Deutsche Bahn AG: Menschen bewegen – Welten verbinden
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Allgegenwärtig ist im<br />
Maschinenraum das<br />
Summen und Brummen<br />
der Rechner und ihrer<br />
Kühlaggregate.<br />
Aber wie wäre es mit eCargoService, dem Tracking System<br />
von Railion, das via Satellit und GPS Güterwaggons<br />
ortet und ganze Transportabläufe kontrolliert. Oder mit<br />
EBuLa, dem elektronischen Buchfahrplan mit der Anzeige<br />
aktueller Verkehrsbeschränkungen im Netz für Triebfahrzeugführer.<br />
Mit eMp zur rechnergesteuerten Ausschreibung<br />
und Vergabe von Bauleistungen, mit RUT-K<br />
zur Fahrplan-Feinkonstruktion. ESF wäre ebenso zu nennen,<br />
eine Anwendung zur Kostenreduktion bei der Traktionsenergie.<br />
Und nicht zuletzt SmS, der alles könnende<br />
Managementserver. Er schaff t uni- und bidirek tionale<br />
Datenkommunikation zwischen mobilen End geräten<br />
und ihren Backend-Systemen, etwa im Zugbildungs- und<br />
Rangiereinsatz.<br />
Natürlich viel zu viel der Fachkürzel, aber Computerwelten<br />
kennen kein Erbarmen, und deshalb geht es jetzt<br />
in den Keller des DatenVerarbeitungsZentrums. Wilhelm<br />
Müller*, seines Zeichens Diplom-Ingenieur der Informationsverarbeitung<br />
und Leiter Infrastruktur bei DB Systems,<br />
macht den Führer. Er besitzt alle notwendigen<br />
Schlüssel, um dorthin zu gelangen. Zu überwinden sind<br />
Schloss-Allee Beim Monopoly wäre diese Gasse die teuerste Adresse.<br />
Großrechner vom Format Mainframe kosten ein paar Millionen Euro.<br />
Sicherheitsschleusen. Und dabei geht es zu wie auf dem<br />
Raumschiff Enterprise: „Beam me up, Scotty“. Also: Tür<br />
auf. Rein. Tür zu. Kurz warten in glasgewölbter Hülle,<br />
dabei Videokameracheck. Andere Tür auf. Wieder raus …<br />
und drin.<br />
Schwarze Schleifl ackschränke<br />
Sah man je eine solche Armada unterschiedlicher Großrechner.<br />
„Kategorie Mainframe und natürlich jede Menge<br />
Unix-Middleware“, wie Müller erläutert. Hübsch sortiert<br />
alles in den langen Gangfl uchten des Maschinenraums 1.<br />
Von A nach H und von 1 bis 17. Lauter teure und vor allem<br />
leistungsstarke Produkte namhafter Hersteller auf mehr<br />
als 2.000 Quadratmetern. Übrigens erscheint gleich nebenan<br />
Maschinenraum 2 wie das Spiegelbild von Raum 1<br />
– alles in gleicher Formation. Zum Back-up, zu Abgleich<br />
und Archivierung, zur Sicherheit.<br />
Manche Exemplare erinnern an schwarze Schleifl ack-<br />
Schlafzimmerschränke. Der IBM @Server zSeries 990 ist<br />
so ein Typ. Seine Front ist makellos verblendet und nichts<br />
weist auf das komplexe, Millionen Euro teure Innenleben<br />
hin. Allein seine Rechnerleistung füllte zu Zeiten der<br />
einstigen Bundesbahn noch den gesamten Raum mit Gerätschaften.<br />
Jemand erzählt etwas von Multi Bookstruktur,<br />
superskalarem Mikroprozessor, von CMOS 9S-SQI<br />
Technologie, von Logical Channel SubSystems (LCSSs),<br />
von Z/OS Workload und MIPS. Letzteres beschreibt die<br />
Verarbeitungsleistung solcher Gigabyte-Giganten. „Muss<br />
man nicht unbedingt wissen, wird erläutert, ist aber wichtig<br />
für die Abrechnung mit unseren Kunden wie Railion<br />
Deutschland <strong>AG</strong> oder Personenverkehr. Sie zahlen für<br />
Million Processor Transactions Per Second, kurz MIPS<br />
und das summiert sich über das Jahr gesehen auf zweistellige<br />
Millionenbeträge.“<br />
Aber was sind schon abstrakte Zahlen. Weit mehr Sinneseindruck<br />
bewirkt das allgegenwärtige Blinken grün<br />
oder rot leuchtender Dioden, die vielen Steckverbindungen<br />
und die schiere Menge an Kabelsträngen. Sie verschwinden<br />
im Boden, bündeln sich dort zu armdicken<br />
Leitungen und suchen fortan ganz im Geheimen und<br />
Verborgenen das Weite.<br />
Und da ist dieses immerwährende Summen und<br />
Brummen der Rechner und ihrer Kühlaggregate. Zutritt<br />
zu diesem einen Maschinenraum haben übrigens nur 30<br />
der 120 Mitarbeiter überhaupt. Nie wird es in diesem<br />
besonderen Raum kälter als 20, nie wärmer als 25 Grad.<br />
„30 Minuten ohne Klimaanlage wären für die Systeme<br />
tödlich“, sagt Müller. Kompletter Stromausfall ist deshalb<br />
ausgeschlossen oder besser: doppelt abgesichert.<br />
„Im Fall des Falles setzt für eine halbe Stunde die übergangslose<br />
Batterieversorgung ein, danach übernehmen<br />
Dieselgeneratoren.“ Wozu man noch wissen sollte: Der<br />
Energieverbrauch bemisst sich im DVZ nach der Größenordnung<br />
einer mittleren Kleinstadt.<br />
Strippenzieher Daten-Autobahnen verlaufen unter dem Fußboden und beeindrucken nur Laien. IT-Elektroniker kennen sich dagegen aus.<br />
Und weiter. Nächste Sicherheitsschleuse, neuerliches<br />
„durchbeamen“ mit Tür auf, Tür zu und Einmarsch in die<br />
Überwachungs- und Steuerungszentrale, genannt „das<br />
Cockpit“. Die Pilotenkanzel eines Airbus A 380 ist dagegen<br />
eine kleine technische Spielerei. Beherrscht wird der<br />
Raum von einer 3 x 1,50 Meter großen Bildschirmwand.<br />
Die Vielzahl darauf projizierter Einzeldarstellungen, Grafi<br />
ken und Hieroglyphen erschließt sich nur Eingeweihten.<br />
Selbst Computerspezialisten fühlen sich stets aufs<br />
Neue von diesem Anblick „wie erschlagen“.<br />
Auf der Kommandoebene<br />
Ein paar allgemein erklärende Worte können jetzt nicht<br />
schaden. Also sagt Müller, der Herr über Bits und Bytes:<br />
„Wir befi nden uns hier auf der Kommandoebene, können<br />
alle Systeme beeinfl ussen und widmen uns dabei vornehmlich<br />
der Kontrolle, Überwachung und Behandlung<br />
von auftretenden Fehlern. Es sind dies Dinge, die unsere<br />
Kunden in ihrer Funktion als Anwender nicht tun<br />
können.“<br />
Ein Beispiel: An dem DB-internen Kommunikationsnetzwerk<br />
BKU hängen mehr als 70.000 Endgeräte, darunter<br />
PCs. Sollte es nur eingeschränkt arbeiten oder ganz<br />
aussteigen, so wäre für den Mitarbeiter Pause am Büro-<br />
PC; rien ne va plus – nichts ginge mehr. Im Cockpit liefe<br />
allerdings sofort eine Störfallmeldung auf, die eine Reihe<br />
von Systemchecks zur Fehlerbeseitigung zur Folge hätte.<br />
Sagt Müller: „Gleiches gilt für jede andere Art der rund<br />
380 rechnergestützten Anwendungen, die wir hier auf<br />
fünf Plattformen fahren. Etwa: Linux & OS 390, Windows,<br />
Solaris/Linus, AS400 und HP NonStop-Systeme.“<br />
Die Arbeit wird im Dreischichtbetrieb rund um die<br />
Uhr von jeweils neun Informatikern geleistet. Die Damen<br />
und Herren hocken, dreireihig angeordnet, gleich Rallyefahrern<br />
in ergonomisch geformten automobilen Recarositzen<br />
vor der Großbildwand. Jeder hat noch vier eigene<br />
Monitore auf seinem Arbeitstisch und beschäftigt sich<br />
unentwegt mit Sondierung, Diagnose sowie Informations-<br />
und Entstörungsmanagement. „Das mag wie Mäusekino<br />
aussehen“, erzählt Schichtleiterin Sabine Feilen* mit<br />
Blick auf die blinkenden Anzeigen, „aber unser Geschäft<br />
erfordert hohe Konzentration, Aufmerksamkeit und vor<br />
allem Flexibilität, denn die Dinge ändern sich von Minute<br />
zu Minute. Ein Störfall, und hier bimmeln alle Telefone<br />
zur gleichen Zeit.“<br />
Ihr immer prüfender Blick gilt dem großen Ganzen,<br />
dem sogenannten Cockpit-Viewer. Darauf sichtbar sind<br />
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