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Deutsche Bahn AG: Menschen bewegen – Welten verbinden

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Er und seine Mitarbeiter sind Angestellte der früheren<br />

DB-Tochter DE-Consult (<strong>Deutsche</strong> Eisenbahn-Consulting<br />

GmbH), jetzt DB International, die in einem Joint<br />

Venture mit den amerikanischen Partnern von Parsons<br />

Brinkerhoff sowie dem „3. Planungs- und Vermessungsbüro<br />

der chinesischen Eisenbahnen“ für Qualitätskontrolle<br />

im Verfahren General Supervision and Design<br />

Review sorgen. Heißt: Es geht um direkte Bauaufsicht<br />

und Prüfung aller technischen Unterlagen. Gleich Kladdenweise<br />

landen Entwürfe und Auslegungen auf den<br />

Bürotischen der auf Erd-, Tunnel- und Brückenbau spezialisierten<br />

Ingenieure und Physiker. Sie werden dort technisch<br />

überprüft, nochmals gerechnet, eventuell ergänzt,<br />

abgeändert, zuweilen auch in Frage gestellt sowie abgezeichnet<br />

und freigegeben.<br />

Unterschiedliche Kulturen<br />

Was kompliziert klingt, ist im Alltag noch viel komplizierter.<br />

Es beginnt mit der Textübersetzung, die zahlreiche<br />

Dolmetscher leisten. Zuweilen führt dies zu sprachlichen<br />

Missverständnissen bei Fachtermini und reicht<br />

gelegentlich bis zu unterschiedlicher Bauphilosophie.<br />

Theurer nennt das Zusammentreff en von West und<br />

Ost auf Konstrukteursebene den normalen „clash of<br />

cul tures“, wobei „uns immer eine Einigung gelingt, nur<br />

dauert das manchmal eben seine Zeit, und es ist mitunter<br />

ein zähes Ringen um das beste Ergebnis. Jedenfalls sind<br />

wir eine Art Rückversicherung für unsere Auftraggeber,<br />

denn wir tragen die Verantwortung.“<br />

Wer solches in der Fremde durchsteht, der braucht ein<br />

gerütteltes Maß Nervenkraft, Geduld gepaart mit Ausdauer<br />

und – dies vor allem – viel Lebensklugheit und<br />

Erfahrung. Theurers Vita bietet von allem etwas, inklusive<br />

der schwäbischen Kerntugend Beharrlichkeit.<br />

Geboren in Öringen nahe Schwäbisch-Hall, studierte<br />

er zuerst Architektur, übernahm später schnell Aufgaben<br />

der Bauüberwachung und des Vertragsmanagements.<br />

„Nur im Büro Striche ziehen, das war nicht meine Sache“,<br />

erinnert er sich. „Und daheim bleiben auch nicht.“ Raus<br />

wollte er, raus in die Welt. Wohin? Um das richtig zu erzählen,<br />

braucht es Globus und Spickzettel. Darauf steht:<br />

Saudi-Arabien, die Emirate, der Irak. Darauf steht jede<br />

Menge Europa. Von Dänemark bis zum Balkan. Darauf<br />

stehen Kenia und Taiwan und gleich mehrfach Volksrepublik<br />

China. Beijing sah er, als es für uns <strong>Deutsche</strong> noch<br />

Peking hieß, Schanghai schon, als der Stadtteil Pudong<br />

noch Reisfeld war. „Man wird geradezu verrückt, wenn<br />

man Augenzeuge dieser Entwicklung wird und zuschaut,<br />

in welch kurzer Zeit sich die Welt verändert.“<br />

Zur DE-Consult stieß Theurer 1983. Damals lebte er –<br />

trotz Krieges – mit Familie in Bagdad und übernahm zuerst<br />

einen Job im Vertragswesen. Aufgabe: Abwicklung<br />

internationaler Vereinbarungen, Planprüfung und Berichtswesen.<br />

„Eisenbahn war bis dahin eigentlich nicht<br />

mein Thema, aber wenig später war ich Projektleiter bei<br />

den Arbeiten an der <strong>Bahn</strong>strecke zwischen Kirkuk und<br />

Euphratregion vor Ort. Das waren 250 Kilometer Neubau<br />

und die Strecke kreuzte die alte Bagdad-<strong>Bahn</strong>.“<br />

Weltweiter Transfer technologischen und betrieblichen<br />

Eisenbahnwissens kombiniert mit dem Finanzierungs-Know-how<br />

einer Großbank gehörte schon immer<br />

zum Kerngeschäft der DE-Consult, die 1966 zu gleichen<br />

Teilen von <strong>Deutsche</strong>r Bank und damaliger Bundesbahn<br />

Der hohe Mobilitätsbedarf im Mittleren Osten macht die<br />

ölfördernden Staaten in Zukunft zu Eisenbahnländern.<br />

gegründet wurde. Das Servicepaket beinhaltete Gutachten,<br />

Verkehrsplanung, Realisierung von Verkehrsprojekten<br />

sowie Bauplanungs- und Steuerungsmaßnahmen.<br />

Mehr als 2.000 Projekte wickelte man seitdem in über<br />

100 Ländern ab, zuletzt als hundertprozentige Tochter<br />

der DB ProjektBau und ab sofort unter dem Dach der Anfang<br />

2007 neu geschaff enen DB International.<br />

Dort begreift man sich als Schnittstelle zwischen internem<br />

Leistungsportfolio und dem Bedarf weltweiter Kundschaft.<br />

Geschäftsanbahnung wäre auch ein richtiges<br />

Wort. „Wir haben“, sagt DB-Chef Hartmut Mehdorn,<br />

„wie wohl kaum ein anderer Konzern spezifi sches Wissen<br />

und Fähigkeiten in ganz vielen Bereichen, für die es auf<br />

dem internationalen Markt eine große Nachfrage gibt.<br />

Das beginnt bei klassischer Eisenbahntechnik, unserer<br />

Kernkompetenz, und geht bis hin zum Aufbau elektronischer<br />

IT-Netzwerke.“<br />

In diesem Sinne ist DB International ein wichtiger Baustein<br />

im strategischen Konzept des global agierenden<br />

Ausgebohrt Die größte Herausforderung beim Bau der neuen<br />

Schnellfahrstrecke entlang des Gelben Flusses ist der überall<br />

gegenwärtige Lössboden. Er wird entweder mit tonnenschweren<br />

Gewichten verdichtet oder mit Pfahlgründungen stabilisiert. Was<br />

die Bohrer aus der Erde holen, steht bereit zum Abtransport.<br />

Mobilitäts- und Logistikdienstleisters. Geschäftsführer<br />

Martin Bay unterstreicht dies: „Wo immer wir antreten,<br />

wissen unsere Kunden, dahinter steht das geballte Knowhow<br />

des ganzen DB-Konzerns, und was wir jetzt aufbauen,<br />

ist ein gutes internes Netzwerk. Jede gestellte Frage<br />

braucht eine konkrete Antwort, und insofern geht es auch<br />

darum, innerhalb der Organisation die richtigen Leute zu<br />

fi nden. Das Wissen ist da, es gilt – fl ott formuliert – den<br />

Schatz zu heben. Unsere Exportschlager sind dabei unter<br />

anderem die feste Fahrbahn oder etwa der digitale <strong>Bahn</strong>funk<br />

GSM-R, der gerade dabei ist, sich zum Weltstandard<br />

zu entwickeln.“<br />

Bay selbst war viele Jahre im Ausland tätig, vornehmlich<br />

im Mittleren Osten. Und eben dort, in Saudi-Arabien,<br />

in Abu Dhabi, Bahrain und Dubai, ergeben sich zahlreiche<br />

neue Chancen. „Die Ölländer“, schwärmt er, „werden Eisenbahnländer.<br />

Man hat hohen Mobilitätsbedarf, und wir<br />

blicken auf einen Markt von etwa 140 großen Projekten<br />

mit einem Finanzvolumen von 150 Milliarden Euro.“<br />

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