<br />
Franz Lehar: Die Lustige Wittwe(Valse)<br />
Giacomo Rossini: Barbier von Sevilla: „Ich bin das Faktotum der vornehmen Welt“<br />
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