Deutsche Bahn AG: Menschen bewegen – Welten verbinden
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Toledo ist<br />
Dreh- und<br />
Angelpunkt<br />
des Luftfrachtgeschäfts<br />
von<br />
DB Logistics<br />
in den USA.<br />
as kleine Toledo hat ein großes<br />
Auge, mit dem es die<br />
Welt sieht – es ist sein Flughafen.<br />
Zwar geht es dort tagsüber<br />
eher gemütlich zu, man<br />
ist schließlich nicht in Atlanta oder in<br />
Chicago, wo jährlich über 150 Millionen<br />
Passagiere abgefertigt werden; aber des<br />
Nachts, nachts wandelt sich die Kulisse<br />
vom Provinztheater zur großen Oper.<br />
Dann fallen Flieger im Minutentakt vom<br />
Himmel und auf dem Flugfeld geht es<br />
zu, als spiele man D-Day. Mindestens.<br />
Plötzlich ist alles ein Scheinwerfer-<br />
Gleißen, darin die Licht- und Schattenspiele<br />
eines Balletts aus Gabelstaplern,<br />
Zugmaschinen, Transport- und Hubwagen.<br />
Einem Hornissenschwarm gleich<br />
sausen sie gen Parkpositionen, den ausrollenden<br />
Flugzeugen entgegen. Es sind<br />
dies zu Frachtern umgebaute Boeing-<br />
727-Jets und Luftfahrt-Packesel vom Typ<br />
DC 8. Deren Ladeluken schwingen auf,<br />
recken sich zum Himmel und aus den<br />
schlanken Aluminiumleibern quellen<br />
unentwegt tonnenschwere, unförmige<br />
Frachtpaletten.<br />
„Nightshow“ nennt sich das kafkaeske<br />
Spektakel, das unvermittelt eine<br />
Stunde nach Mitternacht einsetzt und<br />
Alles unter Kontrolle In der Operationszentrale informiert die Darstellung des US-<br />
Luftraums über die Flugbewegungen aller angekündigten Maschinen.<br />
mit beginnendem Tageslicht ebenso abrupt<br />
endet. Mitten auf dem Rollfeld,<br />
gleichsam im windstillen Auge des um<br />
ihn herum tobenden Orkans, steht Todd<br />
Hines. Er orchestriert das Ganze und will<br />
man ihm glauben, so fühlt er sich gerade<br />
im Mittelpunkt des Universums. Zumindest<br />
sagt er: „Dieser Anblick ist für<br />
mich pures Adrenalin. Man spürt den<br />
Herzschlag der Welt, unseres Unternehmens<br />
Schenker, und es ist Nacht für<br />
Nacht ein ungeheures Glücksgefühl.“<br />
Dafür gibt es noch eine andere Metapher,<br />
sie gleicht rhythmischen Trommelschlägen:<br />
„BOOM … BOOM … BOOM“, sagt<br />
Hines selig. „Wenn die Flieger runterkommen,<br />
das macht immer nur BOOM<br />
… BOOM … BOOM.“<br />
Zentrifugale Beschleunigung<br />
Toledo ist ein sogenanntes Hub. Oder<br />
Verkehrskreuz. Jedenfalls eine Drehscheibe<br />
mit zentrifugaler Beschleunigungskraft,<br />
die alles was Kiste oder Karton,<br />
was Paket, Päckchen oder Dokument<br />
ist, anzieht, durcheinanderwirbelt, neu<br />
sortiert und wieder von sich katapultiert.<br />
Hinaus zu Bestimmungsorten die<br />
da heißen: Mexiko City, New York, New<br />
Orleans oder Los Angeles, Denver,<br />
Toronto.<br />
Es gibt mehr solcher Plätze, größere<br />
auch. Louisville oder Memphis wären an<br />
vorderster Stelle zu nennen. Sie sind die<br />
World Port und Super-Hub genannten<br />
Luftfracht-Knotenpunkte der US-Transportriesen<br />
UPS oder FedEx. Dort erscheinen<br />
nicht nur Dutzende Flugzeuge<br />
am Himmel, dort stoßen Cargo-Frachter<br />
zu Hunderten gen Erde hinab. Sie speien<br />
ihre Ladung auf Sortierbänder in einer<br />
Gesamtlänge von über 300 Kilometern.<br />
Stündlich lassen sich darauf 300.000<br />
Einzelstücke transporttechnisch verarbeiten,<br />
und der dabei produzierte elektronische<br />
Datenfl uss übertriff t allein in<br />
30 Minuten den gesamten IT-Durchsatz<br />
der New Yorker Börse an einem einzigen<br />
Handelstag.<br />
Hub ist ein englisches Wort. Es bedeutet:<br />
Radnabe. Gemeinsam mit der Vokabel<br />
Spoke (Speiche) entsteht mit „Hub<br />
and Spoke“ (Nabe/Speiche) ein Kernbegriff<br />
internationaler Transportlogistik,<br />
denn sie nutzt zur Verknüpfung ihrer<br />
weltweiten Handelswege (tradelanes)<br />
genau dieses Prinzip. Fahre oder fl iege<br />
von A nach B nicht direkt, sondern über<br />
Z. So ungefähr. Hubs also sind Dreh- und<br />
Angelpunkte großer Netzwerke und ihrer<br />
bedient sich heutzutage jedes Transportmittel:<br />
angefangen von Luft- und<br />
Seefahrt bis hin zu landgestützten Schienen-<br />
und Straßenverkehren.<br />
Im Kosmos von DB Logistics mit seinen<br />
drei Marken Schenker, gestärkt<br />
durch die Integration von BAX Global,<br />
Railion und Intermodal gibt es jede Art<br />
Knotenpunkt, und Toledo ist darunter<br />
der wichtigste inneramerikanische Luftfrachtbaustein.<br />
Man bedient von dort<br />
Kunden des gesamten US-Markts sowie<br />
aus Kanada und Mexiko, fungiert aber<br />
auch als Bindeglied zwischen Europa<br />
und Australien. Es gibt direkte Cargo-<br />
Flüge zwischen Toledo und Frankfurt-<br />
Hahn, sowie Toledo und Sydney.<br />
Kreisverkehr im Weltmaßstab<br />
Weitere Drehkreuze im globalen „Flight<br />
Operations“-Angebot von Schenker sind<br />
die Airports Frankfurt/Main (Europa-<br />
Hub Kelsterbach), Hongkong und Singapur<br />
(Südostasien), die Flughäfen Tokio-Narita<br />
und Schanghai-Pudong, sowie<br />
Seouls neuer hochmoderner Cargo-<br />
Tempel Incheon. Er funktioniert als<br />
Sammelstelle und Einfallstor zu den sich<br />
schnell entwickelnden urbanen Produktionsstandorten<br />
Zentral-Chinas.<br />
Von Incheon geht es zum Beispiel<br />
über Moskau zurück gen Europa, und es<br />
sind jährlich mehr als 800 Frachtfl üge,<br />
die Schenker auf dieser oder ähnlichen<br />
Routen abwickelt. Das System, gefl ogen<br />
im Vollcharter mit DC 10 F oder Boeing<br />
Nationalstolz Stars and<br />
Stripes und ganz viele Päckchen<br />
und Pakete: Was die Maschinen<br />
an Ladung mitbringen, wird im<br />
Frachtzentrum von Toledo auf<br />
Transportbändern nach neuen<br />
Bestimmungsorten sortiert.<br />
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