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Volltext - Musiktheorie / Musikanalyse - Kunstuniversität Graz

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„Materialpräparationen“ konzipiert: „Hier ist kein Notentext einer auskomponierten Musik<br />

gegeben, sondern präpariertes Material zur Hervorbringung von Musik.“ 4<br />

Durch die Direktiven zeigt Schnebel auf welche Weise die Interpreten die Musik glossolalie<br />

ausarbeiten sollen: „Solche Arbeit übernehmen am besten die Interpreten, auf daß sie ihre<br />

Musik spielen und nicht dem Diktat eines anderen folgen“ 5 .<br />

Jede Materialpräparation (MP) hat eine Überschrift, die auf inhaltliche, aber auch auf<br />

strukturelle und dramaturgische Besonderheiten verweist, wie z.B. „einverständnisse“,<br />

„extentionen“, „für sich“, „bewegungen“ etc. Die Umsetzung des Materials obliegt dann dem<br />

Interpreten. Die Anzahl und Reihenfolge der Materialpräparationen, die einer Ausarbeitung<br />

zugrunde liegen, ist nicht festgelegt. Es können also alle Blätter verwendet werden oder auch<br />

nur eine kleine Auswahl. Das Konzept kann von jeder beliebigen Person ausgearbeitet<br />

werden; sie muss nicht unbedingt Komponist oder Musiker sein. Das Konzept glossolalie<br />

ermöglicht demnach verschiedenste Arten der Ausarbeitung: „So implizieren die<br />

Präparationen die Möglichkeit von Prozessen; von gestaltlosen: wahllose Aufreihung von<br />

Funden und Einzelfällen, wie von gestalteten: Entwicklungen dessen, was das Material<br />

enthält, oder Darstellung seiner Konsequenzen“. 6<br />

Jeder Interpret muss also bei der Ausarbeitung von glossolalie eigene Entscheidungen<br />

einbringen; durch die „Auswahl, Ausdehnung, Form, Zusammensetzung der von den<br />

Präparationen indizierten Materialien“. 7 So entstehen immer wieder neue Ausarbeitungen<br />

mit unterschiedlichen kulturellen, sprachlichen, sozialen, politischen Prägungen.<br />

Neben dem Konzept glossolalie aus dem Jahre 1959/1960 gibt es eine Ausarbeitung des<br />

Konzeptes von Dieter Schnebel mit dem Titel glossolalie 61 (1961-65) sowie eine Version<br />

des ensemble recherche, mit dem Titel glossolalie 94 (1994). Im Rahmen der<br />

Lehrveranstaltung „Theorie, Analyse und Praxis kompositorischer Techniken“ hat die Klasse<br />

<strong>Musiktheorie</strong> an der Kunstuniversität <strong>Graz</strong> im Jahr 2007 fünf ausgewählter Blätter<br />

ausgearbeitet. Eine Analyse von drei Abschnitten dieser Ausarbeitung, findet sich im Kapitel<br />

4.<br />

4 Schnebel, Erläterung zur glossolalie (1959/60), Vorbemerkungen<br />

5 Schnebel, Denkbare Musik, S. 257f.<br />

6 Ebda. S. 387<br />

7 Ebda.<br />

5

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