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Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zum Flächennutzungsplan der ...

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<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Einkommens <strong>der</strong> Erwerbstätigen sowie <strong>der</strong><br />

Anstieg <strong>der</strong> Nahrungsmittelpreise im Weltkrieg<br />

und in <strong>der</strong> anschließenden Nachkriegszeit.<br />

Im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus<br />

sind verschiedene Siedlungen entstanden, die<br />

das Muster <strong>der</strong> beidseitigen Erschließung zugrunde<br />

legten. Hier mag vor allem weniger die<br />

Frage <strong>der</strong> Stadtgestaltung o<strong>der</strong> die Kommunikation<br />

<strong>der</strong> Menschen untereinan<strong>der</strong> eine Rolle<br />

gespielt haben, als vielmehr die Wirtschaftlichkeit<br />

dieser Erschließungsform. Demzufolge<br />

sind in Castrop-Rauxel mehr Siedlungen mit<br />

beidseitiger als mit einseitiger Erschließung<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en Mischformen anzutreffen. Die<br />

Wohnungsbaugesellschaften waren von ihren<br />

Statuten her <strong>der</strong> Wirtschaftlichkeit verpflichtet.<br />

Dennoch sind immer wie<strong>der</strong> Versuche zu beobachten,<br />

durch Beteiligung von Architekten<br />

den Siedlungen ein individuelles Gepräge zu<br />

geben - hier z. B. die Siedlungen Kleiststraße /<br />

Her<strong>der</strong>straße, Heimstraße / Damaschkestraße<br />

sowie Tiefer Weg.<br />

Die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Siedlungen vom<br />

orthogonalen zu linearen Strukturen lässt sich<br />

daher wie folgt darstellen:<br />

1. Die ersten Siedlungen wurden noch als<br />

quadratischer o<strong>der</strong> rechteckiger Baublock<br />

in Nachwirkung des barocken und<br />

- vor allem - des klassizistischen Städtebaus<br />

errichtet [PANEREI et al, 1977].<br />

Dort wird <strong>der</strong> traditionelle Baublock definiert<br />

als „ein von Straßen begrenzter<br />

Parzellenkomplex, <strong>der</strong> durch die Kontinuität<br />

seiner Außenhülle und den Gegensatz<br />

<strong>der</strong> Seiten gekennzeichnet ist“<br />

[ebd., Seite 183]. Im Zuge seiner Entwicklung<br />

ist <strong>der</strong> Baublock jedoch „als<br />

konstitutive Einheit des städtischen Gefüges<br />

eine Gruppierung von Gebäuden,<br />

angeordnet nach einer bestimmten Logik,<br />

die jedem Raum einen von <strong>der</strong> Praxis<br />

anerkannten Status sichert“ [ebd.,<br />

Seite 183].<br />

Vor dem Hintergrund <strong>der</strong> Siedlungen<br />

aus <strong>der</strong> Zeit des Historismus ab 1870<br />

entwickelte sich gegenüber <strong>der</strong>, allein<br />

auf das Erschließungsmuster ausgerichteten,<br />

damaligen Stadtentwicklung deutliche<br />

Kritik. Diese verweist auf<br />

vorliegende Beispiele und leitete die<br />

Prinzipien <strong>der</strong> Stadtgestaltung von überkommenen<br />

Stadtbil<strong>der</strong>n des Mittelalters<br />

und <strong>der</strong> Renaissance ab [SITTE, 1974].<br />

2. Erst allmählich erfolgte eine Abkehr von<br />

<strong>der</strong>, auf den öffentlichen Straßenraum<br />

- 58 -<br />

und vermehrt auch auf den privaten Innenhof<br />

bezogenen, Block-Bauweise zugunsten<br />

<strong>der</strong> besseren Belichtung und<br />

Belüftung (Hygiene) zur Doppelzeile<br />

(o<strong>der</strong> auch Doppelreihe). Diese hatte<br />

noch die, beidseitig einer öffentlichen<br />

mittleren Erschließung, angelegte Bebauung<br />

(unter Verzicht auf Eck- bzw.<br />

Abschlussbebauung) <strong>zum</strong> Merkmal. Anfangs<br />

ist dabei noch an „Kopf“ und „Fuß“<br />

einer solchen Zeile o<strong>der</strong> Reihe die<br />

Gruppierung untereinan<strong>der</strong> durch einen<br />

straßenseitigen Raumabschluss mittels<br />

einer um 90° gedrehten Gebäudezeile<br />

(o<strong>der</strong> auch -reihe) des nächsten Quartiers<br />

festzustellen.<br />

3. Weiter geht die Entwicklung zu Ende <strong>der</strong><br />

20er Jahre des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts ausschließlich<br />

zur Reihung von Gebäuden<br />

als einseitig erschlossene Zeile o<strong>der</strong><br />

Reihe im Rahmen des „rationalistischen<br />

und funktionalen Städtebaus“, damit<br />

zeitgleich mit dem Wandel <strong>der</strong> Erschließungsform<br />

vom, den bisherigen Block<br />

umschreibenden, Straßengeviert <strong>zum</strong><br />

längsrechteckigen Leitersystem mit einzelnen<br />

Holmen und Sprossen<br />

[SCHIRMACHER, 1988]. Dort wird das<br />

Prinzip von Erschließung - Bebauung -<br />

Garten / Freiraum zugunsten einer vorrangigen<br />

Ausrichtung <strong>der</strong> Bebauung zur<br />

Sonne beliebig wie<strong>der</strong>holt und aneinan<strong>der</strong>gefügt.<br />

Privatheit erhält Vorrang vor<br />

<strong>der</strong> Öffentlichkeit des entstehenden<br />

Raums. Die Straße verän<strong>der</strong>t sich angesichts<br />

des zunehmenden Verkehrs <strong>zum</strong><br />

Raum für Kraftfahrzeuge.<br />

4. Schließlich zeigen Internationale Bauausstellungen<br />

1951 in Hannover<br />

(Constructa) und Darmstadt (Mensch<br />

und Raum) sowie 1957 die Interbau in<br />

Berlin die Auflösung <strong>der</strong> bisherigen,<br />

durch Blockbildungen und Gebäudezeilen<br />

gekennzeichneten Stadtstruktur<br />

durch neue, offene Raumstrukturen mittels<br />

einzelner Punkthäuser sowie Gebäudezeilen<br />

o<strong>der</strong> -Reihen, die<br />

„untereinan<strong>der</strong> nach formalen Grundsätzen<br />

angeordnet, in die umgebende<br />

Landschaft eingebunden werden“<br />

[CRAMER et al. 1984].<br />

Dennoch kommen auch weiterhin die traditionellen<br />

Siedlungsmuster innerhalb <strong>der</strong> Stadtentwicklung<br />

<strong>zum</strong> Einsatz.

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