Volltext - Musiktheorie / Musikanalyse - Kunstuniversität Graz

Der Part des Dirigenten ist durch einen Pfeil, der einen Kreis beschreibt, notiert.
John Cage beschreibt eine derartige Funktion des Dirigenten als chronometrisch: „Die
Kontrolle aufgeben, so daß Töne Töne sein dürfen (sie sind keine Menschen, sie sind Töne),
heißt beispielweise: der Dirigent eines Orchesters ist nicht länger ein Polizist, sondern einzig
ein Anzeiger der Zeit – nicht in Schlägen, sondern wie ein Chronometer. In einem Konzert hat
er seine eigene Stimme.“ 37
In der Darstellung des SSs ist ersichtlich, dass die Ereignisse möglichst zeitlich versetzt
gestaltet werden sollten.
In der Ausarbeitung sieht es dann so aus, dass der Dirigent die Einsätze gibt. Er hat dafür
eine bestimmte Zeit zur Verfügung, innerhalb der bestimmte, in der Partitur
niedergeschriebene Ereignisse passieren sollen. Dazu gehören alle Parameter des
Strukturkatalogs, die nun in „einverständnisse“ realisiert werden.
In der Partitur Nummer 30 gibt es Veränderungen in der Dynamik, die ursprünglich im
Strukturkatalog nicht notiert wurden. So ist eine pp Grunddynamik im Schlagzeugbereich
durch eine ff-Stelle durchbrochen. Das ist als eine Erinnerung an die vorhergehenden Teile zu
verstehen, die sich sehr stark im ff-Bereich bewegen.
3.5.3. MP „kreise“
In Glossolalie 61 hat die MP „kreise“ die Nummer 64. Es handelt sich dabei um einen sehr
kurzen Abschnitt, der zwischen den MPen „verwicklungen“ und „kontraste“ steht.
„Kreise“ hat die Funktion eines Übergangs, was deutlich im instrumentalen Teil sichtbar ist.
So wurde in der vorhergehenden MP „verwicklungen“ (Nummer 63) Papier in den inneren
Teil des Klaviers gelegt und der Instrumentalist 2 streicht mit einer Gabel über die Saiten. In
„kreise“ soll der Instrumentalist 2 nur das Papier wieder wegräumen und für die nächste
Präparation eine Ratsche holen. Ähnlich verhält es sich mit Instrumentalist 3 und dem
Schlagapparat. In Nummer 63 lässt Instrumentalist 3 auf die Trommeln allerlei Schlägel
37 Cage, Silence S. 271
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