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Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zum Flächennutzungsplan der ...

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<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

7.3.3 Phase Jahrhun<strong>der</strong>twende bis nach<br />

dem 1. Weltkrieg (1901 bis 1920)<br />

Reihung in großem Maßstab<br />

Die Jahre von <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>twende bis <strong>zum</strong><br />

1. Weltkrieg waren geprägt vom größten Aufschwung<br />

<strong>der</strong> rheinisch-westfälischen Industrie.<br />

Die Gastarbeiter aus Polen, Masuren, Litauen,<br />

Slowenien, Ostpreußen bevölkerten die massenhaft<br />

aus dem Boden gestampften Siedlungen.<br />

1900 waren 33,9 % <strong>der</strong><br />

Gesamtbelegschaft im Ruhrbergbau ostelbischer<br />

Nationalität. Die Arbeitskämpfe von 1905<br />

und 1912 brachten <strong>zum</strong> ersten Mal auch For<strong>der</strong>ungen,<br />

die den Reproduktionsbereich tangierten.<br />

Die Deputatkohle, <strong>der</strong><br />

Kündigungsschutz, das Kostgängertum und<br />

<strong>der</strong> Wareneinkauf gehörten zu den diskutierten<br />

Problemen.<br />

Bis etwa 1905/06 war es hauptsächlich die<br />

herkömmliche Planungs- und Baupraxis, nach<br />

<strong>der</strong> eine sehr große Zahl von zusammenhängenden<br />

Siedlungen gebaut wurde. Die sehr<br />

große Wohnungsnachfrage zwang <strong>zum</strong> Bau<br />

von zweieinhalb- bis dreieinhalbgeschossigen<br />

gereihten Anlagen.<br />

Einen ausgesprochenen Massenwohnungsbau<br />

im größeren Maßstab gab es in Castrop-<br />

Rauxel nicht. Die mehrgeschossige Bebauung<br />

zog sich <strong>zum</strong> einen an den bestehenden Ausfallstraßen<br />

nach Norden und Süden hin, <strong>zum</strong><br />

an<strong>der</strong>en wurden vereinzelt Siedlungsbereiche<br />

entwickelt, wie beispielsweise an <strong>der</strong> Thomasstraße<br />

(nach 1900) und an<strong>der</strong>norts.<br />

Stadtteil Siedlung / Standort<br />

Henrichenburg Siedlung Hebewerkstraße<br />

Habinghorst Siedlung Wartburgstraße<br />

Habinghorst Siedlung Germanenstraße<br />

Ickern Siedlung Ickerner Straße<br />

Bladenhorst Siedlung Vördestraße / Markusstraße<br />

/ Winkelstraße<br />

(1906 bis 1914)<br />

Behringhausen Siedlung Herner Straße<br />

Castrop Siedlung Thomasstraße<br />

Rauxel Siedlung Ringstraße<br />

Obercastrop Siedlung Bochumer Straße<br />

Bövinghausen Siedlung Gerther Straße<br />

Merklinde Siedlung Wittener Straße<br />

Frohlinde Siedlung Dortmun<strong>der</strong> Straße<br />

- 62 -<br />

Schwerin Siedlung Dortmun<strong>der</strong> Straße<br />

Siedlung Ringstraße - Die Nähe <strong>zum</strong> Stadtkern Castrop<br />

und <strong>zum</strong> Park von Haus Goldschmieding gab um 1910<br />

einen guten Standort für Miethäuser ab. Damals war<br />

jedoch die vierspurige Entlastungsstraße für die Innenstadt<br />

erst in <strong>der</strong> Planung.<br />

Gartenstädtische Siedlungen<br />

Eine an<strong>der</strong>e Planungstheorie und -praxis wurde<br />

von <strong>der</strong> damals aktiv werdenden nationalen<br />

Konzentration zur Verbesserung des Siedlungs-<br />

und Städtebaus initiiert. Zu ihr gehörte<br />

die deutsche Gartenstadtbewegung. In Reaktion<br />

auf die nun als monoton und kasernenartig<br />

abqualifizierten Reihensiedlungen wurde eine<br />

neue Wohnumfeld Konzeption propagiert. Vielgestaltigkeit<br />

und individuelle Raumbildungen,<br />

<strong>der</strong> Topografie angepasste Straßenführungen<br />

und die Anwendung vorindustrieller, agrarischdörflicher<br />

Architekturdetails sind die vorherrschenden<br />

Entwurfskriterien. Die formalästhetische<br />

Architekturauffassung wurde unterstützt<br />

von <strong>der</strong> sozial-ästhetischen Überzeugung,<br />

dass raumgestaltende Überlegungen die<br />

sinnliche Identifikation mit <strong>der</strong> Siedlung, das<br />

„Heimatgefühl“ verdichte. Die politökonomischen<br />

Reformbestrebungen <strong>der</strong> Gartenstadtbewegung,<br />

das Ziel des gemeinschaftlichen<br />

Eigentums, das Ziel <strong>der</strong> demokratischen<br />

Struktur innerhalb <strong>der</strong> Siedlungsgemeinschaft,<br />

wurden in den gartenstadt-typischen Siedlungen<br />

des Ruhrreviers nicht angestrebt.<br />

Die Entwicklung des Zechenstandortes im<br />

Stadtteil Ickern an <strong>der</strong> Grenze zur Gemarkung<br />

<strong>der</strong> Gemeinde Habinghorst rief eine hohe Beschäftigtenzahl<br />

und demzufolge eine starke<br />

Wohnungsnachfrage hervor, die durch die Gewerkschaft<br />

Victor gedeckt werden musste. In<br />

Castrop-Rauxel handelt es sich meist um kleine<br />

Siedlungsteile, welche die Gewerkschaft<br />

<strong>der</strong> Zeche Victor nach Bedarf erschloss, entwickelte<br />

und erweiterte. Dieser abschnittweisen

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