Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zum Flächennutzungsplan der ...

Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zum Flächennutzungsplan Castrop-Rauxel
7.1.5 Wüstungsperiode 1. Hälfte 14. bis
2. Hälfte 15. Jahrhundert
Hungersnöte, Pestepidemien sowie kriegerische
Ereignisse zwangen die Bevölkerung dazu,
Siedlungen und Fluren aufzugeben, in die
Stadtgründungen als „Ackerbürger“ zu ziehen
und die umgebenden Fluren von dort zu bewirtschaften.
Zwischen 1300 und 1500 nahm der Ausbau
der Landwehren zur Abwehr des Raub- und
Fehdewesens zu. Die Wallanlagen im Gelände
folgten auch der Abgrenzung der Kirchspiele
und Gerichtsbezirke oder dienten der Zolleintreibung
(Restaurant „Zum Stadttor“ Köppen-
Castrop) durch Bündelung von Handelsstraßen
(hier: des Hellweges zwischen Köln und Hildesheim).
Die Landwehren wurden später häufig
als Gemarkungs- oder Gemeindegrenzen
übernommen.
Siedlung Straße Landwehr - Die Straßenbezeichnung
„Landwehr“ bezieht sich auf den ehemaligen Standort
ihres Verlaufes zwischen Bochum und Castrop an der
Gerther Straße / am Bövinghauser Hellweg.
Im Untersuchungsraum liegen folgende
Landwehren: zwischen Obercastrop / Gerthe
(Stadt Bochum). Weitere Landwehren sind
nicht bekannt.
Stadtteil Siedlung / Standort
Henrichenburg vermutete Landwehr-Anlagen
zwischen Henrichenburg und
Horneburg (Stadt Datteln)
Deininghausen vermutete Landwehr zwi-
schen Mengede (heute Stadtteil
der Stadt Dortmund und
der Leuschmühle - auch
Fuckmühle [HARTUNG, 1974;
Seite 100].
Obercastrop zwischen Obercastrop /
Gerthe
(Stadt Bochum)
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7.1.6 Frühzeitliche Aus- und Neubauperiode
2. Hälfte 15. bis 2. Hälfte 17. Jahrhundert
Die Grundherrschaft förderte die Wiederbesiedlung
von Wüstungen sowie die Ansiedlung
von Handwerkern ab der 2. Hälfte des 16.
Jahrhunderts von Brinksitzern oder Brink-/
Markköttern und Heuerlingen am Rande der
Mark auf neu zu rodenden Kämpen. Der 30jährige
Krieg zwischen 1618 und 1648 brachte
eine Zäsur in die Siedlungsentwicklung, zwang
zu Betriebsaufgaben oder stärkerer Abhängigkeit
der verbleibenden Bauern von den Grundherren
durch Leibeigenschaft. Seit Beginn des
17. Jahrhunderts traten die auf dem Land tätigen
Tagelöhner (Heuerlinge) auf, die meist
kleinere Nebengebäude des Althofes bewohnten
und schmale, auf Pacht überlassenen Parzellen
in Gegenleistung zu Arbeiten auf dem
Hof bewirtschafteten.
7.1.7 Absolutistischer Landausbau 2.
Hälfte 17. Jahrhundert bis 2. Hälfte 18.
Jahrhundert
Der absolutistische Landausbau in der 2. Hälfte
des 17. Jahrhunderts ist gekennzeichnet
durch umfassende Lenkung der Entwicklung
der Kulturlandschaft durch den Landesherren
mit dem Ziel, die Einnahmen aus der Landwirtschaft
zu erhöhen.
Merkmale dieser Entwicklung sind Spezialisierung
und Schaffung von technischen Einrichtungen
für die Landwirtschaft
(Wassermühlen, Windmühlen, etc.) Wassermühlen
sind im Stadtgebiet belegt [HARTUNG,
1974].
Stadtteil Objekte / Standort
Henrichenburg Wassermühle Henrichenburg,
Wartburgstraße
Ickern Ölmühle zu Haus Ickern an
der Uferstraße
Bladenhorst Wassermühle zu Haus
Bladenhorst
Castrop Wassermühle am „Reichshof“
Rauxel Windmühle am Schellenberg
Dingen Wassermühle zu Hof
Lessmöllmann
Frohlinde Frohlinder Wassermühle,
Straße Mühlenkamp