Deutsche Bahn AG: Menschen bewegen – Welten verbinden
Deutsche Bahn AG: Menschen bewegen – Welten verbinden
Deutsche Bahn AG: Menschen bewegen – Welten verbinden
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Container<br />
im schnellen<br />
Wechsel<br />
zwischen<br />
Schiene<br />
und Straße<br />
Checkpoint Einfahrt zum<br />
Kombi-Terminal Billwerder.<br />
Nach der Anmeldung wird<br />
Truckern eine Be- oder Entladeposition<br />
zugewiesen.<br />
128<br />
ein Lkw unter seiner schwebenden Kommandozentrale.<br />
„Sattelaufl ieger Firma<br />
Richter“, murmelt der gebürtige Jugoslawe,<br />
dreht dabei ein bisschen an den<br />
Knöpfen seines Krans und lässt den<br />
14 Tonnen schweren Trailer langsam<br />
zum Eisenbahnwaggon schweben. „Der<br />
geht nach München.“<br />
Ramadani schaff t rund 150 Ladeeinheiten<br />
in seiner Schicht. Die Elektronik<br />
nimmt ihm dabei keineswegs alle Arbeit<br />
ab. Wie ein Schachspieler muss er im<br />
Kopf immer „ein paar Züge vorausdenken“<br />
und seinen ganz eigenen Rhythmus<br />
im Aufspüren effi zientester Verlademuster<br />
fi nden.<br />
„Der kürzeste Weg zwischen Auf-<br />
und Abladen ist immer der Beste“, sagt<br />
im Büro sein Chef Manfred Schuster. Er<br />
leitet diese Schnittstelle zwischen Schiene<br />
und Straße und er hat ein paar Zahlen<br />
parat: 46 Mitarbeiter im Zweischichtbetrieb.<br />
Terminal-Gesamtfl äche 350.000<br />
Quadratmeter. Darauf acht Zugbildungs-<br />
und Krangleise (4 à 720 Meter und 4 à<br />
620 Meter), fünf Portalkräne mit Spurbreite<br />
46,50 Meter, sowie 41 Tonnen<br />
Tragfähigkeit, ausgelegt die ganze Anlage<br />
einst auf rund 25.000 Ladeeinheiten<br />
(LE) pro Jahr. „Aber da sind wir längst“,<br />
sagt Schuster. „Bei uns sind fast alle<br />
Ladezeitfenster gefüllt und in drei Jahren,<br />
so meine Schätzung, sind wir bei<br />
300.000 Einheiten.“<br />
Derzeit laufen täglich zwischen 2:00<br />
und 7:30 Uhr bis zu 24 Züge ein. Oder gehen<br />
von 16:00 bis 21:30 Uhr wieder ab.<br />
Man verbindet dabei im sogenannten<br />
Nachtsprung Norddeutschland mit 28<br />
weiteren Terminals an anderen Wirtschafts-standorten<br />
der Republik, fährt<br />
Gateway-Verkehre gen Kiel, Rostock<br />
und Lübeck, bedient auch Terminals in<br />
Italien und in der Schweiz.<br />
Nur der Hafen bleibt außen vor. „Unsere<br />
Funktion ist eigentlich die Versorgung<br />
des Großraums Hamburg. Große<br />
Handelsketten und Warenhäuser beliefern<br />
über uns ihre Filialen, die Post fährt<br />
ihre 160 km/h schnellen Pic-Züge von<br />
hier, und auch die Papierindustrie ist<br />
einer unserer großen Kunden.“ Hinzu<br />
kommen Gefahrgut-Einheiten und auch<br />
jede Menge Transportgüter anderer, DBfremder<br />
Eisenbahnen. „Wettbewerb ist<br />
heutzutage völlig normal für uns“, sagt<br />
Schuster zum Abschied. Und fügt hinzu:<br />
„Hauptsache Schiene.“<br />
DB Logistics bedient allerdings auch<br />
die Kundschaft auf der Straße, ja DB Logistics<br />
ist mit der ihr zugeordneten DB-<br />
Tochter Schenker sogar Europas größter<br />
Landtransporteur. Mit 700 Geschäftstellen<br />
in über dreißig Ländern und mit rund<br />
7.500 fahrplanmäßig vertakteten Verkehren.<br />
Von Barcelona in Spanien bis<br />
Tallinn in Estland. Ein solches System<br />
braucht natürlich seine Drehscheiben,<br />
seine Knotenpunkte, seine Hubs und damit<br />
letzter Szenenwechsel – ab in die<br />
Provinz, Ziel Friedewald.<br />
Hub Friedewald liegt zentral<br />
Eine klitzekleine Gemeinde mit einem<br />
großen Auge auf die Welt. Ideal als Drehscheibe,<br />
so wie Toledo. Besser übrigens<br />
lässt sich die Mitte Deutschlands nicht<br />
treff en: Friedewald liegt mit seinen Geokoordinaten<br />
Länge 10’/02’ Ost und Breite<br />
50’/02’ Nord praktisch im Herzen der<br />
Republik. Das macht den Ort, neben seiner<br />
direkten Autobahnanbindung, für<br />
Spediteure so wertvoll. Was man nicht<br />
unbedingt wissen muss, schließlich<br />
kennt auch niemand das unsichtbare,<br />
feinmaschige Transportnetz, dessen viele<br />
Fäden aus Nord und Süd, aus Ost und<br />
West allesamt dort, am Hub Friedewald<br />
zusammenlaufen.<br />
Es sind dies 47 nationale und 37 internationale<br />
Lastkraftwagenverkehre (Relationen)<br />
mit täglich 120 An- und Abfahrten<br />
in deutsche und europäische<br />
Metropolen. Die Systematik gleicht dem<br />
Luftfrachtgeschäft. Sie besteht in später<br />
abendlicher Ankunft der Lkw, dem Ausladen<br />
ihrer Güter, dem Sortieren und<br />
Umverteilen, sowie der neuerlichen Beladung<br />
von sogenannten Wechselbrücken<br />
an 110 Toren.<br />
All das geschieht auf 5.900 Quadratmetern,<br />
es sieht chaotisch aus, ist aber<br />
mathematisch berechnet, summiert sich<br />
in der Spitze auf 2.000 Frachttonnen per<br />
Nacht und geschieht in nur vier Stunden.<br />
Letzte Lkw-Abfahrt ist gegen 0:30<br />
Uhr. Danach schließen sich die Ladetore<br />
und es wird wieder still in Friedewald.<br />
Ganz so wie in Toledo.<br />
Abgehoben Portalkräne leisten in<br />
Billwerder Schwerstarbeit. Sie hieven<br />
Container oder Aufl ieger vom Lkw<br />
auf Güterwaggons.<br />
129