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Richard Dawkins: Das egoistische Gen 165<br />

lese erklären. Da in <strong>de</strong>r Natur die Küken alle leibliche Brü<strong>de</strong>r<br />

und Schwestern sind, wür<strong>de</strong> ein Gen für das Ausstoßen <strong>de</strong>s<br />

Futtergezwitschers sich ausbreiten, vorausgesetzt die Kosten<br />

für <strong>de</strong>n Zwitschern<strong>de</strong>n betragen <strong>wen</strong>iger als die Hälfte <strong>de</strong>s<br />

Nettovorteils für die an<strong>de</strong>ren Küken. Da <strong>de</strong>r Vorteil unter die<br />

ganze Brut aufgeteilt wird, die gewöhnlich aus mehr als zwei<br />

Küken besteht, kann man sich <strong>de</strong>nken, daß die Bedingung<br />

erfüllt ist. Unter <strong>de</strong>n Bedingungen <strong>de</strong>r Haustierhaltung o<strong>de</strong>r<br />

auf Hühnerfarmen, wo Hennen frem<strong>de</strong> Eier, sogar Truthahno<strong>de</strong>r<br />

Enteneier, untergeschoben wer<strong>de</strong>n, versagt die Regel<br />

natürlich. Aber man kann we<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Henne noch von ihren<br />

Küken erwarten, daß sie dies erkennen. Ihr Verhalten hat sich<br />

unter <strong>de</strong>n üblicherweise in <strong>de</strong>r Natur vorherrschen<strong>de</strong>n Bedingungen<br />

herausgebil<strong>de</strong>t, und dort fin<strong>de</strong>t man gewöhnlich keine<br />

Frem<strong>de</strong>n in seinem Nest.<br />

Gelegentlich kommen Fehler dieser Art jedoch auch bei freileben<strong>de</strong>n<br />

Tieren vor. Bei Arten, die in Ru<strong>de</strong>ln o<strong>de</strong>r Her<strong>de</strong>n<br />

leben, kann ein verwaistes Jungtier von einem frem<strong>de</strong>n Weibchen<br />

angenommen wer<strong>de</strong>n, meist von einem, das sein eigenes<br />

Junges verloren hat. Affenforscher benutzen gelegentlich das<br />

Wort „Tante“ für ein adoptieren<strong>de</strong>s Weibchen. In <strong>de</strong>n meisten<br />

Fällen liegen aber keinerlei Anzeichen dafür vor, daß es wirklich<br />

eine Tante o<strong>de</strong>r überhaupt eine Verwandte ist. Wenn<br />

die Affenforscher so genbewußt wären, wie sie sein könnten,<br />

wür<strong>de</strong>n sie ein wichtiges Wort wie „Tante“ nicht <strong>de</strong>rart unkritisch<br />

benutzen. In <strong>de</strong>r Mehrzahl <strong>de</strong>r Fälle sollten wir die Adoption,<br />

so rührend sie auch zu sein scheint, als Fehlan<strong>wen</strong>dung<br />

einer eingebauten Regel betrachten. Das e<strong>de</strong>lmütige Weibchen<br />

tut seinen eigenen Genen keinen Gefallen damit, daß<br />

es sich um das verwaiste Junge kümmert. Es versch<strong>wen</strong><strong>de</strong>t<br />

<strong>Zeit</strong> und Energie, die es in das Leben seiner eigenen Verwandten,<br />

insbeson<strong>de</strong>re zukünftiger eigener Nachkommen, investieren<br />

könnte. Vermutlich kommt <strong>de</strong>r Fehler zu selten vor, als<br />

daß sich die natürliche Auslese „die Mühe gemacht“ hätte,<br />

die Regel zu än<strong>de</strong>rn, in<strong>de</strong>m sie <strong>de</strong>n mütterlichen Instinkt<br />

kritischer macht. In zahlreichen Fällen kommt es übrigens<br />

nicht zur Adoption, und das verwaiste Junge ist <strong>de</strong>m Tod aus-

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